NBA - Gewinner und Verlierer der Draft Lottery: Viele Fehler holen die Raptors ein
Aktualisiert: 22.05.2024
06:23 Uhr
ran.de/Ole Frerks
Anzeige
Die NBA Draft Lottery 2024 produzierte wie schon in den vergangenen Jahren sehr überraschende Resultate - vor allem in der Top 3.
Von Ole Frerks
Welche Teams der NBA gehören zu den Gewinnern und Verlierern in einem komplizierten Draft-Jahrgang 2024?
Anzeige
Anzeige
Gewinner: Atlanta Hawks
Drei mickrige Prozent betrug die Chance der Hawks, am Ende ganz oben zu stehen. Selbst Jim Carreys Charakter in "Dumm und Dümmer" hätte nicht gedacht, dass der Nr.1-Pick in Atlanta landen würde.
Das Team hatte immerhin 36 Spiele gewonnen, mehr als doppelt so viele wie Detroit oder Washington. "Belohnt" wurden diese Teams trotzdem nicht.
Stattdessen bekam Atlanta dieses Geschenk des Himmels – und damit in erster Linie einen Türöffner. Den offensichtlichen Star an der Spitze gibt es in diesem Jahr zwar nicht, dafür aber eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Und das bezieht sich auch auf Atlanta selbst; die Hawks stehen in dieser Offseason am Scheideweg.
Der Pick erhöht ihre Flexibilität, könnte sich auch sehr hilfreich bei einem etwaigen Rebuild erweisen.
Dieser steht prinzipiell wohl ohnehin an. Trae Young und Dejounte Murray haben mittlerweile bewiesen, dass sie nicht ideal zusammenpassen, in den gemeinsamen Minuten der beiden Star-Guards betrug das Net-Rating -6. Einer von beiden – oder beide – könnte in der Offseason verschifft werden, auch bei Teilen des restlichen Kaders ist das nicht ausgeschlossen.
Die einzige Option, die in Wirklichkeit keine ist, ist Stillstand: Die Hawks haben jetzt schon über 163 Millionen Dollar an Gehältern für 24/25 in den Büchern stehen, die Cap Holds ihrer Free Agents (unter anderem Saddiq Bey) betragen noch zusätzlich fast 30 Millionen.
Mit dem Gehalt des First Picks könnte Atlanta so sehr schnell ein Second-Apron-Team werden, was bei der Erfolglosigkeit des aktuellen Kerns tunlichst vermieden werden sollte (die Hawks gewannen zuletzt 2021 eine Playoff-Serie). Es stehen Veränderungen an. Gelingt ihnen ein guter Pick an Position 1, kann dieser ihnen zu einem guten Start in die nächste Ära verhelfen.
Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.
Verlierer: Draft-Hype
Wer dieser Pick wird? Unklar. Nach der überbordenden Star-Power an der Spitze im Vorjahr gibt es in diesem Jahr kaum Konsensus unter den Experten, kaum Spieler, denen vor dem Karrierebeginn sicheres Star-Potenzial nachgesagt wird.
Es gibt diese immer – noch nie hat ein Jahrgang keinen All Star produziert – anders als die Spurs 2023 werden die Hawks über ihre Entscheidung aber tatsächlich nachdenken müssen.
Ein starker Kandidat für Position 1 ist Alex Sarr, ein weiterer riesengroßer Franzose mit vor allem defensiv sehr starken Anlagen. Sarr könnte perspektivisch Clint Capela ersetzen, der in sein letztes Vertragsjahr geht und vergangene Saison nicht viel an der miesen Defense der Hawks ändern konnte (Platz 26).
NBA 2023/24: Das Playoff Picture nach den ersten Play-In-Spielen
Fragen bestehen bei ihm vor allem in Sachen offensive Rolle und Physis, weshalb nicht alle Scouts darüber einig sind, ob er in der NBA auf der Fünf zurechtkommen würde.
Sollte die Hawks-Zukunft ohne einen der beiden Star-Guards geplant werden, könnte auch Nikola Topic ein Kandidat sein. Der Serbe ist ein starker, kreativer Passer und Playmaker, allerdings ein eher fragwürdiger Shooter und nicht der beste Athlet.
Donovan Clingan gilt ähnlich wie Sarr als potenziell elitäres Defensiv-Prospect. Zaccharie Risacher ist eher ein Do-it-All-Wing, der Scouts allerdings spaltet, seitdem er über die vergangenen Monate langsam seinen Shooting Touch verloren hat. Reed Sheppard versenkte am College hingegen mehr als 50 Prozent seiner Dreier.
Irgendwo in diesem Kreis wird sich vermutlich wenigstens ein Star verstecken. Gut möglich, dass im Pre-Draft-Prozess auch noch andere Kandidaten nach oben rücken. Für den Moment gilt diese Klasse jedoch eher als reich an Rollenspielern denn an Upside-Picks.
Anzeige
Anzeige
Gewinner: Houston Rockets
In der vergangenen Saison buhlten die Rockets rund um die Trade Deadline um Mikal Bridges und hätten dafür wohl auch junge Spieler geopfert – angeblich sogar Jalen Green, der sich im Anschluss daran allerdings in einen Rausch spielte und (vielleicht) unverzichtbar machte.
Es ist zu erwarten, dass sie sich bei den Nets trotzdem wieder melden werden, zumal Houston deren Draft-Kapital über die kommenden Jahre kontrolliert. Vielleicht wird auch ein anderer Veteran identifiziert, für den sie Assets konsolidieren können, perspektivisch könnte Houston auch einen Center-Ersatz für Steven Adams brauchen, dessen Deal nach Saisonende ausläuft.
Bei Green und Alperen Sengün stehen 2025 neue Verträge an, spätestens dann wird das Team relativ teuer werden. In diesem Sommer hingegen ist die Gelegenheit gegeben, aggressiv etwas am Kern anzupassen für die nächsten Schritte nach oben. Der Nr.3-Pick bedeutet für die Rockets in erster Linie zusätzliche Munition, ist ein Luxus.
Die höchsten Geldstrafen der NBA-Historie: Jamal Murray muss für fliegendes Heizkissen blechen
Unfassbare vier Jahre in Folge ging Detroit mit den geteilten besten Odds in die Lottery, erhielt aber wie schon in den vergangenen beiden Jahren nur den fünften Pick. Vergangene Saison dürfte der Frust darüber etwas größer gewesen sein – es gibt nicht jedes Jahr einen Victor Wembanyama – bitter ist es trotzdem. Genau wie bei den Hornets (6) und Blazers (7), die ebenfalls mächtig abrutschten.
Wobei … eher noch doller. Detroit war seit 1993 mittlerweile in 18 Lotterien dabei und sprang in nur einem Jahr nach oben, bekam dafür in neun Anläufen einen schlechteren Pick als erwartet. Die Lottery mag die Pistons nicht besonders, offensichtlich. Vielleicht sollten sie mal versuchen, nicht ständig daran teilzunehmen.
Andererseits picken sie seit 2020 immer in der Top 7 und haben sich diverse Spieler entgehen lassen, die an ihrer Position zu haben gewesen wären (etwa: Killian Hayes statt Tyrese Haliburton, Jaden Ivey statt Jalen Williams …). Die eigenen Entscheidungen sind also nicht unbeteiligt an der aktuellen Misere.
Vielleicht entpuppt sich die niedrige Draft-Position diesmal ja auch als kleiner Glücksfall. Ohne klare Nr.1 kann Detroit anders als in den vorigen Jahren vielleicht mal stärker darauf achten, was ihr Kader wirklich benötigt (Shooting, Shooting, Shooting!) und wovon schon genug da ist. Das Gehalt für den Nr.5-Pick ist auch deutlich niedriger als das des Nr.1-Picks, immerhin.
Ärgerlich ist es trotzdem.
NBA-Legenden gratulieren Wemby zum Rookie of the Year!
Anzeige
Gewinner: San Antonio Spurs
Die Spurs haben ihr Generational Talent schon und können nun evaluieren, was sie um Wemby herum noch alles brauchen. Im Draft sind sie dafür mit zwei guten Picks bewaffnet, neben dem eigenen Nr.4-Pick kam auch noch der achte aus Toronto hinzu. Das gibt ihnen Optionen, in Sachen Win-Now-Trades (wenngleich diese eigentlich nicht ihr Ding sind), aber auch auf der Suche nach (günstiger) Tiefe.
San Antonio zeigte in dieser Saison, dass zumindest drei Spieler richtig gut gemeinsam funktionieren: Wemby, Devin Vassell und der einzige Point Guard im Kader, Tre Jones, hatten gemeinsam ein Net-Rating von +10,2, was ligaweit nur von Boston übertroffen wurde. Es ist der Anfang eines Gerüsts.
Mehr Shooting und ein weiterer Guard sollten im Sommer hinzukommen. Topic beispielsweise könnte ein Spieler sein, der San Antonio in Sachen Playmaking auf die nächste Stufe hebt. Eine gewisse Europa-Affinität ist bei den Spurs ja ohnehin seit Jahren vorhanden.
Anzeige
Basketball-Talent lässt auf Met Gala tief blicken
Anzeige
Verlierer: Toronto Raptors
Mit den sechstbesten Odds ging Toronto in die Lottery und hat am Ende gar keinen Lottery-Pick. Was daran liegt, dass ihr Pick Top-6-geschützt war, nun jedoch an 8 landete und damit nach San Antonio ging. Was eigentlich verkraftbar wäre, wenn es nicht so gut zum ziemlich verwirrenden Kurs der Raptors über die vergangenen Jahre passen würde.
Toronto ließ sich unterm Strich viel zu lange Zeit mit einem Rebuild, der schon länger angesagt gewesen wäre. Kyle Lowry und Fred VanVleet wurden für zu wenig bzw. keinen ("FVV") Gegenwert abgegeben. Mit Trades von Pascal Siakam und O.G. Anunoby wartete man ein Jahr zu lang, nahm sich dadurch die Chance auf beispielsweise Wemby.
Stattdessen investierte man Anfang 2023 sogar noch Draft-Assets in einen Win-Now-Trade für Jakob Pöltl, der sich nicht im Sinne von Siegen auszahlte (die Playoffs wurden 2023 und 2024 verpasst) und ihnen nun, wo der Rebuild doch eingeleitet wurde, ein wertvolles Tool genau dafür wegnimmt.
Immerhin: Im kommenden Jahr soll wieder deutlich mehr Star-Power in die Liga kommen. Durch den Verlust dieses Picks müssen die Raptors sich keine Sorgen darum machen, ihre Auswahl dann zu verlieren (der Pick wäre 2025 und 2026 ebenfalls Top-6-geschützt gewesen). Vielleicht gehören sie dann ja im kommenden Jahr zu den Gewinnern. Dabei sein werden sie vermutlich.