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Der Super Bowl LV in Tampa Bay live auf ProSieben und ran.de

Tampa Bay Buccaneers-Coach Lori Locust: Ungewollte Trainer-Pionierin

  • Aktualisiert: 04.08.2023
  • 14:26 Uhr
  • Rainer Nachtwey
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© imago

Kurz vor dem Super Bowl (Sonntag ab 22:40 Uhr live auf ProSieben und ran.de) erhält die 56-Jährige als Frau im Trainerteam der Tampa Bay Buccaneers viel Aufmerksamkeit. Für Locust ist es Segen und Fluch zugleich. Ndamukong Suh sieht in ihr die "Mutter der Kompanie".

von Rainer Nachtwey

Ihre Stimme ist fest, sie redet bewusst, drückt sich klar aus, verschluckt keine Wörter. Sie wirkt bestimmt, wissend, was sie sagen will.

"Ob wir die zweite, die dritte oder die 273. Frau im Super Bowl sind, interessiert mich nicht", sagt Lori Locust. "M.J. und ich sind hier, um mit Tampa Bay den Titel zu gewinnen."

Gemeinsam mit der für die Kondition der Spieler zuständige Kanadierin Maral Javadifar ist Locust eine von zwei Trainerinnen der Tampa Bay Buccaneers, die am Sonntag ab 22:40 Uhr live auf ProSieben und ran.de im Super Bowl LV auf die Kansas City Chiefs treffen. Mit Sarah Thomas steht dann auch das erste Mal eine Schiedsrichterin auf dem Feld.

"Wir sind uns dessen bewusst, dass nicht viele Frauen das vor uns erreicht haben. Aber wir werden es nicht tagtäglich herausstellen", führt Locust aus.

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Für die Defensive Line verantwortlich

Die 56 Jahre alte Lori Locust ist alles andere als zierlich. Sie ist aber nicht dick, sie ist stämmig, kräftig. Sie hat eine Figur, die zur Positionsgruppe passt, die sie trainiert: Defensive Line.

Locust ist Assistenztrainerin bei den Buccaneers und steht nun im Super Bowl. Vor ihr hatte es Katie Sowers mit den San Francisco 49ers im Vorjahr geschafft. Während Sowers als Offensive Assistant für Details, nämlich die Laufwege der Wide Receiver zuständig war, ist Locust für eine ganze Positionsgruppe mitverantwortlich - und dann auch noch für die "dicken Jungs".

Sie muss sich nicht nur gegen die massigen Spieler, sondern auch deren massige Egos durchsetzen. Jason Piere-Paul, Ndamukong Suh, alles Spieler mit überbordendem Selbstvertrauen. Aber die 56-Jährgie weiß mit ihrer Lebenserfahrung eben auch, wie sie die Jungs anpacken muss.

"Lori ist eine großartige Trainerin", sagt Suh. "Sie ist sehr detailversessen, sie achtet auf alles. Aber sie ist auch so ein bisschen 'Mutter der Kompanie'. Ich arbeite gerne mit ihr zusammen."

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Pionierin unter Männern

Locust ist wie Sowers und Jennifer King beim Washington Football Team eine Pionierin in der Männer-Sportart American Football. Zwar finden immer mehr Frauen den Weg als Trainerinnen in den Sport und damit auch die höchste Profiliga NFL, sich diesen Weg zu ebnen erfordert auch große Mühen und Eigeninitiative.

"Während die männlichen Trainer durch ihre Wege am College und so weiter automatisch zueinander Verbindungen haben, müssen wir unsere Beziehungen zueinander selbst aufnehmen", sagt Locust über das Verhältnis zu Sowers und King.

"Es tut auch manchmal ganz gut, mit jemandem anderes als aus deinem eigenen Team zu reden, jemandem, der dich vielleicht auch ein bisschen besser als Frau versteht."

Daher ist die Verbindung unter den Frauen auch eine große Hilfe, sie dient zur Unterstützung, auch wenn in der WhatsApp-Gruppe vor den Spielen durchaus auch mal die eine oder andere Frotzelei ausgetauscht wird.

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Bruce Arians: "Very, very pissed!"

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Segen und Fluch zugleich

Wie Sowers im Vorjahr bekommt Locust die mediale Aufmerksamkeit des Super Bowls zu spüren. Einmal im Jahr, wenn es zum größten Einzelsportevent kommt, stehen sie im Mittelpunkt - weil sie Frauen sind.

"Manchmal ist die mediale Aufmerksamkeit Segen und Fluch zugleich. Denn es sieht so aus, als würden wir Frauen aus dem Nirgendwo plötzlich auftauchen und wären dann da", sagt Locust.

"Man vergisst oft, dass hunderte von Frauen an Highschools, am College, im semiprofessionellen Football trainieren und sich diese Chance verdient und ohne zusätzliche Hilfe erarbeitet haben."

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Von der Highschool über Praktikum bei den Ravens zu den Bucs 

So auch Lori Locust. Aufgewachsen in Harrisburg, Pennsylvania. Steelers-Fan in Kindheitstagen. In Temple am College, geheiratet, zwei Söhne. Als sie sich mit 40 scheiden ließ, begann sie selbst, Football zu spielen. Defensive Line, versteht sich.

Nach einer schweren Knieverletzung wechselte sie auf die Trainerposition. Über diverse Trainerjobs an der Highschool, der National Arena League und anderen Stationen erlangte sie 2018 ein Praktikum bei den Baltimore Ravens.

"Ich habe da mit Terrell Suggs, mit Brandown Williams, Michael Pearce trainiert", erinnert sich Locust.

Nach dem Ende in Baltimore ging es nach Birmingham, Alabama, in die AAF, die Alliance of American Football. Und dort kam es dann auch zum Aufeinandertreffen mit Bruce Arians, ihrem Head Coach bei den Buccaneers.

Bei einer Trainer-Tagung an der Universität von Birmingham-Alabama war Arians ein Redner. Arians hatte gerade erst den Head Coach-Job bei den Buccaneers übernommen, wollte eine Trainerin engagieren. So führte das Eine zum anderen.

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Arians: Gute oder schlechte Trainer - nicht Mann oder Frau

"Was interessiert es mich, ob sie Mann oder Frau sind, wichtig ist, dass sie gute Trainer sind", sagt Arians.

"Ein Spieler fragt seinen Coach doch nur: 'Wie machst Du mich besser?' Ihn interessiert es doch nicht wirklich, ob die Antwort von einem Mann oder einer Frau, schwarz oder weiß, braun oder gelb kommt. Ihm geht's doch nur darum: Mach mich besser."

Und das macht Lori Locust mit der Defensive Line der Buccaneers. In den vergangenen zwei Jahren waren die Bucs mit ihrer Defensive Line jeweils das beste Team gegen das Laufspiel. Verantwortlich dafür: Defensive Line Coach Kacy Rodgers - und seine Assistentin Lori Locust.

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