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Patriots-Fullback James Develin: Der unbekannte Schlüsselspieler
- Aktualisiert: 31.01.2019
- 20:54 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Er ist einer der letzten Verbliebenden seiner Art. Während andere NFL-Teams meist auf einen Fullback verzichten, nimmt James Develin bei den New England Patriots eine Schlüsselrolle ein und könnte im Super Bowl gegen die L.A. Rams (So., ab 22:45 Uhr live auf ProSieben und ran.de) der entscheidende Faktor sein.
München/Atlanta - James Develin geht dorthin, wo es richtig wehtut. Er spielt auf einer Position, die fast schon als ausgestorben gilt. Die des Fullbacks.
Seine Aufgabe: blocken, blocken und nochmals blocken. Und das mit einigen Yards Anlauf, sodass es richtig scheppert.
Du musst der Hammer sein, nicht der Nagel
"Du musst versuchen, der Hammer zu sein und nicht der Nagel, musst Hiebe austeilen", verrät Develin im Gespräch mit ran-Experte Patrick Esume und lässt keinen Zweifel daran, wie viel Freude ihm der maximale Körpereinsatz bereitet: "Ich habe einen unglaublich spaßigen Job, ich liebe das. Das ist Football. Football ist ein Kontaktsport."
Nur in seltenen Fällen, wenn lediglich noch ein oder zwei Yards zu überbrücken sind, bekommt er den Ball von Quarterback Tom Brady überreicht. 23 Rushing-Yards hat der 30-Jährige vorzuweisen - nicht in einem Spiel, auch nicht in einer Saison. Nein, es handelt sich hierbei um die Gesamtstatistik aus seinen insgesamt sechs NFL-Spielzeiten.
Trotzdem gilt dieser James Develin, von dem die meisten Football-Fans bislang kaum Notiz genommen haben dürften, im Super Bowl gegen die Los Angeles Rams (Sonntag ab 22:45 Uhr live auf ProSieben und ran.de) als Schlüsselspieler.
Während andere Teams in der passspielgeprägten NFL lieber einen weiteren Wide Receiver einsetzen, ist der bullige Läufer in den Startformationen der Patriots gesetzt. Develin ist auf seiner Position der am zweitmeist eingesetzte Spieler der NFL.
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Das Erfolgsrezept: Two-Back-Gruppierungen
Mit Ausnahme der San Francisco 49ers, die ihren Fullback Kyle Juszczyk sehr in ihr Spiel einbinden und sich dessen Dienste auch viel Geld kosten lassen, spielt kein anderes NFL-Team so häufig mit einer Two-Back-Gruppierung wie die Patriots.
Und das mit großem Erfolg: 22 Touchdowns gelangen aus dieser Formation heraus - Ligabestwert. Darunter auch drei der fünf Touchdowns, die Shooting-Star Sony Michel in den Playoffs erlief.
Und das ohne jeglichen Überraschungseffekt: Stehen Michel und Develin nämlich gemeinsam auf dem Feld, kann der Gegner fest von einem Laufspiel ausgehen. In 84,2 Prozent aller Fälle war das der Fall. Ein Nachteil? Offensichtlich nicht. Laut Next Gen Stats waren die Patriots bei Spielzügen mit Develin im Schnitt effektiver als ohne ihn.
Und das nur, weil dieser 1,91 Meter große und 116 Kilogramm schwere Fullback ein Meister darin ist, die gegnerischen Verteidiger aus dem Weg zu räumen. Er reißt Löcher in die Defense, durch die der Ballträger dann schlüpfen kann.
Selbst der Game-Winning-Touchdown im AFC-Championship-Game gegen die Kansas City Chiefs war zu einem großen Teil der Verdienst von Develin. Hätte er nicht im Stile eines Bulldozers Linebacker Reggie Ragland aus dem Spiel genommen, wäre Rex Burkhead nicht so einfach in die Endzone gelangt.
Es ist das Schicksal eines Blockers, das der Ruhm trotzdem dem Ballträger gilt - und nicht demjenigen, der mit maximalem Körpereinsatz und Verletzungsrisiko die Punkte erst möglich gemacht hat. Die Trainer allerdings wissen genau, was sie an ihrem Fullback haben. Offensive Coordinator Josh McDaniels setzt Develin in den Playoffs pro Spiel in rund zehn Snaps mehr ein als in der regulären Saison.
8 Yards, 4 Touchdowns
Immerhin: Es gibt auch ein paar wenige Momente, in denen Develin in den Mittelpunkt rückt. Er kommt in der laufenden Saison zwar lediglich auf acht Rushing-Yards. Dies genügte allerdings, um gleich vier Touchdowns zu erlaufen. Er ist eben der Mann für die minimalen Distanzen.
Zudem hat er fangsichere Hände: In der regulären Saison fing er zwölf Pässe für insgesamt 61 Yards, kann somit jederzeit für einen Überraschungsmoment sorgen.
Gelingt ihm ein Touchdown, verzichtet er darauf, sich mit einem auffälligen Jubel zu profilieren. Selbst im Super Bowl gäbe es von ihm keine Tanzeinlage zu bewundern. "Ich habe das nie groß bejubelt. Ich weiß nicht, wie andere Leute dafür einen Plan im Kopf haben können." Er selber wüsste überhaupt nicht, wie er einen Touchdown zelebrieren sollte: "Du kannst von mir absolut keinen besonderen Jubel erwarten, ich wäre einfach nur zusammen meinen Jungs happy."
Es passt zu seinem bescheidenen Charakter, dass er keinen Wert auf große Momente im Scheinwerferlicht legt. Develin ist vielmehr ein ehrlicher Arbeiter. Möglicherweise hat ihn auch sein beschwerlicher Weg in die NFL dahingehend geprägt.
In der UFL zum Fullback umfunktioniert
Im Draft 2010 als Defensive Line Spieler durch das Raster gefallen, musste er zunächst einen kleinen Umweg über die Alternativligen Arena Football League und die United Football League nehmen. Letzteres war rückblickend ein Glücksfall: Bei den Florida Tuskers wurde er von seinem Trainer Jay Gruden, heute Head Coach der Washington Redskins, zum Fullback umfunktioniert.
Im November 2010 schaffte er es dadurch in das Practice Squad der Cincinnati Bengals. Auf einen Einsatz in einem regulären Saisonspiel wartete er jedoch vergeblich.
Schlimmer noch: Als er im August 2012 im finalen Cut aussortiert wurde, schien sein NFL-Traum endgültig zerplatzt. Vermutlich hätte sich daran auch nichts mehr geändert, hätten die Patriots ihn nicht daraufhin in ihr Practice Squad aufgenommen.
Der Rest ist Geschichte: Develin steht mit den New England Patriots nun bereits zum vierten Mal im Super Bowl und könnte am Sonntag ein Schlüsselspieler sein.
Der ehemalige Running Back Maurice Jones-Drew ist sich sicher: "Develins Leistung wird sich am Super Bowl Sunday als entscheidender Faktor erweisen. Wenn die Patriots weiterhin auf ihren physisch beeindruckenden Fullback setzen, werden sie der nächsten Lombardi Trophy entgegenlaufen."
Dafür würde Develin mit dem größten Vergnügen auch dorthin gehen, wo es richtig wehtut.
Oliver Jensen
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