NFL: Bryce Young auf die Bank zu schicken, ist ein Fehler - Ein Kommentar

von Mike Stiefelhagen

Quarterback Bryce Young wurde von den Carolina Panthers offiziell gebenched. Damit bleibt sich die Franchise treu und bastelt weiter an einer endlosen Fehlerkette.

Für viele mag es eine nachvollziehbare Entscheidung sein, nachdem der erst 23-Jährige schlecht spielte und mit Andy Dalton (36) ein erfahrener Back-Up verfügbar ist.

Doch eigentlich ist es nicht mehr als die finale Bankrotterklärung einer Franchise.

Untermalt von den Worten des Head Coaches Dave Canales, welcher nach der 3:26-Pleite gegen die Los Angeles Chargers noch kühn in die Kamera sagte: "Bryce ist unser Quarterback. Man sammelt auf der Bank keine Erfahrung, man muss da durch und es auf dem Platz erleben".

Keine zwölf Stunden später ist Young weg vom Fenster.

Blick in die Vergangenheit: Das Problem ist nicht der Quarterback

Lasst uns etwas tun, was die Panthers nicht tun: das große Ganze sehen.

2015 stand man im Super Bowl, verlor gegen die Denver Broncos. 2017 das letzte Mal Playoffs, damals das Aus in der Wild Card-Runde gegen die New Orleans Saints. 2018 begann die Ära von Besitzer David Tepper. Er übernahm den Laden von Jerry Richardson. Der Anfang vom Ende.

Seit sechs Jahren wartet das Team auf einen positiven Record. Trainer wurden verbrannt. Ron Rivera (am Ende), Perry Fewell, Matt Rhule, Steve Wilks, Frank Reich, Chris Tabor und jetzt Canales. Keiner von ihnen brachte das Team in die Spur. General Manager Marty Hurney, Scott Fitterer und jetzt Dan Morgan versagen. Quarterbacks wie Cam Newton (am Ende), Kyle Allen, Taylor Heinicke, Will Grier, Teddy Bridgewater, P.J. Walker, Sam Darnold oder Baker Mayfield waren nicht gut genug und wurden beliebig ausgetauscht.

Man hat mit Brian Burns, Christian McCaffrey und D.J. Moore Stars im besten Alter verjagt. "Für eine bessere Zukunft".

Die Wahrheit ist: nie sah ein Team weniger kompetitiv aus, als die aktuellen Panthers. Die Gegenwart erlaubt keine gute Zukunft. Und jetzt wird ein 23-Jähriger zum Sündenbock gemacht.

Wohin soll das führen?

Young nur ein Sündenbock

Die Young-Thematik ist ein Paradebeispiel.

Rückblick ins Jahr 2023: Die Chicago Bears haben im NFL Draft den ersten Pick.

Die Panthers wären an Position neun an der Reihe und sind nach Jahren des Versagens und voller Fehleinschätzungen der Meinung, viel Kapital hergeben zu müssen, da der Top-QB im Draft bestimmt alles besser machen wird!

Also geht man einen Trade mit den Bears ein. D.J. Moore, zwei Erstrundenpicks, zwei Zweitrundenpicks gehen rüber. Dafür bekommt man Young. Er bekommt einen Vierjahresvertrag über ca. 38 Millionen US-Dollar. Voll garantiert.

Seitdem spielt Young. Und die Panthers spielen schlecht. Er ist im zweiten NFL-Jahr, hat seinen dritten Trainer, den zweiten GM und steht 2-16 als Starter. Er spielt verunsichert, bekommt die einfachsten Bälle nicht an. Andy Dalton durfte letztes Jahr schon Mal einspringen und war keinen Deut besser. Übrigens die Panthers stehen 31-70 in der Tepper-Error, sorry, Ära. 

Mitspieler sind gefrustet, Fans buhen Young aus. Die ganze Welt ist gegen ihn, während der damalige zweite Pick im Draft, C.J. Stroud bei den Houston Texans Rekorde feiert.

Meine Spekulation: Würden beide die Teams wechseln, wäre Stroud bestimmt nicht Rookie des Jahres geworden. Zumal Canales sich erst hinter den QB stellte, um ihn jetzt fallen zu lassen. Das Young-Lager ist von der Entscheidung überrascht, Young bedankte sich nach dem Spiel sogar noch für das Vertrauen. Wie sehr willst du deinen eigenen Rohdiamanten weg werfen? Ja!

Minus mal Minus ist nicht immer Plus

Zunächst mal das Eingeständis: Ja, Bryce Young spielt aktuell trotz der Umstände so schlecht, dass er hinterfragt werden darf.

Aber was soll das bringen? Du hast dich für diesen Weg entschieden! Ihn jetzt aus der Verantwortung zu nehmen, wird angesichts der weiteren offensichtlichen Baustellen keine Playoff-Teilnahme einbringen.

Im Gegenteil! Du wirfst alles weg, ohne die endgültige Entwicklung abzuwarten. Würde sich Young erholen, könnte es einen Ruck geben. Zur Not eine Wertsteigerung, die man für einen Trade und neues Kapital nutzen könnte, wenn man zukünftig auf einen neuen Quarterback setzen möchte.

Ihn jetzt aber zu benchen, ist das Ende.

Niemand wird ihn haben wollen, er kostet garantiertes Geld und deine Chancen auf die Playoffs haben sich nicht erhöht. Kurzfristig mag es vielleicht einen Effekt haben und mit Dalton holt man vielleicht ein oder zwei Siege mehr. Aber im Großen und Ganzen hat man sich die letzte kleine Hoffnung geraubt.

Wenn Dalton nicht performt, was dann? Young wieder einsetzen? Dann kann sich die Franchise direkt umbenennen. Carolina Clowns wäre ein Vorschlag. Das Team zersägt sich selbst. 

Die Carolina Panthers versuchen einen Fehler mit einem Fehler wieder gut zu machen. Doch Minus mal Minus ergibt nur in der Mathematik Plus.