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NBA: Patrick Femerling exklusiv über Dennis Schröders kuriosen Trade - "Emotional nicht leicht"
- Aktualisiert: 07.02.2025
- 17:31 Uhr
- Daniel Ehrenstrasser
Im exklusiven ran-Interview beleuchtet TV-Experte Patrick Femerling die aufregendsten Wendungen der NBA-Trade-Deadline um Dennis Schröder, Luka Doncic und Co.
Das Interview führte Daniel Ehrenstrasser
Die Trade Deadline der NBA sorgte in diesem Jahr für reichlich Schlagzeilen.
Von den unerwarteten Trades rund um Dennis Schröder bis hin zum Wechsel-Hammer von Luka Doncic zu den Los Angeles Lakers, es war extrem viel los.
Was bedeutet der Doncic-Trade für die Dallas Mavericks? Wie wird sich Schröder in Detroit schlagen? Und wie geht es mit Daniel Theis weiter?
TV-Experte Patrick Femerling liefert im exklusiven ran-Interview die Antworten.
Das Wichtigste in Kürze
ran: Patrick, es war viel los zur Trade Deadline. Wie hast du die Woche in der NBA insgesamt wahrgenommen?
Patrick Femerling: Turbulent, würde ich sagen. Gerade von deutscher Seite turbulent.
Wenn man jetzt allein Dennis' Weg anguckt, das ist schon wild. Also das ist wirklich so ein bisschen Fleischmarkt. Er wurde zweimal getradet innerhalb von 24 Stunden, gefühlt zumindest, oder 36 Stunden. Einmal zu Utah und dann noch weiter zu Detroit von den Golden State Warriors. Und das ist schon mal eine richtige Ansage. Ich glaube, dass es sportlich vielleicht sogar keine schlechte Situation ist in Detroit.
Das ist eine Mannschaft, die jung ist, die aufstrebend ist, mit den erfahrenen Spielern, die dazugekommen sind. Sie spielen eine sehr gute Saison, also besser als sie wahrscheinlich gedacht hätten. Und vielleicht kann er da Cade Cunningham auf der Eins so ein bisschen entlasten. Er muss den Ball nicht immer nach vorne schleppen, sondern kann dann eigentlich quasi auf der Guard-Position ein bisschen mehr Unterstützung bringen. Aber es ist natürlich trotzdem tough, wenn du eigentlich die Idee hattest, vielleicht bei einem Titel-Contender, den Golden State Warriors, zu sein und jetzt bei den Detroit Pistons zu landen über Umwege. Das ist emotional nicht leicht. Aber ich glaube, so wie man Dennis kennt, wird er das Beste daraus machen, eine gute Rolle einnehmen und vielleicht auch ein bisschen traditioneller spielen als bei Golden State.
ran: Es ist ja auch so ein bisschen die Ironie des Schicksals, nachdem er als Reaktion auf den Doncic-Trade, NBA-Trades mit moderne Sklaverei verglichen hat und nur zwei Tage später wird er mehrfach hin und her getradet.
Femerling: Ja, das ist schon tough. Vor allem, weil die Warriors sich jetzt Jimmy Butler geholt haben in der Situation. Da weiß ich auch nicht, ob das jetzt genau ins Spielsystem passt. Es gibt den Warriors ein bisschen mehr Inside-Power vom Flügel. Butler ist auch kein richtiger Werfer. Insofern ist es eine interessante Personalie. Es ist auf jeden Fall erstmal ein Star, den sie geholt haben. Für Dennis: Ich weiß, in der NBA sagt man, das ist das Geschäft, aber das ist schon tough.
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ran: Kommen wir zum Thema der Woche: Luka Doncic spielt jetzt für die LA Lakers.
Femerling: Was für ein Hammer. Luka und die Mavs, man dachte, er wird da sein ganzes Leben lang spielen. Gut, für die Lakers macht es Sinn. LeBron wird älter und wird wahrscheinlich in eins, zwei, drei Jahren nicht mehr spielen. Und dann ist Luca 28 Jahre alt und in der Prime. Dann hast du einen neuen Superstar, der da auch für das Publikum und auch für die Leute, die da Geld reinstecken - z. B. den Fernsehmarkt - wirklich super interessant ist.
Für die Mavs ist es natürlich in erster Linie bitter. Du hast eigentlich den Superstar, den du mit Dirk Nowitzki vorher hattest. Dann hast du quasi den neuen Superstar mit Luka Doncic, der der Franchise-Spieler ist und auf einmal nicht mehr da ist. Auf der anderen Seite: Sportlich glaube ich, dass es vielleicht gar nicht so schlecht ist. Ich glaube, die müssen sich umstellen in ihrem Spielsystem. Also der balldominante Luca ist nicht mehr da. Aber Irving ist noch da. Thompson ist da. Da müssen ein paar Leute in die Bresche springen. Aber ich glaube, so rein sportlich können sie wahrscheinlich defensiv jetzt schon besser und solider spielen und vielleicht auch dann ein paar Spiele gewinnen, die sie sonst abgegeben haben, wenn Luca mal nicht performt hat offensiv.
ran: Aber kannst du es aus Mavs-Sicht nachvollziehen, den Trade gemacht zu haben?
Femerling: Also nur, wenn er keinen neuen Vertrag unterschreiben wollte. Er hat ja noch ein Jahr auf seinem Vertrag gehabt, dann ist er ein Free Agent danach. Und wenn sie sich nicht einig werden, es gibt ja diesen Supermax-Deal, der im Raum stand für 345 Millionen Dollar. Und wenn der natürlich nicht unterschrieben wird und du hast keine Sicherheit, dass Luca bleibt, musst du einen guten Moment abpassen, ihn zu traden. Ich weiß nicht, ob AD da wirklich einen riesen Mehrwert für die Mavs hat. Er ist ein super Spieler, ein bisschen älter, sehr verletzungsanfällig, auch wenn er die letzten 1,5 Jahre fitter war.
Aber du brauchst jetzt nicht unbedingt mehr Größe für die Mannschaft und für den Spielstil der Mavs, weil er das Spiel natürlich auch ein bisschen langsamer macht. Und wenn die Mavs schnell spielen, sind sie eigentlich für mich immer ein bisschen besser. Also muss man sehen, ob das jetzt der super Trade für die Mavs war. Aber wie gesagt, defensiv ist es, glaube ich, eine gute Situation. Offensiv ist es natürlich unverständlich, dass man Luka weggehen lässt. Aber wenn du ihn nicht halten kannst, dann musst du ihn eben vielleicht im richtigen Moment traden, damit du noch was dafür bekommst.
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ran: Wie siehst du die Lakers jetzt?
Femerling: Die Lakers sind erstmal gut, weil sie jetzt auch noch Mark Williams geholt haben auf der großen Position. Da sind sie ja schon dann dünn besetzt gewesen. 15,6 Punkte macht der im Schnitt. Großer Spieler, guter Rebounder und jetzt brauchst du auch jemanden, der ein Lob Thread ist. Also wenn du mit Luca spielst, der schmeißt die Pille eben hoch und jemand muss ihn durchschlagen. Insofern, dadurch haben sie auf jeden Fall erstmal wieder Größe unterm Korb. Er hat natürlich nicht die Qualität von AD, also mit dem Shooting und mit dem Scoring, aber erstmal ein bisschen Länge und Größe, die die Athletik da auch wieder reinbringt unterm Korb.
Luka muss sich mit LeBron arrangieren, wer den Ball mehr in der Hand hat, wer mehr Entscheidungen trifft, wer mehr Würfe nimmt. Ich glaube, die werden das schon hinkriegen. Am Ende ist LeBron James der Chef dieser Mannschaft, egal ob Luka Doncic da ist oder nicht.
Am Ende ist LeBron James der Chef dieser Mannschaft - egal, ob Luka Doncic da ist oder nicht.
Patrick Femerling, im <strong><em>ran</em></strong>-Interview
ran: Daniel Theis ist jetzt Free Agent. Wie siehst du die Situation des Deutschen?
Femerling: Also ich hätte gedacht, dass er gut bei den Oklahoma City Thunder reinpasst. Also da würde ich jetzt auch dabeibleiben, weil dadurch, dass sie ja wirklich klein sind und den einzigen Großen, der wirklich gespielt hat, war ja Isaiah Hartenstein, hätte ich gedacht, dass das kein schlechter Fit ist für die Thunder. Einen guten Athleten, der vielleicht auch von draußen ein bisschen werfen kann, das kann Daniel ja auch, er ist ja kein schlechter Dreierwerfer.
ran: Also glaubst du, er findet nochmal eine neue Heimat?
Femerling: Ich glaube, er findet nochmal eine neue Heimat, sonst ist er ein Spieler, der in Europa, glaube ich, mit Kusshand genommen wird. Nach den letzten Turnieren: EM, WM, Olympia - also ich glaube, einen Job kriegt er auf jeden Fall. Ich würde es ihm wünschen, dass er natürlich nochmal eine Rolle kriegt in der NBA, die ihm auch zusteht, weil er mit seinem Spiel, eine Mannschaft besser machen kann.
ran: Lass uns ganz kurz über Wembys neuen Partner sprechen, D'Aaron Fox. Ist das der richtige Move der Spurs gewesen, im Hinblick auf die Zukunft?
Femerling: Fox spielt eine Bomben-Saison, also er hat die letzten Jahre schon gut gespielt, aber das ist wirklich eine tolle Saison. Ich glaube, wenn du neben Wemby noch einen kongenialen Partner hast, das kann schon ein richtig gutes Puzzlestück für die Spurs sein. Fox ist jemand, der Geschwindigkeit aufnehmen kann, ein wirklich schneller Spieler. Er trifft gut von der Dreierlinie dieses Jahr. Er ist jemand, der die Mannschaft besser machen kann, das haben die Spurs auch so ein bisschen gesucht. Einer der mit Wemby gut klickt, der aber auch selber irgendwie produzieren kann. Das hatten sie ja nicht bis jetzt oder nur im überschaubaren Rahmen. Chris Paul hat da zwar einen ganz guten Job gemacht in der Spielerentwicklung und gezeigt, dass er eine Mannschaft auch zusammenhalten kann. Aber du brauchst natürlich, wenn du weiterkommen willst, auch eine bestimmte Qualität. Und ohne Chris Paul zu nahe treten zu wollen, er ist ja auch nicht der Jüngste und ist mittlerweile in die Jahre gekommen.
ran: Was ist also dein Fazit zur Trade Deadline?
Femerling: Vogelwild würde ich behaupten, um Per Günther zu zitieren. Es war schon ein wildes Ding. Also so viele verrückte Sachen. Klar, der Luca-Trade war das, was keiner vorhergesehen hat. Und bei Dennis stand das immer so ein bisschen im Raum, dass er nochmal weitergeschoben wird. Aber dass er direkt zweimal getradet wird, ist auch hart. Jimmy Butler ist interessant. Das wird auf jeden Fall spannend, wie er in dem Warriors-System mitspielen kann und wie er sich da zurechtfindet, ob er seine Lücken findet neben Curry und Green.