NFL - Miami Dolphins: Brian Flores reagiert auf Vorwürfe von Tua Tagovailoa: "Will man nicht hören"

Tua Tagovailoa über Schwierigkeiten mit Flores

Tagovailoa unterschrieb in diesen Sommer einen neuen Vierjahresvertrag über ein Gesamtvolumen von 212,4 Millionen US-Dollar bei den Dolphins. In den vergangenen beiden Spielzeiten unter Trainer Mike McDaniel blühte Tagovailoa regelrecht auf und war meist nur durch Verletzungen zu stoppen.

Dass Tagovailoa nicht schon zwei Jahre zuvor unter Brian Flores so brillierte, lag offenbar an riesigen persönlichen Differenzen zwischen Coach und Quarterback.  

Auf die provokante Frage, was der Unterschied zwischen einem Trainer sei, der an einen glaubt und einem Trainer, der nicht an einen glaubt, startete Tagovailoa mit seinem verbalen Rundumschlag gegen Flores.

"Wenn du jeden Morgen aufwachst und man würde dir sagen, dass du miserabel bist in dem was du tust, dass du nicht das Zeug dazu hast, das zu tun, was du tun solltest. Und das du nicht hier sein solltest, sondern dieser andere Typ hier sein sollte. Dass du es nicht verdient hättest, dort zu sein, wo du bist. Und dann kommt jemand anderes als Trainer und sagt dir: 'Junge, du bist der beste Spieler für das hier' - wie würde man sich da wohl fühlen, wenn man erst dem einen und dann dem anderen zuhört?"

"Und du hörst das die ganze Zeit. Einmal das dauernd negative und dann dauernd das positive. Du bekommst es ständig immer wieder zu hören. Natürlich fängst du dann irgendwann an, es zu glauben. Mir ist egal wer du bist. Du könntest der Präsident der Vereinigten Staaten sein, wenn du eine schlimme Person um dich herum hast, die dir dauernd Dinge sagt, die du nicht hören willst oder nicht hören solltest, dann wirst du irgendwann anfangen es über dich zu glauben. Und das ist eben passiert. So ging es zwei Jahre lang im Training nicht nur mir, sondern auch anderen Spielern die jetzt noch da sind." 

Flores reagiert - und zeigt Reue

Nach dem Dienstags-Training bei den Minnesota Vikings wurde Flores auf die Kommentare seines ehemaligen Spielmachers angesprochen.

"Zuerst einmal freue ich mich für ihn und dass er erfolgreich ist und wünsche ihm alles Gute", sagte der Defensive Coordinator. Dennoch zeigte er sich getroffen von den Aussagen: "Ich bin auch nur ein Mensch. Das sind Dinge, die man nicht hören will."

"Ich denke, dass ein Teil von Coaching ist, sich selbst zu hinterfragen und zu reflektieren", erklärte der 43-Jährige, der keinen der Vorwürfe als falsch abtat. "Ich hätte manche Situationen besser lösen müssen. Ich bin auch gewachsen und habe Dinge in den vergangenen Jahren gelernt", sagte Flores reumütig.

Dennoch: "Insgesamt hatte ich über die 21 Jahre, in denen ich jetzt Coach bin, immer eine insgesamt positive Beziehung zu meinen Spielern", betonte der ehemalige Defensive Coordinator der New England Patriots.

Flores wollte Tagovailoa ersetzen

In seiner Rookie-Saison 2020 wurde Tagovailoa zwei Mal im vierten Quarter von Ryan Fitzpatrick ersetzt. In der Saison 2021 gab es Gerüchte, Flores wolle Tagovailo durch Deshaun Watson ersetzen.

Jedoch wurde Flores nach der 2021er Saison gefeuert. McDaniel kam als Nachfolger. In der ersten Saison unter ihm warf Tagovailoa für 3,548 Yards und 25 Touchdowns, obwohl er vier Spiele verletzungsbedingt wegen einer Gehirnerschütterung verpasste. In der vergangenen Saison warf er für 4,624 Yards und 29 Touchdowns. Ein Karriere-Bestwert.

"Aktuell bin ich maximal fokussiert darauf, was die Kabine braucht und wie die Umstände sind. Ich verbringe nicht viel Zeit damit, mir selbst auf die Schulter zu klopfen. Viele Spieler haben sich seitdem ich hier bin enorm entwickelt und das ist alles, was mich interessiert. Ich bin weiterhin darauf konzentriert, sie zu ihrer besten Version ihrer selbst zu pushen, damit sie neue Höhen erreichen. Das nimmt mich ziemlich ein. Ich habe daher keine Zeit, großartig zu reflektieren, was einmal war. Der heutige Tag ist herausragend", sagte Coach McDaniel auf die Tagovailoa-Kommentare angesprochen.

Bis zuletzt hatte Tagovailoa immer vermieden, über sein Verhältnis zu Flores in der Öffentlichkeit zu sprechen. Im April 2022 etwa wurde Tagovailoa gebeten, sein Verhältnis zum Ex-Trainer zu beschreiben. Damals sagte er: "Das ist eine große Frage. Ich sage nur das. Ich bin froh darüber, dass er mich für die Miami Dolphins gedraftet hat. Das ist, was ich sage."

Tom Brady widerspricht Tagovailoa

Tom Brady, der erfolgreichste NFL-Spieler der Geschichte, widerspricht derweil Tagovailoa in der "PatMcAfee Show":

"Wenn der Trainer hart zu mir war, dann bin ich in der Position, dieses schwierige Coaching zu akzeptieren. Ich brauchte sowas sogar für meine Entwicklung. Es motivierte mich. Das ist der Punkt, an dem man Verantwortung übernehmen muss. An dem man gefordert ist. Du kannst es dir nicht erlauben, ein solch großes Ego zu haben, dass jede Kritik dein Selbstvertrauen schmälert".

Brady redete sich dabei in Rage: "Manchmal hört man eben Dinge, die man nicht hören mag, aber hören muss. Zudem sehen dann auch die anderen Spieler, dass der Umgang mit mir hart ist. Wenn ich das dann akzeptiere und das annehme und ein besserer Spieler werde, dann bin ich auch ein Vorbild für den Rest, das nächste Level zu erreichen. Denn dann hinterfragt sich jeder, wie er besser werden kann."

Zum Schluss stellt Brady noch folgende These auf: "Stell dir vor, du hast in zwei Wochen ein Spiel im Super Bowl, zum Beispiel in Las Vegas. Du hast Millionen über Millionen Menschen, die dich genau beobachten. An diesem Punkt bist du besser tough. Wenn du an diesem Punkt noch eine Schwäche hast oder eine schlechte Einstellung und dann eine Situation kommt, in der du vor eine Herausforderung gestellt wirst, mit einer einmaligen Gelegenheit, dann wirst du mehr als nur getestet. Und wenn dein Coach dich vorher schon mehrfach hart testete, deine Mitspieler dich hart testeten, dann wirst du besser gewappnet sein, um in solchen Momente deine Konkurrenz zu schlagen."