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Kuhn über seinen Ex-Klub New York Giants

NFL-Kolumne von Markus Kuhn: "Manning zu ruhig! Bei den Giants fehlt ein Leader"

  • Veröffentlicht: 07.10.2017
  • 17:21 Uhr
  • ran.de / Markus Kuhn
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© Getty

In seiner Kolumne auf ran.de schreibt Ex-NFL-Profi Markus Kuhn über die Krise seines Ex-Klubs New York Giants, warum sich Quarterback Eli Manning hinterfragen sollte und wo die Probleme der noch sieglosen "Big Blue" liegen.

Hi Football-Fans,

nachdem meine letzte Kolumne ja schon einige Zeit zurückliegt, freue ich mich jetzt tierisch, dass wir uns ab sofort wieder regelmäßig lesen werden. Denn ich muss schon zugeben, dass ich es ein wenig vermisst habe, euch mit Insider-Infos aus der Welt der NFL zu versorgen … 

Also dann mal direkt zu Sache: Die neue NFL-Saison ist gerade einmal vier Spieltage alt und es hat schon die eine oder andere Überraschung gegeben – leider auch in negativer Hinsicht. So wie bei meinem Ex-Team New York Giants. 

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Herrschte große Euphorie um die Giants

Nach der Playoff-Teilnahme im vergangenen Jahr und der guten Offseason herrschte große Euphorie rund um die Giants – vor allem auch hier in New York. Es gab nicht wenige – mich eingeschlossen – die die "Big Blue" als einen der Geheimfavoriten auf eine Super-Bowl-Teilnahme gehandelt haben. Für mich war absolut klar, dass sie sich mit den Dallas Cowboys um den ersten Platz in der NFC East streiten werden. Doch die Realität sieht anders aus. 

Die Giants rangieren mit 0:4-Siegen auf dem letzten Platz und angeführt wird die Division nicht von den Cowboys, sondern den Philadelphia Eagles. Die Gründe für die Giants-Krise sind vielschichtig. Ich werde mal versuchen, sie euch näher zu bringen. 

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Giants-Offense bekommt nichts auf die Reihe

Vor allem in den ersten beiden Spielen bei den Cowboys und zu Hause gegen die Detroit Lions hat die Offense nichts auf die Reihe gebracht. Drei Punkte in Dallas und nur zehn Punkte gegen die Lions sind einfach viel zu wenig. Das Ziel einer NFL-Offense ist es immer, mindestens 28 Punkte zu machen. Davon waren die Giants leider meilenweit entfernt. 

Die Defense hat hingegen eigentlich in diesen beiden Partien einen guten Job gemacht, war aber jeweils zu lange auf dem Feld und damit gegen Ende der Spiele meistens ziemlich platt und unkonzentriert. So kam es dann auch zu schlechten Entscheidungen auf dem Feld, die New York den Sieg gekostet haben. 

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Ein Dolchstoß aus 61 Yards

Bei den Philadelphia Eagles war es zunächst ein ähnliches Bild. Die Giants fanden offensiv nicht statt und die Defense hatte alle Hände voll zu tun, den Schaden in Grenzen zu halten. Im vierten Viertel wachten Eli Manning und Co. dann auf, spielten ein überragendes Quarter, mussten dann zum Schluss aber ein 61-Yard-Field-Goal schlucken, das die dritte Pleite in Serie besiegelte. Ein richtiger Dolchstoß, den man den Jungs auch bei der Niederlage in Tampa Bay bei den Buccaneers noch angemerkt hat. 

Meiner Meinung nach fehlt den Giants in dieser Saison einfach die Konstanz. Sie spielen ein gutes Viertel, dann wieder drei schlechte. Hinzu kommen individuelle Fehler oder schwache Leistungen wie die von Punter Brad Wing in den vergangenen Wochen, der wirklich in den entscheidenden Phasen einen schlechten Punt nach dem anderen abgeliefert hat. Da ist überhaupt kein Selbstvertrauen zu sehen. Alle haben mit sich selbst zu tun, und man sieht leider keine Einheit auf dem Rasen. 

Nur noch drei Super-Bowl-Sieger im Roster

Vielleicht ist auch die Spanne zwischen alten und jungen Spielern zu groß. Es sind ja in den vergangenen Jahren viele neue Jungs dazugekommen, die letzten verbliebenen Super-Bowl-Sieger der Giants sind Defensive-End Jason Pierre-Paul, Long-Snapper Zak DeOssie und Quarterback Eli Manning. Sie sind die einzigen, die noch das Sieger-Gen in sich tragen. Und eigentlich müsste gerade auch Manning einer sein, der sich die jungen Spieler schnappt und anführt. 

Doch Eli ist leider nicht der Typ dafür. Er würde auch nie in so einer Situation wie jetzt mal auf den Tisch hauen und sagen, dass es so nicht weitergeht. Ich kenne das ja noch aus meiner Zeit. Dafür ist er viel zu ruhig und introvertiert. Und da auch sonst keiner in der Kabine mal das Wort ergreift, fehlt den Giants die komplette Leadership. Sie bräuchten jemanden, der alle mitzieht, der sich gegen die aktuelle Entwicklung stemmt – doch genau diesen Spieler sehe ich im Roster der "Big Blue" aktuell leider nicht. 

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Head Coach McAdoo in der Kritik

Natürlich steht in so einer Situation auch Head Coach Ben McAdoo in der Kritik. Und ja, bestimmt hat auch er Fehler gemacht. Es ist ja bekannt, dass er es ist, der während der Spiele das Play-Calling in der Offense übernimmt und in Eli's Ohr sitzt, um mit ihm zu kommunizieren. Vielleicht mutet er sich damit zu viel zu und sollte diese Dinge dann doch lieber seinem Offensive-Coordinator Mike Sullivan überlassen. Obwohl er auch selbst als Offensive-Coordinator der Green Bay Packers mit Aaron Rodgers und auch mit Manning bei den Giants immer einen guten Job gemacht. Ich glaube daher nicht, dass er jemand anderen in Eli's Ohr lässt – auch, weil er seinen Quarterback aufgrund der gemeinsamen Historie am besten kennt. 

Allerdings muss sich auch Manning selbst ein wenig hinterfragen. Er wirkt komplett verunsichert, hält die Bälle oftmals viel zu lange fest, wirft eine Interception oder bekommt einen harten Hit. Das kann nicht sein Anspruch sein. Jedoch ist er aktuell auch nicht zu beneiden, weil er von seiner Offensive-Line überhaupt keine Unterstützung bekommt. Aber auch das hat Gründe: Die O-Line ist einfach keine Einheit auf dem Platz. Auf den Positionen wird zu viel rotiert, da weiß teilweise der eine nicht, was der andere macht. Und die Giants waren in der Vergangenheit immer dann stark, wenn O-Line eine "Unit", also eine Einheit auf dem Platz war. 

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Gegen die Chargers muss ein Sieg her

Die Giants haben sich selbst ein riesiges Loch gegraben, aus dem sie sich nun schleunigst wieder befreien müssen - am besten schon am Sonntag zu Hause mit einem Sieg gegen die ebenso noch sieglosen Los Angeles Chargers. Wenn das auch schief geht, weiß ich auch nicht mehr weiter … 

Denn wenn du so oft verlierst, hast du irgendwann auch mal Angst um deinen Job. Wobei ich nicht glaube, dass es Head Coach McAdoo bei einer eventuellen Pleite gegen die Chargers treffen würde. Auch Manning sitzt als Quarterback felsenfest im Sattel. Ich denke da eher eine Etage höher. Es könnte da eher für General Manager Jerry Reese ungemütlich werden. Hat er das Team in der Offseason wirklich richtig zusammengestellt?  

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Giants brauchen ein Erfolgserlebnis - egal wie

Für die Giants geht es jetzt darum, sich ein Erfolgserlebnis zu holen. Egal wie. Denn du willst als Spieler nicht jeden Montag als Verlierer in die Meetings kommen. Das frustriert ohne Ende und nimmt dir irgendwann die Lust am Football. Und dazu darf es nicht kommen. 

Die Saison ist noch in einem frühen Stadium, es geht jetzt einfach darum das nächste Spiel zu gewinnen und dann ist vielleicht noch nicht alles verloren.

Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie sich mein Ex-Team am Wochenende gegen die Chargers schlagen wird. Und euch wünsche ich viel Spaß bei den drei Partien auf ProSieben MAXX und ran.de – wir lesen uns nächste Woche wieder! 

Bis dann, 

Euer Markus