Super Bowl 55: Wird "Playoff Lenny" Fournette zum X-Faktor?

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München/Tampa - 2. Februar 2014. Super Bowl 48 in New York. Hunderte Millionen Zuschauer sehen einen der einseitigsten Super Bowls der NFL-Geschichte. Die Seattle Seahawks fegen die Denver Broncos mit 43:8 vom Rasen und krönen sich zum Champion. Irgendwo in einem Vorort von New Orleans interessiert das einen 19-Jährigen aber nur am Rande.

Statt sich über deutlichen Spielverlauf zu wundern, dachte Leonard Founette an seine eigene Zukunft. "Ich kann es kaum erwarten, bis ich im Super Bowl spiele", schrieb er damals via Twitter.

Fournette hatte sein Ziel immer vor Augen

Fournette war zu dem Zeitpunkt frisch aus der High School raus und hatte der Lousiana State University (LSU) seine Zusage gegeben, um in den kommenden vier Jahren für die Tigers College Football zu spielen. Doch Fournette hatte einen Plan. Ehrgeizig, ambitioniert, voller Willenskraft. Das Ziel immer vor Augen. 

Im Super Bowl 55 (7. Februar ab 22:40 Uhr live auf ProSieben und ran.de) wird sich seine Aussage vom 2. Februar 2014 nun bewahrheiten. Mit den Tampa Bay Buccaneers kämpft Fournette gegen die Kansas City Chiefs um die Vince Lombardi Trophy. Auf Twitter erinnerte er sich vor einigen Tagen selber daran, dass er es geschafft hat.

Doch bis zum Ziel war es ein steiniger Weg. Aufgewachsen im "Seventh Ward" Viertel in New Orleans, war die Kriminalität ein ständiger Begleiter seiner Kindheit. So richtig auf den Kopf stellte sich sein Leben aber im August 2005 als der Hurrikan Katrina die Millionenstadt überflutete.

Zusammen mit seiner Familie rettete sich der damals Zehnjährige vor den Fluten, harrte tagelang auf einer Brücke aus. "Es macht dich stärker, wenn du weißt, was du durchgemacht hast und wo du jetzt bist", erklärte Fournette: "Das alles hat einen besseren Mann aus mir gemacht."

Fournette brilliert am College

Sein großes Football-Talent setzte er bei den LSU Tigers konsequent um, war einer der besten Running Backs des Landes und wurde daraufhin im NFL Draft 2017 von den Jacksonville Jaguars bereits an Nummer vier ausgewählt. Schon im Rookie-Jahr war Fournette seinem Traum ganz nahe.

Die Jaguars zogen überraschend ins AFC Championship Game ein und waren nur noch einen Schritt vom Super Bowl entfernt. Der spätere Champion der New England Patriots war beim 20:24 aber zu stark.

Nach Jones-Verletzung springt Fournette ein

"Ich kam hierher und hatte die Hoffnung, ein Starter zu sein, aber es hat nicht geklappt", erklärte der Running Back vor kurzer Zeit. Head Coach Bruce Arians setzte zunächst auf Ronald Jones II, Fournette war sein Backup. Als sich Jones in Woche 15 verletzte wurde Fournette zum Starter, zeigte gute Leistungen und lieferte zuletzt in den Playoffs richtig ab.

Auch als Jones zurückkam, behielt Fournette die Rolle des Starting-Running-Backs. Mit 313 Total-Yards ist er der produktivste Spieler der NFL-Playoffs, wenn Fournette mehr als zehn Ballberührungen hat, stehen die Bucs in dieser Saison bei einer 9-0-Bilanz. "Nimm deine Rolle an. Du weißt nie, wann sich diese ändern wird", sagte Arians zu Fournette. "Ich bin sehr, sehr stolz auf Leonard und die Art, wie er damit umgegangen ist."

Im NFC Championship Game erzielte er in Green Bay einen spektakulären Touchdown, brach dabei samt Spin Move mehrere Tackles. Von seinen Teamkollegen bekam er daraufhin den Spitznamen "Playoff Lenny".

"Ich habe etwa 30 Minuten lang geweint"

Nach dem Sieg und den damit verbundenen Einzug in den Super Bowl überkamen ihn die Emotionen: "Ich habe etwa 30 Minuten lang geweint - ich habe mit meiner Mutter und meinem Vater telefoniert und über meinen Weg gesprochen. Zuerst in Jacksonville, als ich ins Gefängnis ging, als ich entlassen wurde. Ich denke, es ist eine wunderbare Geschichte, wie sie sich entwickelt hat."

Seine Geschichte findet nun im Super Bowl 55 (7. Februar ab 22:40 Uhr live auf ProSieben und ran.de) den vorläufigen Höhepunkt. Natürlich bestimmen die beiden Quarterbacks Tom Brady und Patrick Mahomes die Schlagzeilen, doch gerade deshalb könnte das erstärkte Run-Game der Buccaneers zum Schlüssel des Erfolgs werden.

Fournettes Traum vom 2. Februar 2014 ist wahr geworden. Jetzt will er mehr.

Timo Nicklaus

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