Rookie-Ranking Dezember
Golden State Warriors: Brandin Podziemski - Rookie des Monats und der Retter einer Dynastie?
- Aktualisiert: 29.01.2024
- 18:28 Uhr
- Ole Frerks
Der Rookie-Jahrgang 23/24 hat etliche interessante neue Spieler in die Liga gebracht, auch hinter den beiden Einhörnern an der Spitze. Fortan stellen wir einen Frischling pro Monat vor – den Anfang macht ein Guard, der den Golden State Warriors dringend benötigtes frisches Leben eingehaucht hat.
Von Ole Frerks
Vor wenigen Wochen lagen die Warriors am Boden. Das Team strauchelte, mehrere der altgedienten Leistungsträger steckten in Form- oder anderen Krisen. Golden State stand bei 10-13, als Draymond Green im Spiel gegen Phoenix einen Schwinger auspackte, und verlor dann auch das nächste Spiel, ohne den in der Zwischenzeit auf unbestimmte Zeit suspendierten Defensivanker. Es war die zwölfte Niederlage aus 16 Spielen – es musste sich etwas ändern.
Es hat sich etwas geändert. Gegen Denver wurde am Christmas Day zwar verloren, davor holte Golden State aber fünf Siege in Serie mit einer neuen Starting Five.
Jonathan Kuminga ersetzt darin de facto Green (und spielt besseren, konstanteren Basketball als je zuvor in seiner Laufbahn), ist aber nicht das einzige neue Gesicht. Auch Andrew Wiggins musste weichen und Platz machen für eine Gattung von Spieler, die es unter Steve Kerr traditionell noch nie leicht hatte: Einen Rookie.
Golden State draftete seit 2020 dreimal in der Lottery – weder James Wiseman noch Kuminga oder Moses Moody jedoch standen als Rookie so lange auf dem Court, wie der Nr.19-Pick Brandin Podziemski es aktuell tut (22,8 Minuten) – selbst in Jahr drei erreicht keiner von ihnen diese Marke. Das liegt ein bisschen an Kerr und der Situation, allen voran aber an Podziemski selbst. Der 20-Jährige hat sich schlichtweg aufgedrängt.
Das Wichtigste zur NBA
Podziemskis Statistiken springen nicht sofort ins Auge. 8,9 Punkte, 5,4 Rebounds und 3,0 Assists klingen solide, die 40,5% von draußen sogar ziemlich gut, aber noch nicht unbedingt nach "sollte über Wiggins starten". Selbst wenn man nur auf seine Stats als Starter achtet (10,9 PPG, 6,9 RPG, 4,4 APG), ist das noch ähnlich.
Brandin Podziemski: Parallelen zu einer Spurs-Legende
Es wird indes schnell klar, warum sich Podziemski immer weiter etabliert, wenn man ihn und die Warriors tatsächlich spielen sieht. Er ist ein perfekter Fit für die Art von Basketball, die Kerr spielen lassen will – weil er schnell denkt und instinktiv die Reads macht, mit denen Spieler wie Kuminga sich noch nach Jahren teilweise schwertun.
Er ist wie gemacht für das kreative Chaos namens Warriors-Offense, hat einige Playmaking-Aufgaben von Green übernommen und weckt, nicht nur aufgrund der Tatsache, dass er Linkshänder ist, auch bei Kerr Erinnerungen an Spurs-Legende Manu Ginobili.
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Podziemski ist kein überragender Athlet, aber furchtlos, schnell und clever genug, um in Korbnähe abschließen zu können. Mehr als die Hälfte seiner Würfe kommen am Ring oder aus der kurzen Mitteldistanz, sowohl einigermaßen wilde Running Hook-Shots als auch Layups nach feinem Eurostep gehören zu seinem Repertoire.
Das Auge für den Pass
"Podz" ist als Scorer über die Saison bisher "nur" durchschnittlich effizient, das ist für einen Rookie-Guard aber durchaus positiv zu sehen. Noch besser ist, dass er nahezu alle wichtigen Werkzeuge zu haben scheint.
Er kann dribbeln, werfen und passen, bewegt sich gut mit und ohne Ball. Er versteht zumeist, wann der Wurf und wann der Pass angebracht ist, bereitet in seiner Zeit auf dem Court 17,3% der Warriors-Körbe vor – das ist einer der höchsten Werte der Liga für einen Wing.
Er neigt teilweise noch zu sehr zum Risiko-Pass und leistet sich recht viele Ballverluste, das Positive überwiegt aber klar (und Turnover-Anfälligkeit gehört bei den Dubs ohnehin zum guten Ton). Er hat in seiner kurzen NBA-Karriere schon reichlich Material für ein schickes Assist-Mixtape gesammelt.
Podziemski: Auch defensiv ein Plus
Podziemski ist ein Verbindungsstück für die Offense, weil er ein exzellentes Gefühl für das Spiel hat. Das fällt auch dadurch auf, dass er ein überragender Offensiv-Rebounder für einen Wing ist (96. Perzentil!) und nach Balleroberung immer sofort zu wissen scheint, wo Stephen Curry oder Klay Thompson gerade stehen. Das Näschen für den Ball zeichnet ihn auch defensiv aus.
Podziemski ist ein starker Balldieb, das zeigte er zuletzt mit 5 Steals gegen die Nuggets am Christmas Day. Er hat defensiv schnelle Hände und ein gutes Positionsspiel, entschied kürzlich das Spiel gegen die Trail Blazers mit einem angenommenen Offensivfoul (nur drei Spieler haben in der Saison bisher mehr davon angenommen als er: 12).
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Kerr bezeichnete ihn kürzlich als einen der besten Verteidiger des Teams, tatsächlich ist das Defensiv-Rating der Warriors in seinen Minuten um 4 Punkte besser. Und das, obwohl die aktuelle, ziemlich kleine Starting Five mit ihm schwindelerregende 130,4 Punkte pro 100 Ballbesitzen zulässt … die Stichprobe ist dabei allerdings noch klein und die Probleme schwerlich an ihm festzumachen.
Die Rückkehr der zweiten Timeline?
Offensiv funktionierte der Mix zuletzt und die Ergebnisse stimmten. Der heimliche Erfolg dieser bisher schwierigen Warriors-Saison ist ja auch, dass Spiele nicht zwingend von der Starting Five gewonnen werden müssen. Die besten On/Off-Werte im Team kommen von drei Spielern, die überwiegend von der Bank kommen oder gekommen sind – Podziemski (+11,3), Chris Paul (+12) und dem zweiten Rookie, Trayce Jackson-Davis, der vor kurzem endlich konstant die Rotation geknackt hat und die Warriors als Nr.57-Pick aktuell um 17,7 Punkte (!) besser macht.
Es wird sich zeigen, wie sich Greens etwaige Rückkehr auf die Minuten von TJD auswirken wird. Bei Podziemski hingegen ist es schwer vorstellbar, dass er eines Tages zurückfallen könnte, da es kaum Lineups gibt, die durch Spieler wie ihn nicht bereichert werden können. Er ist ein Winning Player, der sofort hilft und trotzdem noch Luft nach oben hat, also die Art von Spieler, an denen Golden State über die vergangenen Jahre einige Male vorbei draftete.
Es ist noch nicht nötig, von der Rückkehr einer zweiten Timeline zu sprechen … aber es ist offensichtlich, dass dieser Draft sehr gut für die Warriors gelaufen ist. Bei einem Re-Draft würden sowohl Jackson-Davis als auch Podziemski wohl deutlich schneller gezogen werden als an ihren jeweiligen Positionen. Noch so eine Gemeinsamkeit mit Ginobili (Nr.57, 1999).
Das Rookie-Ranking im Dezember
Platz 1: Chet Holmgren – 17,5 Punkte, 7,8 Rebounds, 2,5 Assists, 2,7 Blocks pro Spiel – 53,4% aus dem Feld, 37,2% Dreier (29 Spiele)
Der wohl zweitbeste Spieler eines Teams, das den Heimvorteil im Westen anstrebt, mit klar positivem Impact offensiv und defensiv.
Platz 2: Victor Wembanyama – 18,3 Punkte, 10,6 Rebounds, 2,8 Assists, 3 Blocks pro Spiel – 43,3% aus dem Feld, 27,8% Dreier (26 Spiele)
Der Spieler mit den lautesten Counting Stats und Highlight-Plays (und dem größten Talent), aber einem äußerst schwierigen Team-Kontext. Dennoch eindeutig in künftiger Superstar.
Platz 3: Jaime Jaquez Jr. – 13,7 Punkte, 3,9 Rebounds, 2,5 Assists – 51,6% aus dem Feld, 37,9% Dreier (30 Spiele)
Jetzt schon unverzichtbarer Alleskönner bei einem Playoff-Team, der bei Bedarf einen glaubwürdigen Ersatz für Jimmy Butler abgeben kann.
Platz 4: Dereck Lively II – 9,2 Punkte, 7,7 Rebounds, 1,5 Blocks pro Spiel – 74,8% aus dem Feld (25 Spiele)
Exzellenter Pick’n’Roll-Partner für Luka Doncic und nahezu einzige Ringschutz-Hoffnung für die Mavericks-Defense.
Platz 5: Brandin Podziemski – 8,9 Punkte, 5,4 Rebounds, 3 Assists, 1,4 Steals pro Spiel – 46,3% aus dem Feld, 40,5% Dreier (24 Spiele)
Platz 6: Brandon Miller – 14,6 Punkte, 4 Rebounds, 2,2 Assists – 43,6% aus dem Feld, 37,6% Dreier (25 Spiele)
Versierter Scorer und Shooter, der unter der Abwesenheit eines echten Point Guards leidet und noch lernen muss, in Korbnähe abzuschließen.
Platz 7: Cason Wallace – 6,7 Punkte, 2,1 Rebounds, 1,5 Assists – 54,2% aus dem Feld, 43,9% Dreier (29 Spiele)
Effizienter Connector mit (vielleicht zu) kleiner Rolle in der Offensive und exzellentem Defensiv-Potenzial.
Platz 8: Ausar Thompson – 9,5 Punkte, 7,6 Rebounds, 2,3 Assists pro Spiel – 46,1% aus dem Feld, 16,1% Dreier (30 Spiele)
Einer der besten Athleten der Liga mit monströser defensiver Upside, gutem Passspiel und grässlichem Wurf (und noch schlechterem Team-Kontext).
Platz 9: Bilal Coulibaly – 8,9 Punkte, 4 Rebounds, 1,8 Assists pro Spiel – 51,9% aus dem Feld, 41% Dreier (29 Spiele)
Sehr guter Verteidiger für mehrere Positionen, der offensiv schon etwas weiter ist als erwartet, oft aber kaum Würfe bekommt.
Platz 10: Keyonte George – 10,9 Punkte, 2,9 Rebounds, 5 Assists pro Spiel – 36,1% aus dem Feld, 32,3% Dreier (25 Spiele)
Begabter Pick’n’Roll-Playmaker, der unmittelbar vor seiner Verletzung am 13. Dezember seinen bis dahin besten (und effizientesten) Basketball spielte.