NFL: Dallas Cowboys müssen dringend brennende Fragen klären

Von Florian Puth

Die NFL-Saison 2023/24 ist in den Geschichtsbüchern. Mit den Kansas City Chiefs kommt auch der diesjährige NFL-Champion nicht aus Dallas. Seit 1995 warten die Cowboys auf einen Super-Bowl-Ring. Die dominanten Zeiten von "America's Team" sind schon lange vorbei.

Dabei sah es unter der Saison äußerst vielversprechend aus. Zwölf der 18 Partien entschied das Team von Head Coach Mike McCarthy für sich. Darunter starke Leistungen wie beim dominanten 40:0 Sieg zum Saisonauftakt gegen die New York Giants.

Am Ende reichte es jedoch nur für die Wild Card. Immerhin reichte es zur dritten Playoff-Teilnahme in Folge. Im Spiel gegen die Green Bay Packers setzte es jedoch eine bittere 48:32 Niederlage. Tragischer Mann auf dem Rasen: Quarterback Dak Prescott, der zwar mit 403 Passing-Yards und drei Touchdowns gute Zahlen auflegte, mit zwei Interceptions aber auch seinen Anteil am Ausscheiden trug.

Es sind Spiele wie diese, die immer wieder am Stuhl des 30-Jährigen sägen. Schon lange ist der einstige Star-Quarterback in Dallas nicht mehr unantastbar. Seine Zukunft gilt als ungewiss. Schließlich läuft der Vertrag des Routiniers zum Ende der kommenden Saison aus.

Dallas Cowboys zwischen Entscheidungen und Streik

Nicht die einzige wichtige Vertragsfrage, die die Verantwortlichen rund um Besitzer Jerry Jones klären müssen. So laufen auch die Verträge von Guard Zack Martin und Star-Linebacker Micah Parsons aus.

Ähnlich sieht es auch bei Star-Receiver CeeDee Lamb aus. Aktuell spielt der ehemalige Erstrundenpick von 2020 noch unter seinem Rookie-Vertrag.

Dieser bringt dem 25-Jährigen ein Jahresgehalt von etwa 3,5 Millionen US-Dollar ein. Lamb will mehr. Schließlich haben in dieser Off-Season gleich mehre Wide-Receiver zu Top-Bezügen bei ihren Teams verlängert. Zusätzlich wünscht sich auch Lamb eine gewisse Planungssicherheit. Auch sein Vertrag läuft 2025 aus.

Zu einer Vertragsverlängerung kam es bisher nicht. Ganz zum Ärger des Spielers, der diese nun scheinbar erzwingen möchte. Anfang der Woche sickerte durch, dass Lamb nicht zu dem verpflichtenden Trainingsauftakt der Cowboys erschienen sei. Bereits den freiwilligen Start setzte er aus. Ein klares Zeichen an die Bosse.

Bisher halten sich die Cowboys zurück. So wie bereits die ganze Offseason.

Schlafende Free Agency

Schließlich machte es nach außen den Eindruck, als ob die Franchise die Free Agency nach der letzten Saison etwas verschlafen hätten. Während die meisten Teams schnell handelten und unmittelbar nach dem Beginn der Free Agency einige Kaderbaustellen behoben, ließen sich die Cowboys Zeit.

Dabei waren die Baustellen definitiv vorhanden. Mit Offensive Tackle Tyron Smith (New York Jets), den Defensive Ends Dante Fowler Jr. und Dorance Armstrong Jr.( beide Washington Commanders)  sowie Running Back Tony Pollard (Tennessee Titans), Receiver Michael Gallup (Las Vegas Raiders) und Linebacker Leighton Vander Esch (Karierende) haben die Cowboys einige Säulen verloren.

Mit Linebacker Eric Kendricks und  Running Back Ezekiel Elliott kamen spät zwei namhafte Spieler dazu. Die restlichen Positionen wurden im Draft adressiert.

Für Elliott ist es bereits, sein zweites Intermezzo bei den Cowboys. Bereits von 2016 bis 2022 feierte der 28-Jährige seine besten Karrierejahre mit den Cowboys. Nach einem glücklosen Gastspiel mit den New England Patriots fand er nach Dallas zurück. Kann er an alter Wirkungsstätte zur alten Stärke zurückfinden?

Grundstein wird im Training gelegt

Für die Cowboys gilt es nun, wie für alle weiteren 31 Teams auch, sich auf die neue Saison vorzubereiten. Zumindest das scheint bisher ganz gut zu laufen - auch ohne CeeDee Lamb. 

Im Mittelpunkt stand stattdessen Quarterback Prescott. "Ich denke, Dak hat sein bestes Offseason-Programm, das wir je hatten", vermeldete Trainer McCarthy. Weiter heißt es: "Diese Atmosphäre, in der wir mit dem Quarterback und den Receivern trainiert haben, ist wirklich optimal. Ich bin sehr beeindruckt von der Qualität der Arbeit."

Auch der Quarterback selbst zeigt sich begeistert: "Ich stimme zu, denn das ist es, was ich in dieses Spiel stecke. Es ist das, was dieses Spiel für mich bedeutet. Ich spreche in jeder Offseason darüber. Ich konzentriere mich immer darauf, mich in jeder Hinsicht und in jedem Aspekt meines Spiels zu verbessern. Ich will sicherstellen, dass ich die Jungs um mich herum ansporne."

Dallas Cowboys: Diese Fragen bleiben offen

Die Cowboys gehen also bisher zuversichtlich in die Saison, sicher ist, es wird eine spannende. Eine Do-or-Die-Saison, gerade für Prescott. Schafft er es wieder nicht zu überzeugen, könnte die Vertragsverlängerung in weite Ferne rücken.

Welche Fragen bleiben bei "Americas Team" noch offen?

1. Kommt CeDee Lamb zurück?

Lamb ist die wichtigste Anspielstation für Prescott. Alleine vergangene Saison fing er 1749 von Prescotts 4516 Passing-Yards - immerhin knapp 40 Prozent. Nach dem Verlust von Michael Gallup sind die Wide Receiver hinter Lamb dünn besetzt. Mit Brandin Cooks und Tyron Johnson sind lediglich zwei weitere Receiver mit mehr als drei Jahren NFL-Erfahrung stehen im Kader. An Lambs Rückkehr könnte also auch der Erfolg von Prescott und somit der Cowboys hängen.

2. Findet Ezekiel Elliott zu alter Stärke?

Können es Prescott und die Receiver nicht richten, müssen es die Running Backs tun. Schafft es Elliott in seine Pro-Bowl-Form zurück, kann er einen großen Einfluss auf sein Team haben. Schafft er es nicht, könnte die Offensive wackeln.

3. Reichen die wenigen Verstärkungen?

Die Cowboys durchlaufen gerade einen Umbruch und ein viel größerer steht scheinbar unmittelbar bevor. Umso mehr schmerzt es die Fans, dass in dieser Offseason die ganz großen Namen ausgeblieben sind. Zwar wurde gegen Ende der Free Agency und im Draft ordentlich in die Breite investiert, ob das jedoch reicht, um die weggebrochene Qualität zu ersetzen, muss die Saison zeigen.

4. Kann sich Prescott zum neuen Vertrag spielen?

Der Erfolg der Dallas Cowboys steht und fällt mit Quarterback Dak Prescott. Spielt er eine herausragende Saison, kann es für die Cowboys weit gehen. Dass er es kann, hat er immer wieder gezeigt. Was jedoch fehlt, ist die Konstanz. Kann Prescott seine Fehler abstellen, kann er die Cowboys weit tragen. Dann wäre womöglich auch seine Vertragsfrage und somit eine elementare Zukunftsfrage für die Dallas Cowboys geklärt.