Wieder und wieder benutzte Jerry Jones vor Beginn der NFL-Saison 2024 einen bestimmten Ausdruck. Wenn es um die Zielsetzung seiner Dallas Cowboys ging, war die Richtung für den milliardenschweren Owner klar: "All in".
Eine wenig verwunderliche Aussage, sollte doch nach drei Spielzeiten in Folge mit jeweils zwölf Siegen in der regulären Spielzeit endlich der ganz große Wurf gelingen. Endlich eine Super-Bowl-Teilnahme, von der die Fans von "America's Team" schon seit Jahrzehnten träumen.
Dafür nahm das Team auch mächtig Geld in die Hand. Quarterback Dak Prescott wurde mit einem neuen Vertrag über 240 Millionen US-Dollar ausgestattet – und auch Wide Receiver CeeDee Lamb kassierte ordentlich ab. Sage und schreibe 376 Millionen US-Dollar wandern in den kommenden Jahren auf die Konten der zwei Starspieler.
Doch der Blick auf das große Ganze erschien derweil wenig inspirierend. In der Free Agency tat das Team so gut wie nichts, das Aushandeln der beiden Mega-Verträge zog sich zäh in die Länge und und auch die Draft-Picks der Cowboys versprachen nicht den großen Wurf.
Und dennoch: Das Motto "All in" blieb – und ist aktuell so weit weg wie selten. Drei Siege gelangen in neun Spielen, zwei davon gegen Gegner, die zu den schlechtesten Teams der Liga gehören. In allen anderen Partien war Dallas unterlegen – teilweise massiv, wie beispielsweise bei der höchst unangenehmen 9:47-Niederlage gegen die Detroit Lions.
In der NFC East bedeutet das Rang drei, in der gesamten Conference steht derweil ein enttäuschender 13. Platz zu Buche. Nur drei Teams sind noch schlechter.
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Prescott schwerer verletzt
All dies passierte derweil mit dem hochbezahlten Prescott als Spielmacher. Doch auf diesen kann das Team in der laufenden Spielzeit wohl nicht mehr bauen. In der vergangenen Woche verletzte sich der Signal Caller im Spiel gegen die Atlanta Falcons.
Erste Hoffnungen, die Verletzung könnte nicht so schlimm sein, bestätigten sich nicht. Die Oberschenkelmuskulatur des 31-Jährigen ist teilweise gerissen, eine Operation ist nötig. Das endgültige Saisonaus ist demnach unvermeidlich.
Was aber bedeutet dies für den weiteren Saisonverlauf? Oder um die Frage zu präzisieren: Was genau sollten die Cowboys mit der restlichen Spielzeit anstellen?
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Tanking als Option
Nur Rang 13 von 16 in der NFC, der Star-Quarterback verletzt, und schwere Duelle – davon unter anderem zwei Division-Duelle gegen die bärenstarken Washington Commanders – vor der Brust. Soll sich das Team von Head Coach Mike McCarthy noch auf das Erreichen weiterer Siege konzentrieren, oder doch die Saison abschenken?
Immerhin könnte die Franchise mit Tanking, also dem absichtlichen Verlieren, um beim nächsten Draft dank einer schlechten Bilanz weit oben picken zu können, in die Zukunft investieren.
Laut US-Medien sind die Meinungen darüber innerhalb der Franchise gespalten. So herrscht unter anderem Angst, die Spieler könnten durch eine Tanking-Strategie demoralisiert werden. Zudem gibt es Zweifel, dass Cheftrainer McCarthy, dessen Verbleib ohnehin die meisten Cowboys-Fan verwundert hatte, und der vermutlich nach der aktuellen Saison keinen neuen Vertrag mehr bekommt, eine derartige Strategie überhaupt mitmachen würde.
Rush oder Lance als Prescott-Ersatz
Ein nicht zu verachtender Faktor ist zudem das Quarterback-Thema. Neben Prescott stehen aktuell Routinier Cooper Rush und Ex-Niners-Profi Trey Lance im Kader.
NFL - Quarterback-Situationen: Baltimore Ravens finden neuen Backup für Lamar Jackson
Die Quarterback-Situationen der NFL-Teams Die NFL-Saison 2025 wirft ihre Schatten voraus, im Zuge der Free Agency und des Drafts verändert sich die Lage der Teams auf der Quarterback-Position teilweise drastisch. Zahlreiche Playmaker wechselten bislang die Franchise. ran zeigt die Quarterback-Situationen aller 32 Teams in der Übersicht. (Stand: 17. März 2025)
Baltimore Ravens Die Ravens haben sich einen neuen Backup für Lamar Jackson gesichert. Cooper Rush unterschrieb einen Zweijahresvertrag über maximal 12,2 Millionen Dollar. Davon sollen 4,2 Millionen Dollar garantiert sein. • Starter: Lamar Jackson • Backup: Cooper Rush (im Bild), Devin Leary
Atlanta Falcons Lange wurde über eine mögliche Entlassung von Kirk Cousins spekuliert, um womöglich einen Roster Bonus in Höhe von zehn Millionen Dollar zu sparen. Doch nichts da, trotz seiner Degradierung zur Nummer zwei hinter Michael Penix Jr. entschieden sich die Falcons dazu, Cousins zu behalten. • Starter: Michael Penix Jr. • Backups: Kirk Cousins (im Bild), Emory Jones
Kansas City Chiefs Neues Team für einen der Kult-Quarterbacks der Liga. Gardner Minshew unterschreibt bei den Kansas City Chiefs einen Vertrag mit einer Laufzeit von einem Jahr. Es ist sein nunmehr fünftes NFL-Team, nachdem der 28-Jährige zuletzt je ein Jahr bei den Las Vegas Raiders und Indianapolis Colts unter Vertrag stand. Bei den Chiefs wird er die neue Nummer zwei hinter Superstar Patrick Mahomes. • Starter: Patrick Mahomes • Backups: Gardner Minshew (im Bild), Bailey Zappe, Chris Oladokun
Detroit Lions Neuer Backup-Quarterback in Detroit. Die Franchise hat sich mit dem 29-jährigen Kyle Allen auf einen Vertrag geeinigt. Allen war zuletzt als Backup in Pittsburgh tätig und kam dort in der abgelaufenen Saison auf einen Kurzeinsatz. • Starter: Jared Goff • Backups: Hendon Hooker, Kyle Allen (im Bild)
Tennessee Titans Auch die Tennessee Titans haben einen neuen Backup-Quarterback. Brandon Allen, der in der vergangenen Saison noch als Nummer zwei hinter Brock Purdy bei den San Francisco 49ers unter Vertrag stand, wird in Zukunft für die Titans auflaufen. Er unterschreibt einen Vertrag über eine Laufzeit von einem Jahr. • Starter: Will Levis (im Bild) • Backup: Brandon Allen
Los Angeles Chargers Der alte Backup ist auch der neue Backup. Die Chargers haben den Vertrag von Taylor Heinicke um ein weiteres Jahr verlängert. Der Deal soll dem 31-Jährigen 6,2 Millionen US-Dollar einbringen. • Starter: Justin Herbert • Backup: Taylor Heinicke (im Bild)
Pittsburgh Steelers Eine Entscheidung in der Personalie Aaron Rodgers steht noch aus, derweil hat sich die Franchise aber mit Mason Rudolph geeinigt. Laut "NFL Media" unterzeichnet der Spielmacher, der bereits von 2018 bis 2023 in Pittsburgh spielte, einen Vertrag über zwei Jahre. Zuletzt spielte er für die Titans. • Starter: vakant • Backups: Mason Rudolph, Skylar Thompson
Las Vegas Raiders Die Las Vegas Raiders haben ihren neuen Starting Quarterback gefunden. Via Trade kommt Geno Smith von den Seattle Seahawks, die Verpflichtung des 34-Jährigen lassen sich die Raiders einen Drittrundenpick kosten. Gardner Minshew muss indes gehen. Der Spielmacher bestand eine medizinische Untersuchung nicht. • Starter: Geno Smith (im Bild) • Backups: Aidan O'Connell, Carter Bradley
San Francisco 49ers Die San Francisco 49ers konnten sich mit ihrem Starting-Quarterback Brock Purdy zwar noch nicht auf einen neuen Deal einigen, haben dafür aber seinen Backup gefunden. Mac Jones kommt von den Jacksonville Jaguars und unterschreibt für zwei Jahre und sieben Millionen US-Dollar - fünf davon sind garantiert. • Starter: Brock Purdy • Backups: Mac Jones (im Bild), Tanner Mordecai
Tampa Bay Buccaneers Die alte Nummer zwei ist auch die neue Nummer zwei. Die Tampa Bay Buccaneers konnten sich mit Kyle Trask auf einen neuen Einjahresvertrag einigen. Knapp 2,8 Millionen US-Dollar gibt es dafür. • Starter: Baker Mayfield • Backups: Kyle Trask (im Bild), Michael Pratt
Arizona Cardinals Neuer Backup auch für die Arizona Cardinals. Jacoby Brissett, zuletzt im Dienste der New England Patriots, ist die neue Nummer zwei in Glendale. • Starter: Kyler Murray • Backup: Jacoby Brissett (im Bild), Clayton Tune
Indianapolis Colts Daniel Jones hat seine Entscheidung getroffen und unterschreibt einen Vertrag bei den Indianapolis Colts. Der ehemalige Giants- und Vikings-Quarterback erhält Berichten zufolge einen Vertrag über ein Jahr und 14 Millionen Dollar. • Starter: Anthony Richardson • Backups: Daniel Jones (im Bild), Jason Bean
Cleveland Browns Verworrene Quarterback-Situation bei den Cleveland Browns - also alles wie immer. Während Deshaun Watson mit einem Achillessehnenriss wohl lange ausfällt, schicken die Browns Dorian Thompson-Robinson, der in den Wochen 16 und 17 als Starter auf dem Feld stand, sowie einen Fünftrunden-Pick zu den Eagles. Im Austausch für Kenny Pickett, der als aktuell einziger fitter Quarterback vorerst die Starter-Rolle innehaben wird. • Starter: Kenny Pickett (im Bild) • Backups: - • Verletzt: Deshaun Watson
Seattle Seahawks Die Seattle Seahawks verjüngen sich in der Free Agency auf der Quarterback-Position. Für den 34-jährigen Geno Smith (zu den Raiders getradet) übernimmt ab sofort Ex-Vikings-Quarterback Sam Darnold. Der 27-Jährige erhält nach einer starken Saison in Minneapolis einen Dreijahres-Vertrag über knapp 100 Millionen US-Dollar. • Starter: Sam Darnold (im Bild) • Backups: Sam Howell, Jaren Hall
New York Jets Auch die New York Jets verjüngen sich enorm auf der QB-Position. Für das gescheiterte Experiment Aaron Rodgers (41) kommt der 26-Jährige Justin Fields, der zuletzt bei den Pittsburgh Steelers unter Vertrag stand. Für zwei Jahre soll er in New York 40 Millionen US-Dollar kassieren - einen Ticken mehr als Rodgers für nur ein Jahr in Big Apple bekommen hat. • Starter: Justin Fields (im Bild) • Backups: Tyrod Taylor, Jordan Travis, Adrian Martinez
New England Patriots Auch die New England Patriots haben sich mit einem neuen Quarterback verstärkt. Allerdings nicht auf der Starter-Position. Joshua Dobbs, zuletzt in der Backup-Rolle bei den San Francisco 49ers, ist neu im Team. • Starter: Drake Maye • Backups: Joshua Dobbs (im Bild), Joe Milton
Jacksonville Jaguars Und auch die Jacksonville Jaguars haben einen neuen Backup-Quarterback. Nick Mullens kommt aus Minnesota und soll nun die neue Nummer zwei hinter Trevor Lawrence werden. • Starter: Trevor Lawrence • Backup: Nick Mullens (im Bild), John Wolford
Miami Dolphins Gleiches gilt für die Miami Dolphins. Mit dem großen Unterschied, dass die Backup-Position in Miami aufgrund der Verletzungshistorie von Starter Tua Tagovailoa vielleicht die wichtigste der gesamten NFL ist. Die neue Nummer zwei: Zach Wilson, der zuletzt bei den Denver Broncos für ein Jahr unter Vertrag stand. • Starter: Tua Tagovailoa • Backup: Zach Wilson (im Bild)
Los Angeles Rams Kein neuer Spieler, aber ein neuer Vertrag. Die Los Angeles Rams verlängern in der Free Agency mit ihrem bisherigen Backup Jimmy Garoppolo um ein weiteres Jahr. Dafür bekommt die ehemalige Nummer zwei von Tom Brady satte 11 Millionen. Zuvor strukturierte die Franchise bereits den Vertrag von Starter Matthew Stafford um und verpasste ihm eine ordentliche Gehaltserhöhung. • Starter: Matthew Stafford (im Bild) • Backups: Jimmy Garoppolo, Stetson Bennett
Carolina Panthers Routinier Andy Dalton erhielt in der Offseason einen neuen Zweijahresvertrag über acht Millionen Dollar. • Starter: Bryce Young (im Bild) • Backups: Andy Dalton, Jack Plummer
Philadelphia Eagles Neuer Backup-QB beim Super-Bowl-Champion: Via Trade kam Dorian Thompson-Robinson von den Browns, im Gegenzug wechselte Kenny Pickett nach Cleveland.
• Starter: Jalen Hurts (im Bild) • Backups: Tanner McKee, Dorian Thompson-Robinson
Minnesota Vikings Nach dem Abgang von Sam Darnold gehört die Zukunft bei den Vikings endgültig dem letztjährigen First-Round-Pick J.J. McCarthy. Als Backup steht bislang nur Brett Rypien im Kader. • Starter: J.J. McCarthy (im Bild) • Backup: Brett Rypien
Rush brachte seinerzeit die Cowboys-Saison 2022 mit einer persönlichen Bilanz von 4-1 zu Ende, nachdem Prescott mit einer Daumenverletzung ausfiel. Sein Erfolg glückte damals aber hauptsächlich gegen schwache Gegner. In jedem Fall wissen die Verantwortlichen, was sie mit ihm erwarten können.
Anders ist dagegen die Situation bei Lance. Im August 2023 kam der bei den 49ers nicht mehr benötigte Spielmacher aus San Francisco. Beweisen konnte er sich für seine neue Franchise bislang noch nicht. Auch auf seine Person bezogen sollen teamintern unterschiedliche Meinungen herrschen.
Lässt man ihn spielen, um zu sehen, ob er sich für die Zukunft als Quarterback eignet? Oder bleibt man bei Rush, dessen Fähigkeiten den Verantwortlichen bereits bekannt sind?
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Cowboys-Bosse müssen Entscheidung treffen
In Woche zehn bekommen es die Cowboys zuhause mit den Philadelphia Eagles zu tun (ab 22:25 Uhr Uhr im Liveticker). Ein Division-Rivale, der mit einer Bilanz von 6-2 deutlich besser dasteht.
Als Quarterback wird dann zunächst Rush die Mannschaft leiten. Mit dabei ist zudem auch wieder Micah Parsons. Der Star-Linebacker hatte zuletzt vier Spiele verletzt verpasst, dürfte die Defense-Probleme des Teams aber auch nicht alleine lösen können.
Ob sich die Verantwortlichen am Ende wirklich für eine Tanking-Strategie entscheiden, ist aktuell noch unklar. Klar ist aber zumindest, dass sie eine Entscheidung nicht ewig herauszögern können.