Nowitzki macht Schluss
Dirk Nowitzki: Ein Weltstar mit Bodenhaftung und einer einmaligen Karriere
- Aktualisiert: 11.04.2019
- 12:47 Uhr
- SID
Als unscheinbarer, blasser Schlaks betrat Dirk Nowitzki die Bühne NBA, 20 Jahre später geht er und lässt unverwischbare Spuren zurück. Meister, wertvollster Spieler, Allstar, Nowitzki hat die Liga geprägt.
Dallas/Köln - Es war eng im weißen VW Golf. Dirk Nowitzki klemmte hinter dem Steuer, Don Nelson zwängte sich daneben, Sohn Donnie musste auf die Rückbank. Als der viel zu kleine, in die Jahre gekommene Wagen mit den verlängerten Sitzschienen auch noch wegen eines Kolbenfressers auf der Autobahn liegen blieb, staunte die Abordnung der Dallas Mavericks beim Antrittsbesuch in Würzburg nicht schlecht.
"Jedes Mal, wenn ich Gas gab, quäkte der Golf fürchterlich. Ich kam mir vor wie in einem schlechten Film", erinnerte sich Nowitzki später an das holprige Kennenlernen, den Anfang einer Geschichte, die sich niemand schöner hätte ausdenken können. Don Nelson, damals Trainer der Mavericks, und Donnie Nelson, heute General Manager des Klubs, überzeugten den 20-Jährigen, mit ihnen nach Texas zu kommen. Nowitzki stieg in den Flieger und traf eine Entscheidung, die nicht nur sein Leben auf den Kopf stellen sollte.
Nowitzki ist heute ein Idol
Heute, mehr als 20 Jahre später, ist Dirk Nowitzki das Gesicht der Franchise. Ein Idol, sie werden ihm vor der Arena ein Denkmal bauen, seine Nummer 41 aus dem Verkehr und sein Trikot unter das Hallendach ziehen.
Nowitzki ist für immer und ewig untrennbar mit seinen Mavs verbunden. Komme was wolle. Für dieses besondere Band gibt es reichlich Gründe. Natürlich spielt dieser 12. Juni 2011 eine große Rolle, als Nowitzki den Mavericks in Miami ihren bis heute einzigen Titel schenkte. Unvergessen sind die Bilder, als der Kapitän in die Kabine eilte, um im großen Moment allein zu sein.
Doch Dirk Werner Nowitzki ist viel mehr als ein Sportler. Stets freundlich, offen, humorvoll, einfach liebenswert tritt er den Menschen gegenüber, ist bodenständig, daran änderte sich auch nichts, als er 2010 einen mit mehr als 80 Millionen Dollar dotierten Vertrag unterschrieb. Nowitzki hat Klasse, auf und neben dem Spielfeld.
Externer Inhalt
Harte Arbeit und Disziplin brachten ihn nach ganz oben
Sein märchenhafter Aufstieg in der NBA, nach einem schwierigen Start und Heimweh, hat viel mit harter Arbeit zu tun. Nowitzki ist seit jeher sehr diszipliniert, im Sommer quälte er sich regelmäßig in der Abtenberghalle in Rattelsdorf für die nächste Saison - stets dabei: Holger Geschwindner. Der Mentor und Privattrainer hatte eine ganz besondere Rolle.
Die Aufgabe des früheren Nationalspielers war es, "den Werkzeugkasten zu füllen", also Nowitzki Mittel an die Hand zu geben. Herausgekommen ist dabei unter anderem der "Flamingo Shot", ein Wurf, bei dem Nowitzki im Rückwärtsfallen ein Bein abspreizt, um den Gegenspieler auf Distanz zu halten. Heute Standard in der NBA.
Nowitzki hat unverwischbare Spuren hinterlassen. Die Nummer 9 des NBA-Drafts 1998, gezogen von den Milwaukee Bucks und sogleich abgegeben an die Mavs, wurde 2006/07 als erster Europäer wertvollster Spieler (MVP) der Liga. Er nahm 14-mal am Allstar-Game teil und ist mit 31.540 Punkten aktuell die Nummer sechs der ewigen Bestenliste.
Dirkules hinterlässt eine riesige Lücke
Und auch die Nationalmannschaft hat die Ausnahmeerscheinung mit den vielen Spitznamen (Dirkules, Big D, German Wunderkind, Dunking Deutschman, Germanator) zu Erfolgen geführt. Er feierte WM-Bronze 2002 und EM-Silber 2005 - jeweils als bester Spieler des Turniers. Anfang 2016 legte er das Trikot mit dem Adler für immer zur Seite, nun auch das der Mavericks.
Was bleibt, jetzt, wo er überhaupt nicht mehr da ist? Eine Lücke. Riesig. Nicht aufzufüllen. Einen Basketballer wie Nowitzki hatte Deutschland noch nie, und einen "Newitzki" wird es kaum geben. Ab jetzt stehen seine Ehefrau Jessica, Tochter Malaika, die Söhne Max und Morris im Mittelpunkt. Dann kommt direkt Basketball. Er wird nie davon lassen können.