NFL
Seattle Seahawks: Carroll-Aus unbequem und gewagt, aber richtig - ein Kommentar
- Aktualisiert: 10.01.2024
- 23:41 Uhr
- Andreas Reiners
Die Seattle Seahawks setzen auf einen Neuanfang auf der Trainer-Position. Ein unbequemer und gewagter Weg, aber der richtige. Ein Kommentar.
Timing ist alles. Doch im Sport verpasst man oft den richtigen Zeitpunkt für Veränderungen.
Das gilt nicht nur für Spieler, sondern auch für Trainer. Oder auch Klubs. Es ist nicht einfach, den freiwilligen Absprung klug zu wählen. Oder umgekehrt die Trennung. Erst recht nicht bei einer beliebten Legende wie Pete Carroll.
Und vor allem auch dann nicht, wenn das Urgestein eigentlich weitermachen wollte. Deshalb ist der Move der Seattle Seahawks auch eine echte Überraschung, ein Knaller, ein Paukenschlag. Ein NFL-Beben.
Auch, weil das Team die Playoffs nur knapp verpasst hatte. Abnutzungserscheinungen hatte Carroll nicht gezeigt, er unterstrich zuletzt noch, dass er voller Tatendrang ist, um mit seinem Team noch etwas zu erreichen.
Das Wichtigste in Kürze
Seattle Seahawks: Sanfte Landung für Carroll
Doch nach 14 Jahren mit dem 72-Jährigen als Head Coach wollte die Franchise eine Veränderung. Dass Carroll Berater bleibt, hört sich nach einem schleichenden Wegloben an, ist für den Ex-Coach aber als sanfte Landung stilvoller und wird dem, was er in der Zeit erreicht hat, besser gerecht als ein würdeloser Abschied per Pressemitteilung.
Auch wenn er dazu gedrängt wurde, wie er verriet.
Sportlich ist so ein Ära-Ende immer gewagt und unbequem, aber im Fall der Seahawks eben auch richtig und wichtig. Denn so etwas kann im Idealfall bei einer sinnvollen und überlegten Umsetzung für frische Impulse sorgen, für eine Aufbruchstimmung, eine sportliche Wende, einen echten Neustart.
Dass die Seahawks diesen gut gebrauchen können, ist unbestritten. Zuletzt wirkte die Franchise ein wenig in sich selbst verloren. Festgefahren in den eigenen Strukturen. Und Carroll war längst nicht mehr über jede Kritik erhaben.
Denn Fakt ist trotz aller Verdienste des 72-Jährigen: Die beiden Super-Bowl-Teilnahmen sind neun und zehn Jahre her. In das Championship Game ging es danach gar nicht mehr, weiter als in die Wild Card Round zuletzt 2019 und in die Playoffs nur ein Mal in den letzten drei Saisons.
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Seattle Seahawks: Stillstand ist Rückschritt
Stagnation nennt man so etwas. Und Stillstand ist bekanntlich Rückschritt.
Und dann gibt es die Möglichkeiten, einfach so weiterzumachen - oder eben etwas zu wagen. Personell All-in zu gehen für frischen Wind. Denn die Verantwortlichen wissen natürlich, dass so eine Entscheidung auch böse nach hinten losgehen kann.
Doch der Zeitpunkt wirkt günstig. Für Carroll, dem ein möglicher Absturz erspart bleibt. Und für die Franchise, die sich nun sammeln und neu angreifen kann.
Dafür ist es aber umso wichtiger, dass dies keine übereilte Aktion war, sondern jetzt auch die nachfolgenden Entscheidungen wohlüberlegt sind und ineinandergreifen.
Denn Timing ist ja bekanntlich alles.