Zukunft der Texans hat einen Namen: Watson, übernehmen Sie!

Von Oliver Jensen

Houston - Deshaun Watson hat am vergangenen Wochenende ein echtes Feuerwerk abgeliefert. Er warf Pässe für 283 Yards, darunter vier für Touchdowns und lief einmal selbst in die Endzone.

Der 22-Jährige war der große Gewinner beim spektakulären 57:14-Sieg gegen die Tennessee Titans.

"Er ist ein großartiger Teamplayer, genau das Gegenteil von einer egoistischen Person", lobte Head Coach Bill O'Brien. "Er interessiert sich überhaupt nicht für die Statistiken, er will nur gewinnen." Es scheint so, als hätte die langwierige Suche der Houston Texans nach einem starken Quarterback endlich ein Ende gefunden.

Zehn Quarterbacks in fünf Spielzeiten

Ein kleiner Rückblick: Seit der Saison 2013 gab es in Houston zehn verschiedene Starting-Quarterbacks. Das größte Desaster ergab sich in der vergangenen Spielzeit: Brock Osweiler wurde von den Denver Broncos verpflichtet und mit einem Mega-Vertrag über 72 Millionen Dollar für vier Jahre ausgestattet.

Osweiler warf jedoch mehr Interceptions als Touchdown-Pässe und wurde nach der Saison zu den Cleveland Browns abgeschoben. Mittlerweile steht er wieder als Backup im Dienste der Denver Broncos.

Heftig wurde in der Offseason darüber spekuliert, wie nun die Quarterback-Zukunft der Texans aussehen würde. Der mittlerweile zurückgetretene Tony Romo galt als ein heißer Kandidat. Doch Houston entschied sich für einen anderen Weg: Sie nutzten ihren Erstrunden-Pick, um den jungen Watson zu verpflichten.

Meister am College

Watson hatte am College die Clemson University zur nationalen Meisterschaft geführt. Mehrmals hatte er bewiesen, mit Drucksituationen hervorragend umgehen zu können. Selbiges bewies er bei den Texans: Sein beachtlicher Auftritt im ersten Preseason-Spiel gegen die Carolina Panthers ließ die Erwartungshaltung steigen.

Bill O'Brien trat zunächst auf die Bremse. Er wollte seinen jungen Passwerfer offenbar vor dem Hype schützen und erklärte erst einmal Tom Savage zur Nummer 1. Savage war in der Vorsaison für den enttäuschenden Osweiler eingesprungen und hatte den Titel in der AFC South gesichert. Und doch schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis der Coach Neuling Watson die Verantwortung übertragen würde.

Dies geschah sogar schneller als erwartet: Bereits im ersten Saisonspiel gegen die Jacksonville Jaguars hieß es in der Halftime: Watson, übernehmen Sie! Der Rookie wurde für Savage in die Partie gebracht. Auch wenn Watson die Niederlage nicht mehr abwenden konnte, hat der NFL-Neuling seinen Stammplatz seitdem sicher.

Mit Watson als Starting-Quarterback läuft das Spiel rund. Die Texans gewannen in Woche 2 gegen die Cincinnati Bengals, bewegten sich in Woche 3 trotz Niederlage mit den New England Patriots auf Augenhöhe, deklassierten zudem nun am Wochenende die Titans.

Der aus dem US-Bundesstaat Georgia stammende Shootingstar hat sich bereits einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert: Der letzte Rookie-Quarterback, der in einem Spiel vier Touchdown-Pässe warf und zudem einen Touchdown selber erlief, war Fran Tarkenton - und zwar im Jahre 1961.

Und noch ein Superlativ: 57 Punkte in einem Spiel sind ein neuer Rekord in der Geschichte der Texans.

Erster Gehaltsscheck an Mitarbeiterinnen gespendet

Doch es sind nicht nur die Leistungen auf dem Spielfeld, die Watson zum neuen Liebling der Fans machen. Er präsentiert sich auch abseits des Stadions als ein bodenständiger und sympathischer junger Mann.

Seinen ersten Game Check in Höhe von 27.000 US-Dollar übergab er persönlich drei Cafeteria-Mitarbeiterinnen der Texans, die aufgrund des Hurrikans Harvey großen Sachschaden genommen hatten. Zudem schenkte er seiner Mutter zum Geburtstag einen teuren Maserati.

Es scheint dem bescheidenen Quarterback fast unangenehm zu sein, was für Lobeshymnen auf seine Person angestimmt werden. "Du bist immer nur so gut wie die Leistung in deinem nächsten Spiel", sagt Watson.

Im nächsten Spiel warten die Kansas City Chiefs, also das einzige noch ungeschlagene Team der NFL. Die Texans gelten trotzdem nicht als chancenlos - auch dank Watson.

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