Fans, die sogar den Weihnachtsmann bewerfen
Von wegen brüderliche Liebe: Eagles-Fans die extremsten der NFL
- Aktualisiert: 30.01.2018
- 21:19 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Gastfreundschaft oder Fairness kennen die Anhänger der Philadelphia Eagles nicht. Sie bewerfen die eigenen Spieler, verhöhnen und verprügeln gegnerische Fans. Selbst der Weihnachtsmann ist vor Phillys Anhängern nicht sicher.
München/Philadelphia - Welche Franchise hat die verrücktesten, extremsten, ausgeflipptesten Fans der NFL?
Die Meisten würden wohl auf die Oakland Raiders tippen, die mit ihren gruseligen Verkleidungen das Piraten-Image voll ausleben. Der ehemalige Wide Receiver und Hall of Famer Michael Irvin vertritt jedoch eine andere Meinung: "Raiders Fans malen sich ihre Gesichter an und tun so, als wären sie verrückt. Aber die Eagles-Fans sind es tatsächlich."
Der langjährige Spieler der Dallas Cowboys weiß, wovon er spricht. Er bekam es Saison für Saison in Philadelphia mit den Anhängern der Eagles zu tun.
1999 zog er sich im Stadion der Philadelphia Eagles eine Rückenmarksverletzung zu, die ihn kurz darauf zum Karriereende zwang. Normalerweise herrscht in einem Football-Stadion Stille, wenn ein Spieler schwerverletzt am Boden liegt.
Nicht in der Stadt der brüderlichen Liebe: Während die Cowboys für ihren Kameraden beteten, jubelten die Eagles-Fans laut. Diese Anekdote gilt als ein Paradebeispiel für das Fehlverhalten der Eagles-Fans.
Weihnachtsmann beworfen
Geschichten dieser Art gibt es haufenweise. Und es bestätigt sich wieder einmal: Stadt der brüderlichen Liebe und Eagles-Fans - es passt einfach nicht.
Denn keiner scheint vor den Eagles-Fans sicher zu sein. Nicht einmal der Weihnachtsmann.
Als ein Klassiker gilt eine Geschichte aus der Weihnachtszeit der Saison 1968. Weil die Fans mit dem Weihnachtsmann-Darsteller einer Showeinlage nicht zufrieden waren, bewarfen sie ihn mit Schnee. Seitdem haben die Eagles-Fans den Ruf weg als "die, die sogar den Weihnachtsmann mit Schneebällen bewarfen".
Edelfan krankenhausreif geprügelt
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Ein weiteres Beispiel: Als die Washington Redskins den Eagles 1983 in dessen Stadion eine Abreibung verpassten und Washingtons Edelfan Zema "Chief Zee" Williams die Eagles auch noch verhöhnte, war die Wut der Philly-Anhänger so groß, dass sie den damals 42-Jährigen krankenhausreif prügelten.
Nachdem die Eagles-Fanatiker Chief Zee im Stadion die Kleidung zer- und die Federn aus seinem Haarschmuck gerissen hatten, vermöbelten sie ihn auf dem Parkplatz dermaßen, dass er nach einem Krankenhausaufenthalt mit gebrochenem Bein und im Rollstuhl nach Washington zurückkehrte.
Im Folgejahr versuchte er noch einmal sein Glück in der Stadt der brüderlichen Liebe. Als ein Bier dann aber den Weg in Chiefs Zees Gesicht fand, war endgültig Schluss mit Auswärtsreisen nach Philadelphia.
Vikings-Fans verhöhnt und mit Bier beschmissen
45 Jahre sind seit dieser Geschichte vergangen. Das Benehmen der Anhänger hat sich allerdings bis heute nicht groß verändert. Davon konnte man sich erst kürzlich im NFC Championship Game gegen die Minnesota Vikings überzeugen. Fast das gesamte Stadion verhöhnte die klar unterlegenen Vikings, indem sie den Skol-Jubel der Vikings nachahmten.
Auch um das Stadion herum ereigneten sich unschöne Szenen. Eigentlich gelten Football-Fans als friedlich und gastfreundlich. Nicht aber in der "City of Brotherly Love": Vikings-Fans wurden mit Pöbeleien und vielen entgegengestreckten Mittelfingern begrüßt und mit Bier beworfen. Ein Zeichen von Liebe?
Solche wiederkehrenden Vorfälle führten dazu, dass die Eagles außerhalb von Philadelphia viele Feinde haben. Manche Aktionen der Eagles-Fans sind so verrückt, dass sie nur mit einem hohen Alkoholkonsum oder aber einem fehlenden Verstand zu erklären sind.
Ein Eagles-Fan wurde im Januar im Spiel gegen die Atlanta Falcons wegen starker Alkoholisierung des Stadions verwiesen und prügelte danach grundlos auf ein Polizeipferd ein. Ein anderer Eagles-Anhänger fand die Idee offenbar so lustig, dass er die Aktion wiederholte.
Trainer Pederson "mit Batterien beschmissen"
Der Frust der Eagles-Fans richtet sogar auch gegen die eigenen Leute. Das musste auch Head Coach Doug Pederson erleben, als er noch Spieler der Philadelphia Eagles war: "Ich wurde damals mit diesen großen D-Batterien beworfen, bespuckt und mit Bier beschmissen."
Auch der achtmalige Pro-Bowl Spieler Donovan McNabb hatte in Philadelphia anfangs einen schweren Stand. Weil sich die Fans der Eagles als Nummer-2-Pick einen anderen Spieler gewünscht hatten, wurde der Quarterback beim Draft und auch im Stadion ausgebuht. Später liebten ihn die Fans.
Selbst der aktuelle Eagles-Quarterback Nick Foles hat seine Erfahrungen gemacht, will die aber offenbar nicht missen.
Als er 2017 zu den Eagles zurückkehrte, erklärte er: "Ich habe es richtig vermisst, von den eigenen Fans erst ausgebuht zu werden, dann zurückzukommen, einen Touchdown zu werfen und diesen Jubelausbruch mitzuerleben. Das hier ist der einzige Ort, wo man so etwas erlebt."
Hundemasken in ganz Philadelphia ausverkauft
Zuletzt fielen die Eagles-Fans durch ihre Hundemasken auf, mit der sie ihre Rolle als "Underdog" auf die Schippe nehmen.
Hintergrund ist, dass viele Experten den Eagles seit der Verletzung von Starting-Quarterback Carson Wentz nur noch wenig zugetraut haben. "Von diesem Zeitpunkt an gab uns niemand mehr eine Chance", sagte Pederson. "Natürlich ist Carson ein großartiger Spieler. Aber jede Woche hören unsere Jungs das Gleiche. Jetzt sollen wir plötzlich trotz einer 13-3 Bilanz nicht mehr gut genug sein."
Das ließen die "Adler" nicht auf sich sitzen. Die Eagles riefen vor dem NFC Finale gegen die Vikings öffentlich dazu auf, mit Hundemasken zu erscheinen. Die Folge: Im gesamten Großraum Philadelphia sind Hundemasken mittlerweile ausverkauft. Auch im Finale werden sie wohl haufenweise zu sehen sein.
Irvin plötzlich Eagles-Fan
An dem bevorstehenden Super-Bowl-Sonntag (ProSieben und ran.de übertragen den Super Bowl live am 4. Februar) mutiert dann aber sogar Michael Irvin zum Fan der Eagles. Der Grund: Seine Cowboys gewannen genauso wie die Patriots fünf Mal den Super Bowl. Mit einem weiteren Sieg würden die Patriots an seinen Cowboys vorbeiziehen. Das gilt es aus Cowboys-Sicht zu verhindern.
Deshalb twitterte Irvin "Fly, Eagles, Fly." Der Ärger über das Fehlverhalten von 1999 ist offenbar verflogen. Und immerhin Irvin zeigt etwas an brüderlicher Liebe.
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