Rookie soll am Freitag lange gefeiert haben
Quarterback-Chaos bei den Cleveland Browns: Hat sich DeShone Kizer ins Abseits manövriert?
- Aktualisiert: 22.02.2018
- 15:14 Uhr
- ran.de / Marcus Giebel
Die Cleveland Browns und ihre Quarterbacks - diese leidige Geschichte begleitet die glücklose Franchise seit dem vergangenen Jahrtausend. Auch in dieser Saison ist keine Besserung in Sicht - ganz im Gegenteil.
Von Marcus Giebel
Cleveland / München - Als wäre die 9:12-Overtime-Pleite gegen die Tennessee Titans nicht schon schlimm genug, wartete auf Hue Jackson am Sonntagabend gleich noch ein weiterer Tiefschlag. Auf der Pressekonferenz musste sich der Head Coach der weiter sieglosen Cleveland Browns von den Journalisten über die Freizeitgestaltung seines Quarterback-Talents unterrichten lassen.
"Davon höre ich zum ersten Mal. Ich bin euch Jungs dankbar, dass ihr mir das mitgeteilt habt", reagierte der 52-Jährige auf den Hinweis, dass ein Video kursiere, welches DeShone Kizer während eines Bar-Besuchs am frühen Samstagmorgen zeige. Also nicht einmal anderthalb Tage vor dem Auftritt gegen die Titans.
Neues Kapitel in Quarterback-Posse
Jacksons Replik lässt darauf schließen, dass er seinen Rookie zu dieser Zeit lieber in den eigenen vier Wänden gewusst hätte. So aber ist die Quarterback-Posse der Browns um ein Kapitel reicher. Dabei hätte es diese neueste Kapriole nicht einmal gebraucht, um das Thema erneut hochkochen zu lassen.
Denn dafür hatte der Head Coach bereits während der Partie gesorgt: Kurz nach der Pause setzte Jackson Kizer auf die Bank, nachdem der 21-Jährige den zweiten Drive nacheinander mit einer Interception auf Kevin Byard weggeworfen hatte. Dafür durfte sich Cody Kessler versuchen, der erstmals aktiv im Roster stand und den Ball später ebenfalls einmal in die Hände des Titans-Safetys schleuderte.
Starter für London Game gegen Vikings gesucht
Wie es in Cleveland auf der Skill-Position schlechthin vor dem London Game gegen die Minnesota Vikings (So., ab 14 Uhr live auf ProSieben und im Livestream auf ran.de) weitergeht, weiß wahrscheinlich noch nicht einmal Jackson selbst. Aber mal ehrlich: Was wären die Browns ohne ihr alljährliches Quarterback-Chaos?
Zuletzt spielte in der Saison 2001 ein Passgeber eine komplette Regular Season durch: Tim Couch, First-Overall-Pick des Draft 1999. Seither versuchten sich 24 (!) Spielmacher. Sollte Kessler demnächst beginnen dürfen, wäre es die fünfte Saison nacheinander mit drei verschiedenen Starting-Quarterbacks.
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Thomas beschützte mehr als 20 verschiedene Quarterbacks
Allein Tackle Joe Thomas, der bis zu seiner Trizeps-Verletzung am Sonntag seit 2007 keinen Snap verpasst hatte, beschützte schon mehr als 20 verschiedene Signal-Caller. Eine andere Zahl des Grauens: Seit dem 21:18 in Week 1 hat Steelers-Quarterback Ben Roethlisberger mehr Siege in Cleveland gefeiert als jeder Browns-Quarterback seit dem NFL-Comeback der Franchise 1999.
Das alles verdeutlicht: Franchise-Quarterback ist in Cleveland ein Fremdwort. Jackson zeigte sich zwar betont gelassen: "Ich mache mir keine Sorgen wegen unserer Quarterback-Situation." Doch ob dieser Satz sein Ziel erreicht, für Ruhe im Umfeld zu sorgen?
Kizer schon mit elf Interceptions
Die bisherigen Saison-Statistiken der drei Quarterback-Kandidaten sind jedenfalls höchst alarmierend. Kizer, vor dem ersten Spiel der Regular Season zum Starter auserkoren, hat bei drei Touchdown-Pässen bereits elf Interceptions angesammelt. Bereits am 2., 4. und 5. Spieltag musste der Zweitrunden-Pick während des Spiels für Kevin Hogan weichen.
Letzterer liegt mit 61,3 Prozent Passquote und 6,9 Yards pro Pass zwar jeweils vor seinen beiden Teamkollegen, enttäuschte jedoch bei seinem einzigen Einsatz als Starter. Beim 17:33 gegen die Houston Texans unterliefen Hogan bei einem Touchdown-Pass drei Interceptions. Chance vertan?
Keinem Team unterlaufen mehr Turnover
Jackson jedenfalls verdeutlichte, was er von seinen Quarterbacks erwartet: "Mir ist vor allem wichtig, dass es keine Turnover mehr gibt." Das Problem: In der Statistik der Ballverluste liegt sein Team ganz vorne.
Auf den Head Coach, der nur eines seiner bislang 23 Regular-Season-Spiele mit den Browns gewann, wartet also noch eine Menge Arbeit. Zunächst womöglich ein Einzelgespräch mit Kizer, um dem Nachtschwärmer ins Gewissen zu reden.
Kizer will nicht über Barbesuch sprechen
Der ehemalige College-Spieler der University of Notre Dame jedenfalls war sich nach der Niederlage keines Fehlverhaltens bewusst: "Ich war eben unterwegs. Aber am nächsten Tag war ich auf dem Klubgelände und habe mich auf das Spiel vorbereitet. Ich bin nun wirklich nicht hier um über mein Privatleben zu sprechen."
Über seine Rolle als Bankdrücker in der entscheidenden Phase des Spiels sprach Kizer dagegen sehr wohl: "Ich hatte das Gefühl, dass wir auf dem Weg waren, das Spiel zu gewinnen. Natürlich frustriert mich das." Aber diese Gemütslage kennt wohl so ziemlich jeder Browns-Quarterback der vergangenen Jahre.
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