American Football
NFL: Cincinnati Bengals opfern für offensives Spektakel ihre Chancen auf den Super Bowl - ein Kommentar
- Aktualisiert: 17.03.2025
- 10:48 Uhr
- Chris Lugert
Die Cincinnati Bengals statten ihre beiden Wide Receiver Ja'Marr Chase und Tee Higgins mit neuen Super-Verträgen aus. Doch die Realitäten in der NFL funktionieren nicht wie bei Fantasy Football, um Erfolg zu haben. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Sie haben es also tatsächlich getan. Die Cincinnati Bengals handeln gegen alle Vernunft des NFL-Geschäfts und geben sowohl Ja'Marr Chase als auch Tee Higgins neue Verträge - mit Rekordvolumen, versteht sich.
Chase steigt nach seiner Triple-Crown-Saison zum bestbezahlten Nicht-Quarterback der NFL-Geschichte auf. Vier Jahre, 161 Millionen US-Dollar - das entspricht einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 40,25 Millionen Dollar.
Higgins bekommt zwar etwas weniger, sein Vierjahresvertrag über 115 Millionen Dollar ist aber ebenfalls eine historische Bestmarke. Noch nie hat ein Nummer-2-Receiver so viel verdient, auch wenn nur zwei Jahre davon garantiert sind.
Mit dem Vertrag von Quarterback Joe Burrow, der im Schnitt 55 Millionen Dollar im Jahr einstreicht, verdienen allein die drei Schlüsselspieler der Offense pro Saison 124 Millionen Dollar - ein unglaublicher Wert.
Nun ist das durchschnittliche Gehalt nicht gleichzusetzen mit dem Cap Hit eines Spielers pro Saison, und zumindest bei Chase beginnt das neue Arbeitspapier ja auch erst 2026. Doch mit Blick auf die Zukunft sind diese Verträge dennoch verheerend.
NFL: Hendrickson-Abgang immer wahrscheinlicher
Man könnte meinen, die Verantwortlichen in Cincinnati verwechseln aktuell ihr Daily Business mit der virtuellen Welt von Fantasy Football. Doch dabei vergessen sie, dass es für den Erfolg eines NFL-Teams auch ein Defense braucht.
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Und die ist bei den Bengals seit Jahren eine Problemstelle. Lösungen zeichnen sich aber nicht ab, im Gegenteil: Spätestens mit den beiden Receiver-Verträgen erscheint ein Trade von Trey Hendrickson immer wahrscheinlicher.
Dabei war der 30-Jährige in der vergangenen Saison der Anker einer ansonsten kaum konkurrenzfähigen Defense. Hendrickson führte die Liga in Sacks an, sein Vertrag läuft nach der kommenden Saison aus. Eine Verlängerung ist jetzt quasi unmöglich.
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Cincinnati Bengals: Will man Spektakel oder Erfolg?
Und da stellt sich die Frage: Hätte man statt mit Higgins nicht lieber mit Hendrickson verlängern sollen? Oder was genau ist die Vision in Ohio? Will man Spektakel - oder will man Erfolg?
Die NFL mit ihrem Salary Cap zwingt die Teams hier zu einer Entscheidung. Um den Super Bowl gewinnen zu können, braucht es gute, balancierte und kreative Entscheidungen im Roster Building. Gute Drafts sind ebenfalls essenziell.
General Manager Howie Roseman von den Philadelphia Eagles zeigt das seit Jahren auf einem ganz eigenen Niveau. Die Bengals jedoch sind von derartiger Qualität im Front Office weit entfernt. Und das wird sich bemerkbar machen.
Natürlich ist es verständlich, dass ein derart starkes Trio wie Burrow-Chase-Higgins zusammenbleiben will. Alle drei wollen aber auch ihren Leistungen entsprechend bezahlt werden. Und das widerspricht den Mechanismen der NFL.
Joe Burrow vielleicht bald MVP - und dann?
Von einem Quarterback wie Burrow sollte man erwarten können, dass er es auch hinbekommen würde, mit Chase und daneben einem Rookie oder einem durchschnittlichen Receiver produktiv zu sein. Denn genau deshalb verdient er ja so viel.
Für Burrows Statistiken mag es förderlich sein, wenn er Chase und Higgins in seinen Reihen hat. Die MVP-Konversation ist dann auch nicht mehr weit. Aber einem Super-Bowl-Ring kommen er und die Bengals so kein Stück näher.
Bei Fantasy dürften Burrow, Chase und Higgins auch in den kommenden Jahren sichere Picks sein. Für die Defense kann man ja einfach irgendein anderes Team nehmen. Aber das geht in der wirklichen Welt nicht.
Spätestens, wenn die Bengals womöglich häufiger Spiele verlieren werden, in denen sie selbst mehr als 30 oder gar 40 Punkte scoren und sie deshalb vielleicht wieder die Playoffs verpassen, werden sie das merken. Dann ist es aber zu spät.