NFL London Game - Vikings vs. Jets
NFL - New York Jets müssen Aaron Rodgers mehr helfen - ein Kommentar
- Aktualisiert: 28.10.2024
- 13:29 Uhr
- Kevin Obermaier
Die New York Jets verlieren gegen die Minnesota Vikings ihr zweites Spiel in Folge. Aaron Rodgers wirft dabei drei Interceptions - und ist dennoch nicht der Hauptschuldige. Ein Kommentar.
Aus London berichtet Kevin Obermaier
Die New York Jets sind in der Krise. In einer hausgemachten. Gegen die Minnesota Vikings gab es die zweite vermeidbare Niederlage in Folge (17:23).
Dass Aaron Rodgers bei beiden Pleiten einen gebrauchten Tag erlebte, wäre noch untertrieben. In London unterliefen dem 40-Jährigen ganze drei Interceptions - erst zum sechsten Mal in seiner 20-jährigen NFL-Karriere.
Ein Pick ging sogar zurück in die eigene Endzone (erst zum fünften Mal in seiner Karriere) und ermöglichte den Vikings letztlich entscheidende sechs Punkte.
Doch Rodgers allein für die Jets-Enttäuschungen der vergangenen acht Tage verantwortlich zu machen, wäre falsch. Und ein bisschen ungerecht.
Denn Fakt ist: Der Quarterback erhält im Moment auch absolut keine Hilfe.
Nicht von seiner Offensive Line, die gegen Denver und Minnesota insgesamt acht Sacks zuließ. Und vor allem nicht von seinem Offensive Coordinator Nathaniel Hackett, der offenbar entschieden hat, das Laufspiel aus seinem Repertoire zu streichen.
Gegen Denver liefen die Jets den Ball immerhin noch 23-mal für 64 Yards. Gegen Minnesota waren es gerade noch 14 magere Laufversuche für noch magerere 36 Yards. Und das jeweils im Regen, in dem (genaue) Pässe von Natur aus schwerer sind und ein variables Laufspiel in der Regel das Mittel der Wahl.
Playcalling, das keinen Sinn ergibt. Und Rodgers unnötig unter Druck setzt. Gegen Denver warf der Quarterback den Ball 42-mal, gegen Minnesota unfassbare 54-mal (oder besser: musste ihn werfen). Gegen eine starke Defense wie die der Vikings sind da drei Interceptions fast noch heilig.
Rodgers kann es nicht alleine richten
Ungleichgewicht zwischen Pass- und Laufspielzügen hat selten zum Erfolg geführt. In einem einzigen Spiel, wenn es die Umstände erfordern, vielleicht - man erinnere nur an den legendären Sieg der New England Patriots bei den Buffalo Bills im November 2021, als Bill Belichick den Ball bei starkem Wind nur dreimal passen ließ.
Eine so krasse Imbalance wie bei den Jets gerade kann aber über lange Sicht nur ins Verderben führen.
Rodgers selbst soll dabei nicht von jeglicher Schuld freigesprochen werden. Die drei Picks gegen die Vikings gehen allesamt auf seine Kappe. Er selbst meinte nach dem Spiel, "unter seinem Standard" gespielt zu haben.
Aber auch ein künftiger Hall-of-Famer kann nicht in jedem Spiel fehlerfrei bleiben, geschweige denn zaubern.
Vor allem nicht mit 40, nach einer schweren Achillessehnenverletzung. Vor allem nicht, wenn er dauern fürchten muss, von einem 100-Kilo-Monster auf den Boden gehauen zu werden, weil die O-Line durchlässiger als eine Drehtür in Einkaufszentren ist.
Externer Inhalt
Vikings vs. Jets in London
Einem Mann wie Rodgers den Ball in den entscheidenden Momenten in die Hand geben zu wollen, ist verständlich. Aber nicht ständig. Nicht bei 80 Prozent der Snaps.
Immerhin scheint der Fehler erkannt. Robert Saleh konstatierte nach der Partie: "Unser Laufspiel ist nicht gut genug."
Der Head Coach hat recht. Werden die Jets offensiv nicht schleunigst wieder variabler - und die Spieler dazu haben sie -, wird die hausgemachte Krise noch eine ganze Weile andauern.
Auch interessant: NFL: Jayden Daniels Wahnsinn!