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Vollmer-Kolumne zu den Divisional Playoffs

NFL-Kolumne von Sebastian Vollmer: "Rivers hat noch nie mit einem besseren Team gegen Brady und die Patriots gespielt"

  • Aktualisiert: 13.01.2019
  • 02:55 Uhr
  • ran.de / Sebastian Vollmer
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© Getty Images/ran

In seiner Kolumne auf ran.de schreibt der Ex-NFL-Profi und zweimalige Super-Bowl-Champion Sebastian Vollmer über das bevorstehende Duell seines Ex-Klubs New England Patriots gegen die Los Angeles Chargers (Sonntag ab 18 Uhr live auf ProSieben MAXX und ran.de) in der Divisional Round der NFL-Playoffs und verrät, warum dieses Spiel für Tom Brady und Co. trotz des Heimvorteils definitiv kein Spaziergang werden wird.

Hi Football-Fans,

wenn die New England Patriots in der Divisional Round der NFL-Playoffs zu Hause in Foxborough auf die Los Angeles Chargers treffen (Sonntag ab 18 Uhr live auf ProSieben MAXX und ran.de), erwarte ich mir eines der besten und spannendsten Spiele der gesamten Saison.

Auf dem Papier sind die Chargers in diesem Duell sogar das bessere Team. Denn, auch wenn ich vom Pro Bowl selbst nicht so viel halte, sendet Los Angeles insgesamt acht Spieler zum All-Star-Game der NFL und die Patriots nur drei. Ein interessanter Fakt, den man aber wie bereits erwähnt nicht überbewerten sollte.

Viele sprechen in diesen Tagen darüber, dass Chargers-Quarterback Philip Rivers eine 0:7-Bilanz in Duellen mit Tom Brady und die Patriots hat. Das spielt für diese Begegnung keine Rolle. Ich bin sogar der Meinung, dass dieses Chargers-Team das beste ist, mit dem Rivers jemals gegen Brady und die "Pats" angetreten ist.

Vor allem, weil der Signal Caller aus Los Angeles selbst eine überragende Saison spielt. Rivers ist für mich der beste Quarterback in der NFL, der von der Öffentlichkeit noch nicht so viel Ruhm abbekommen hat. Er spielt seit 13 Jahren auf absolutem Top-Niveau, hat nur den Makel, noch nichts Großes gewonnen zu haben. Doch nun hat er vielleicht die Mitspieler dazu.

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Chargers-Defense kann Brady Hölle heiß machen 

Vor allem die Defense mit ihren beiden Führungsspielern Joey Bosa und Melvin Ingram kann Brady die Hölle mächtig heiß machen. Die Chargers nutzen so ein bisschen das alte Rezept der New York Giants, das ihnen 2007 zum Super-Bowl-Erfolg über die Patriots verhalf. Der Patriots-Quarterback ist exzellent gegen den Blitz, nimmt Teams damit regelrecht auseinander.

Doch Los Angeles spielt anders. Sie üben mit vier guten Defensive-Line-Spielern, die ihren Gegnern in der O-Line zumeist überlegen sind, Druck auf den Quarterback aus. So bleiben mehr Mitspieler übrig, die sich dann um die Coverage der möglichen Passempfänger kümmern können. Das macht es auch einem so starken Signal Caller wie Brady schwer. 

Mit Melvin Gordon haben sie zudem einen überragenden Running Back und mit den beiden Wide Receivern Keenan Allen sowie Mike Williams eines der stärksten Passempfänger-Duos der gesamten Liga. Da ergeben sich für Rivers wirklich große Möglichkeiten.

Denn mit diesem Top-Offensive-Corps lässt es sich nicht nur richtig gut punkten, sondern auch die Uhr kontrollieren - vor allem durch das gute Laufspiel. So kommt der gegnerische Quarterback nicht so oft auf den Rasen und kann seinerseits für Zähler sorgen.

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Los Angeles mit beeindruckender Auswärtsbilanz

Was mich ebenfalls beeindruckt, ist die diesjährige Auswärtsbilanz der Chargers. Das Team von Head Coach Anthony Lynn steht hier bei 8:1-Siegen in der Fremde. Sie gewannen unter anderem bei den Seattle Seahawks, Pittsburgh Steelers, Kansas City Chiefs und zuletzt in der Wild Card Round bei den Baltimore Ravens. Die Patriots sind also gewarnt.

Zumal es wirklich extrem anstrengend ist, auswärts zu spielen. Die langen Flugzeiten, das ewige Hotelleben und die gegnerischen Kabinen, die lange nicht so ausgestattet sind wie im heimischen Stadion. Das zehrt schon enorm an Körper und Geist.

Aber die Chargers haben es irgendwie geschafft, diesen Nachteil in ihren Vorteil zu verwandeln. So scheinen sie die zusätzliche Zeit, die sie durch das Reisen haben, sinnvoll zu nutzen. Und es zeigt, welche großartige Mentalität dieses Team offenbar besitzt.

Dennoch ist es immer etwas anderes, in Foxborough zu spielen. Die Chargers sitzen von Los Angeles nach Boston vielleicht sechs Stunden im Flugzeug, wenn sie in Kalifornien in den Flieger steigen, ist es womöglich noch 16 Grad warm, in Boston erwarten sie unter Umständen -5 Grad. Das ist schon ein extremer Unterschied.

Du musst entweder mit langen Klamotten spielen oder schmierst dich mit Vaseline ein, da diese den Wind und die Kälte von der Haut abhält. Ich kann mich selbst noch erinnern, mal bei -20 Grad gespielt zu haben und da fing bereits die Haut an, etwas rissig zu werden. Da habe ich mir auch dick die Vaseline auf die Arme geschmiert. Bei solchen Temperaturen hält man es kaum anders aus.

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Schnee wäre Vorteil für die Patriots

Wenn es am Sonntag zudem in Foxborough schneien sollte, wäre das ein großer Vorteil für Brady. Denn wenn es nass und glitschig ist, kommt es darauf an, dass die Quarterbacks ihre Pässe sehr genau werfen. Da sehe ich Rivers etwas im Nachteil.

Außerdem wird die Defense der Patriots dann vor allem die Mitte des Spielfeldes verteidigen und dafür die Außen mehr vernachlässigen, weil Pässe mit dieser Entfernung nur sehr schwer zu bewältigen sind. Für Rivers und Co. wäre dann wohl kaum ein Durchkommen - weder mit kurzen Pässen noch mit dem Laufspiel.

Und auch der Zeitunterschied darf nicht ganz außer Acht gelassen werden. Wenn in Foxborough um 13 Uhr Ortszeit Kickoff ist, ist es in Los Angeles erst 10 Uhr morgens. Da muss sich der Biorhythmus eines Spielers erst einmal drauf einstellen.

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Ich erwarte die Chargers zu Beginn des Spiels erst einmal etwas abwartend. Da kommt diese typische Aura eines Bill Belichick oder Tom Brady ins Spiel. Oder aber auch des Gillette Stadiums selbst, in dem die Patriots diese Saison kein einziges Spiel verloren haben.

Es waren immer die Teams in Foxborough erfolgreich, die all das ausblenden konnten, von der ersten Sekunde an Gas gegeben haben und aggressiv waren. Und genau das müssen Rivers und seine Teamkollegen auch machen, wenn sie bei den Patriots bestehen wollen. 

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New England mit Problemen

Denn New England hat schon so seine Probleme. Rob Gronkowski ist aufgrund seiner vielen Verletzungen aktuell aus verständlichen Gründen nicht der Spieler, der er in den vergangenen Jahren mal war. Phillip Dorsett und Chris Hogan sind zwar ordentliche Wide Receiver, aber sicherlich keine All-Pro's. Da bleibt Brady letztlich nur Julian Edelman und der lässt durchaus auch mal einen Ball fallen.

Sony Michel und Rex Burkhead sind als Running Backs in dieser Saison auch nicht wirklich konstant. Insgesamt 7,5 Sacks sind für Linebacker Tre Flowers ein ordentlicher, aber auch kein überragender Wert. Mit Cornerback Stephon Gilmore haben sie somit nur einen All-Pro in ihren Reihen. Natürlich reden wir hier von einem extrem hohen Niveau, denn in der AFC sind jetzt ja nur noch drei Teams übrig. Da entscheiden letztlich Kleinigkeiten.

Ich glaube, dass die Patriots am Ende dank des enorm erfahrenen Head Coaches Belichik den besseren Game-Plan haben werden und mit Brady haben sie einen Quarterback in ihren Reihen, der gegen die Chargers das 38. (!) Playoff-Spiel seiner Karriere bestreiten wird. Diese Routine in der NFL-Endrunde könnte am Ende vielleicht den Ausschlag geben.

Denn trotz aller Vorteile der Chargers, könnte ich mir vorstellen, dass die Patriots am Ende die Nase vielleicht mit einem Field Goal ein kleines bisschen vorne haben werden.

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Divisional Round bei ranNFL

Jetzt wünsche ich euch viel Spaß mit dem zweiten Teil der NFL-Divisional Round bei ranNFL am Sonntag ab 18 Uhr mit Patriots gegen die Chargers auf ProSieben MAXX und ran.de und ab 22:30 Uhr mit den New Orleans Saints gegen die Philadelphia Eagles live auf ProSieben und ran.de.

Wir hören uns kommende Woche natürlich wieder bei unserem Podcast "The Vollmer + Kuhn NFL Show" und hier lasse ich natürlich auch schon bald wieder von mir lesen!

Bis dann,

Euer Sebastian 

@vollmerseb

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