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NFL: San Francisco 49ers: Rekordvertrag von McCaffrey als Symbol des Absturzes - ein Kommentar
- Aktualisiert: 12.09.2024
- 11:28 Uhr
- Chris Lugert
Christian McCaffrey verlängert seinen Vertrag bei den San Francisco 49ers. Damit steigt er zwar zum bestbezahlten Running Back der NFL auf, symbolisiert aber auch den Niedergang der Position an sich. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Sportlich hat Christian McCaffrey längst neue Maßstäbe in der NFL gesetzt. Über die vergangenen Jahre war kein Running Back so komplett, so dominant und so unaufhaltsam. Die vergangene Saison war der bisherige Höhepunkt des 27-Jährigen.
Mehr als 2.000 Scrimmage Yards, den Uralt-Rekord der 49ers für die meisten Spiele in Serie mit mindestens einem Touchdown eingestellt, Offensive Player of the Year, Platz drei bei der MVP-Wahl - individuell gab es kaum einen besseren Spieler.
Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass ein solcher Spieler in Sachen Gehalt zumindest seine Positionsgruppe anführt. Und das tut er dann jetzt auch endlich. Am Dienstag wurde bekannt, dass McCaffrey seinen Vertrag in San Francisco vorzeitig verlängert.
Ohnehin stand er noch bis Ende der Saison 2025 unter Vertrag, die Verlängerung bis einschließlich 2027 bindet ihn nicht nur bis in seine 30er an die 49ers. Mit 19 Millionen Euro jährlich 2026 und 2027 springt er auch an die Spitze aller Running Backs.
Und doch erscheint diese Summe nicht ansatzweise angemessen für die individuelle Qualität von "CMC". Zum Vergleich: Als Wide Receiver stünde er mit 19 Millionen Dollar Jahresgehalt aktuell auf Platz 23 (!) der Positionsgruppe.
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Damit verdient McCaffrey weniger als Spieler wie Terry McLaurin, Calvin Ridley, Keenan Allen, Chris Godwin und - aufgepasst - Brandin Cooks. Jener Cooks, der es bei den Dallas Cowboys in der vergangenen Saison auf imposante 657 Yards und acht Touchdowns gebracht hat.
Fun Fact: McCaffrey hatte als Running Back nur rund 100 Receiving Yards und einen Receiving Touchdown weniger.
Auch McCaffreys Vertrag verschiebt keine Grenzen
Alle genannten Receiver sind sehr gute NFL-Spieler. Aber keiner von ihnen dürfte jemals auch nur ansatzweise in die Nähe einer Auszeichnung zum Offensive Player of the Year kommen oder gar in der MVP-Konversation landen. Denn McCaffrey ist ein Elitespieler der Liga, was sich in seinem Vertrag aber nicht widerspiegelt.
Natürlich gibt es Gründe für den Vertrag. Running Backs sind verletzungsanfälliger, auch McCaffrey hatte bei den Carolina Panthers häufig mit Blessuren zu kämpfen. 2020 verpasste er fast die komplette Saison, 2021 mehr als die halbe. Und wenn die Vertragsverlängerung greift, steht sein 30. Geburtstag bevor. Für Running Backs fast schon ein biblisches Alter.
Doch wenn nicht einmal der beste Running Back der Gegenwart einen Vertrag bekommt, der Ausdruck der Einmaligkeit seiner Qualität und Leistungen ist, sagt das alles aus über den Niedergang dieser einst so wertvollen Position.
Kaum eine Position hat in den vergangenen Jahren derart an Relevanz eingebüßt - vor allem auf den Gehaltsschecks. Selbst die Besten ihrer Zunft gelten als austauschbar und bekommen kaum noch langfristige und hoch dotierte Verträge.
Auch McCaffrey hat keinen Vertrag unterschrieben, der in komplett andere Dimensionen führt. Seine 19 Millionen Dollar jährlich sind nur vier Millionen Dollar mehr als Alvin Kamara und fünf Millionen mehr als Jonathan Taylor. Angesichts seiner Leistungen hätte es hier einen deutlicheren Abstand geben müssen. Dass es diesen nicht gab, ist ein klares Zeichen.
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McCaffrey spielt in der falschen Epoche
Das hängt natürlich mit dem generellen Wandel der NFL zusammen, in der das Passspiel in den vergangenen Jahren eine immer größere Rolle eingenommen hat. Ein Team mit einem Elite-Passspiel kann auch ohne funktionierendes Laufspiel zumindest mithalten. Umgekehrt gibt es da keine Chance.
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Die New York Jets waren im vergangenen Jahr ein gutes Beispiel. Breece Hall war der beste Offensivspieler seines Teams, konnte das desaströse Quarterback Play von Zach Wilson oder Tim Boyle aber nicht retten.
Schon 2023 gab es große Diskussionen, als Spielern wie Saquon Barkley oder Josh Jacobs, die ebenfalls zu den besten Running Backs gehören, langfristige Verträge verweigert wurden. Beide bekommen nach ihren Wechseln zu den Philadelphia Eagles (Barkley) bzw. Green Bay Packers (Jacobs) übrigens um die zwölf Millionen Dollar jährlich.
Das zeigt: NFL-Teams haben sich offenbar ein Limit gesetzt, was sie ihren Running Backs zahlen wollen - auch ihren Besten. Man stelle sich vor, wie viel Geld McCaffrey hätte einstreichen können, wenn es den heutigen Salary Cap vor 20 oder auch nur 15 Jahren gegeben hätte. Damals, als Running Backs noch ein hochgeschätzter Bestandteil jeder Offense waren - und sogar MVP-Titel gewannen.
Doch diese Zeiten scheinen vorbei. Auch wenn McCaffrey auf dem Papier jetzt der bestbezahlte Running Back ist, so ist er das Symbol des Niedergangs einer einstigen Premium-Position geworden. Statt dem Wert des Running Backs neuen Schub zu verleihen, hat sein Vertrag den Bedeutungsverlust der Position auch finanziell endgültig manifestiert.
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