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NFL Championship Games

Sebastian Vollmer exklusiv: "Bei NFL-Stars wie Tom Brady fliegt die Flagge etwas schneller"

  • Aktualisiert: 21.01.2019
  • 21:29 Uhr
  • ran.de
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Im Interview mit ran.de spricht der deutsche Ex-NFL-Spieler und zweimalige Super-Bowl-Champion Sebastian Vollmer über die strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen in den beiden Championship Games der NFL-Playoffs und erklärt, warum Stars wie Tom Brady eher eine Flagge wegen eines Fouls gegen sich zugesprochen bekommen als andere Spieler in der Liga.

ran.de: Herr Vollmer, beim Championship Game der New Orleans Saints gegen die Los Angeles Rams sorgte eine vielleicht sogar spielentscheidende, nicht gegebene Flagge für "Pass Interference" gegen die Rams kurz vor dem Ende für mächtig Ärger bei den Saints, die sich letztlich sogar geschlagen geben und den Traum vom Super Bowl in Atlanta begraben mussten. Wie haben Sie diese Situation gesehen?

Sebastian Vollmer: Das war eine klare Flagge, da gibt es keine zwei Meinungen. Dass sie nicht gegeben wurde, ist vor allem deswegen nicht zu verstehen, weil der Referee direkt daneben stand. Aber ich habe es bereits in meinen Kolumnen auf ran.de schon einige Male geschrieben: je weiter du mit deinem Team in der Saison und vor allem den Playoffs kommst, desto weniger Flaggen werden fliegen. Das liegt daran, dass die Referees die Spiele nicht entscheiden wollen. Bei einer gegebenen Pass Interference wären die Saints kurz vor dem Ende der Partie an der 1-Yard-Linie gewesen und hätten den Ball wohl für einen Touchdown in die Endzone getragen. Dafür wollten die Refs in dieser Situation nicht verantwortlich sein. Und wenn die Unparteiischen sich bei Entscheidungen nicht zu einhundert Prozent sicher sind, lassen sie die Flagge eben lieber stecken. So, wie es jetzt in New Orleans passiert ist. Für die Saints ist das natürlich extrem bitter, weil das Foul eindeutig und es somit eine klare Flagge war. Da haben die Rams wirklich Schwein gehabt.

ran.de: Wie geht man als Spieler mit so einer Situation um?

Vollmer: Die Jungs werden jetzt in New Orleans sitzen und ihre Koffer packen. Denn die Saison ist für sie gelaufen. Da hilft alles Lamentieren nichts. Es war eine Tatsachenentscheidung, die aus ihrer Sicht leider gegen sie ausfiel. Natürlich fühlt man sich da beraubt, überhaupt keine Frage. Solche Fehlentscheidungen passieren in der NFL ja gefühlt jede Woche, aber das es ausgerechnet im wohl wichtigsten Spiel der Saison geschieht, ist für New Orleans natürlich brutal. Da kommt dann auch die Frage auf, ob in diesem Zusammenhang vielleicht eine Regeländerung Sinn machen würde, also, dass die Flaggen nochmal von den Referees nachgeschaut werden dürfen. Allerdings wird das Spiel dann noch kleinteiliger und ich finde, dass schon jetzt der Spielfluss extrem oft unterbrochen ist.

ran.de: Auch beim AFC Championship Game zwischen den Kansas City Chiefs gegen die New England Patriots gab es diskutable Entscheidungen der Referees. Unter anderem bekam Patriots-Quarterback Tom Brady für ein Foul an ihm eine Flagge, die dem Signal Caller der Chiefs, Patrick Mahomes, in einer ähnlichen Szene verwehrt blieb. Wie ist Ihre Meinung zu diesen Situationen?

Vollmer: Zum einen kann es schon mal so sein, dass die Schiedsrichter solche Fouls bei dem einen Spieler sehen und bei dem anderen eben nicht. Und zum anderen ist es schon so, dass die Flagge bei Stars wie Tom Brady, Aaron Rodgers oder auch Drew Brees, die schon Ewigkeiten in der NFL sind und vor allem oft in der Pocket stehen, schneller fliegt als bei anderen Spielern in der Liga, die vielleicht noch nicht so etabliert sind. Das ist schon ein etwas anderer Umgang. Ich denke da auch an Pass-Rusher wie Von Miller von den Denver Broncos oder Cameron Wake von den Miami Dolphins, deren Gegenspieler oft Flaggen wegen Holdings gegen sich bekommen, weil die Referees denken, dass Spieler wie Miller oder eben Wake nicht zu halten sind. So einen Ruf hat sich zum Beispiel ein Patrick Mahomes noch nicht erarbeitet, auch wenn er eine sensationelle Saison hinter sich hat.

ran.de: Und wie haben Sie die Szene mit Julian Edelman gesehen? Sein angeblich fallen gelassener Punt-Return wurde von den Schiedsrichtern noch einmal nachgeschaut, weil die Chiefs der Meinung waren, er hätte den Ball tatsächlich berührt und der darauffolgende Touchdown von Kansas City sei regelkonform gewesen.

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Vollmer: Das ist für mich klar: Edelman hat den Ball nicht berührt. Man konnte in allen Replays sehen, dass er weder links noch rechts ein Körperteil an den Ball gebracht hat. Das ist somit für mich kein Skandal, sondern eine folgerichtige Entscheidung. Natürlich war es knapp, aber aus meiner Sicht völlig richtig entschieden.

ran.de: Was dürfen die NFL-Fans von den Referees im Super Bowl erwarten?

Vollmer: Das kommt natürlich immer ein wenig auf die Referee-Crew an. Aber meine Erfahrungen aus den Super Bowls, die ich spielen durfte, sind, dass die Schiris dort nach dem Motto agiere: "Let the players play'" Ich erwarte also eher wenig Flaggen, vor allem in den letzten zwei Minuten vor der Halbzeit und vor dem Ende des Spiels.

Das Interview führte: Dominik Hechler

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