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NFL-Teams gehen All in: Wie viel Zukunft hat das?

  • Aktualisiert: 26.03.2022
  • 15:13 Uhr
  • ran.de / Kai Esser
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© Getty

Mit dem Trade von Tyreek Hill zu den Miami Dolphins ist das Franchise aus Florida den gleichen Weg gegangen wie mittlerweile fast ein dutzend Teams in der NFL - Teure Superstars für den kurzfristigen Erfolg. Doch wie erfolgsversprechend ist dieses Rezept?

München - Es ist der mittlerweile am häufigsten genutzte Begriff in der aktuellen Free Agency: Teams gehen "All-In". Eine Poker-Analogie, bei der man seine letzten verbleibenden Chips (Geld innerhalb der Gehaltsobergrenze) in die Mitte schiebt, um den ganzen Pot (den Super Bowl) zu gewinnen.

War das früher noch die Ausnahme und wurde von anderen Teams mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtet, scheint es im Jahr 2022 die Regel zu sein. Noch nie wurden in etwas mehr als einer Woche Free Agency so viele Spieler und noch mehr Draft-Picks quer durchs Land geschoben.

Die Los Angeles Rams gewannen 2021 den Super Bowl nachdem sie, nach eigener Aussage, "All-In" gegangen waren. Zum Opfer von Draftpicks, davon haben die Rams 2022 (abgesehen von Kompensations-Picks) nur noch drei Stück übrig, keiner in den ersten vier Runden.

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Dolphins, Chargers, Broncos: Alles für den kurzfristigen Erfolg

Die NFL ist eine "Copycat League". Wenn ein Team etwas Neues macht was funktioniert, dann wird es nachgemacht. Sowohl auf dem Feld als auch daneben. Das beweisen aktuell zum Beispiel die Miami Dolphins, die Los Angeles Chargers, Denver Broncos, Las Vegas Raiders und Cleveland Browns. Sie alle haben für mindestens einen Top-Star der Liga Picks abgegeben, um ihn in den eigenen Farben zu sehen und jene Farben in den Super Bowl zu bringen.

Die Verträge, die dabei ausgehandelt werden, sind dabei auf kurzfristigen Erfolg ausgelegt. Das beste Beispiel: Deshaun Watson von den Browns erhält 2022 nur eine Million Dollar Gehalt, zählt nur zehn Millionen Dollar gegen die Gehaltsobergrenze. Ab 2023 sind es jedoch satte 55 Millionen Dollar. Die Cleveland Browns 2022 haben also kein Problem, dafür aber die Cleveland Browns im Jahr 2023 umso mehr. Das ist den heutigen Browns aber, Stand jetzt, egal. Der Erfolg muss in diesem Winter kommen.

Meister darin, die aktuellen Geldprobleme nach hinten zu schieben, sind die New Orleans Saints. Seit Jahren ist der Tenor in der Liga, dass die Saints quasi kein Geld mehr haben können, trotzdem schafft es General Manager Mickey Loomis jedes Jahr, die Verträge der Stars zu verlängern. Nach der letzten Vertragsverlängerung vom mittlerweile zurückgetretenen Drew Brees wurden immer Verträge "umstrukturiert", sodass der aktuelle Cap nicht belastet wird. Auch in diesem Jahr strukturierte Loomis wieder ein halbes dutzend Verträge um.

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Die Erkenntnis: Der Cap Space, der nebenbei immer weiter steigt, kann relativ einfach bis zu einem gewissen Punkt umgangen werden. Gutes Beispiel hier ist Von Miller: Er unterschrieb für sechs Jahre und 120 Millionen bei den Buffalo Bills, dabei liegen die teuren Jahre jedoch am Ende seines Vertrags. 2027 wäre Miller 39 Jahre alt, kaum zu glauben, dass er dann noch spielt.

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Ist das College-Niveau gesunken?

Trennen sich die Franchises immer mehr von ihren hohen Picks, weil das Niveau am College in der Breite gesunken ist?

2021 wurden beispielsweise alleine aus der Offensive der Alabama Crimson Tide mit Jaylen Waddle, DeVonta Smith, Najee Harris, Mac Jones, Alex Leatherwood und Landon Dickerson sechs Spieler im NFL Draft genommen. Da sind die Stars der Defense um Christian Barmore und Patrick Surtain gar nicht mit eingerechnet.

Clips 23.03.

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Dutzende Colleges haben nicht einen einzigen Draft Pick. Gerade bei den Skill-Positionen, also Spielern, die den Ball berühren, vertrauen die Teams lieber auf die Top-Schulen. Und davon gibt es eben nicht Unmengen. Ben Roethlisberger kam beispielsweise im Jahr 2004 vom College Miami of Ohio, die hatten in den letzten sieben Drafts lediglich zwei Spieler - davon ein Kicker.

Ist das College-Niveau also gesunken? Schwer zu beurteilen, eher nicht.

Jedoch weiß man bei einem Davante Adams beispielsweise, dass man sicher Qualität bekommt. Henry Ruggs oder N'Keal Harry sind nur zwei Beispiele von First-Round-Pick-Receivern, die enttäuscht haben. Glück spielt immer eine Rolle, bei Rookies jedoch mehr als bei bewährten Stars.

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Viele Picks und Geld investieren ist nicht gleich Erfolg

Dass viel Geld und viele Picks ausgeben nicht immer zum Erfolg führt, beweisen beispielsweise die Jacksonville Jaguars. In vielen Jahren mit vielen teuren Free Agents reichte es nie zum großen Wurf. Nah dran war Jacksonville 2017, als die Stars jedoch Spieler waren, die auf dem Rookie-Vertrag spielten wie Myles Jack oder Jalen Ramsey.

2022 ist der nächste Versuch, sich Erfolg zu kaufen. "Die Jacksonville Jaguars haben mit Geld um sich geworfen, als gäbe es kein Morgen", steht auf der offiziellen NFL-Seite. Und so war es auch. "Ich hoffe, dass wir das in naher Zukunft nicht mehr machen müssen", so General Manager Trent Baalke. Satte 155 Millionen Dollar garantiertes Geld gaben die "Jax" 2022 für neue Verträge aus.

Gemeinsam mit den nominell hochrangigen Draft Picks könnten die Jaguars erfolgreich sein - jedoch sollte man aufgrund der wenig ertragreichen Vergangenheit der jungen Franchise eher nicht so optimistisch sein.

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Mega-Trades sind nichts komplett Neues

Solche unfassbar großen Trades wie der von Watson gab es auch schon in der Vergangenheit. 1989 tradeten die Dallas Cowboys Running Back Herschel Walker für insgesamt acht Draft Picks zu den Minnesota Vikings. Es ist bis heute der größte Trade der NFL-Geschichte.

Der Trade ging aus Sicht der Vikings jedoch völlig nach hinten los. Die Mannen aus Minneapolis erreichte in den 1990er-Jahren nur wenig, während die Dallas Cowboys mit der Flut an Draft Picks in jenen 90ern eine Dynastie mit drei Super-Bowl-Siegen aufbauten.

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Bis heute gilt dieser Trade als "Great Trade Robbery", angelehnt an den den großen Postzugraub im Jahr 1963.

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Gegenentwurf zum Trade-Wahnsinn: Bengals und Patriots

Allerdings verfällt nicht die ganze Liga in den Win-Now-Modus. Ein Gegenentwurf zum Beispiel sind die Cincinnati Bengals. Die erreichten in der letzten Saison den Super Bowl mit mehrheitlich eigens gedrafteten Spielern. Ja'Marr Chase (2021), Joe Burrow (2020), Tee Higgins (2020), Joe Mixon (2017) und Tyler Boyd (2016) sind nur die Top-Namen in der Offense, die die Bengals einst selbst auswählten. Der Super Bowl gegen die Rams war also der größtmögliche Kontrast.

Zwar hat die Franchise aus Cincinnati in dieser Saison überdurchschnittlich viel Geld in der Free Agency ausgegeben, jedoch mehrheitlich für die Offensive Line. Damit wurde die größte Schwäche der vergangenen Saison adressiert.

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Auch die New England Patriots sind ein Gegenentwurf. Mit Ausnahme der Free Agency 2021, als Bill Belichick satte vier hochpreisige Passempfänger holte, halten sich die Patriots bei großen Verträgen meist zurück.

Jamie Collins erreichte 2016 NFL-Aufmerksamkeit, als er mehr Geld von Bellichick forderte. Doch statt einer Vertragsverlängerung bekam er ein Flugticket nach Cleveland, wo er beinahe auf der Stelle hingetradet wurde. Später holten die "Pats" Collins für wenig Geld als Free Agent zurück. Bill Belichick bezahlt nur ausgewählte Spieler, von denen er überzeugt ist. Beispiel dafür ist Stephon Gilmore, 2017 für viel Geld geholt und 2019 zum Defensive Player of the Year gekürt.

Welcher Weg ist der Richtige?

Die NFL verändert sich stetig, das hat sie schon immer getan. Möglicherweise ist der aktuelle Trend eben nur das - ein Trend, der sich irgendwann wieder umkehren wird.

Egal welchen Weg die Teams einschlagen, das Ziel ist das selbe: Der Super Bowl 2022 in Las Vegas.

Fest steht nur: Wie beim Poker kann nur einer der Spieler, die All-In gesetzt haben, den Pot gewinnen. Dabei werden 31 Teams enttäuscht zurückgelassen. Manche mehr, manche weniger.

Kai Esser

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