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NBA Playoffs - Kolumne: Lakers vs. Nuggets - Duell der Super-Computer

  • Aktualisiert: 12.10.2023
  • 16:47 Uhr
  • ran.de
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© Imago
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Genau wie vor drei Jahren treffen sich die Denver Nuggets und Los Angeles Lakers in den Western Conference Finals. Bei allen Parallelen sind die Vorzeichen jedoch andere als in der Bubble. Kann die Serie zum finalen Statement von Nikola Jokic werden?

Von Ole Frerks

Es ist gerade sehr leicht, sich an 2020 erinnert zu fühlen. Zum Glück nicht atmosphärisch – anders als in den Bubble-Playoffs sind Fans in der Halle und haben ihren Anteil daran, dass diese Postseason so viel Spaß macht. Dafür aber von den Protagonisten her. Die gleichen vier Teams wie 2020 stehen in den Conference Finals, nachdem nun auch Boston sein Ticket gelöst hat. Die beiden damaligen Finalisten mussten zwar über das Play-In gehen. Trotzdem gibt es gerade bei den Lakers einige Parallelen zum magischen Disney-Run.

L.A. hat es dank seiner zwei Superstars und (teilweise überraschend) fähigen Rollenspielern, aber vor allem auch dank seiner elitären Defense unter die letzten Vier geschafft. Im Jahr 2020 erlaubten die Lakers 108,7 Punkte pro 100 Ballbesitzen, aktuell sind es sogar nur 106,9 - Bestwert unter allen Playoff-Teams. Zwar wird dieser von der Serie gegen Memphis noch geschönt, allerdings hielten sie auch den noch amtierenden Meister Golden State unter dessen Möglichkeiten (110,7).

Und nun geht es also gegen Denver – wie schon 2020, als die Lakers diese Serie mit 4-1 für sich entschieden. Hier enden für den Moment allerdings die Parallelen, nicht nur deshalb, weil der damalige Laker Kentavious Caldwell-Pope mittlerweile für die Nuggets aufläuft. Die Vorzeichen für dieses Matchup sind generell andere als damals.

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Denver ist erwachsen geworden

Denver befand sich 2020 im ersten tiefen Playoff-Run der gegenwärtigen Ära. Gegen Utah und die Clippers drehten die Nuggets zuvor Serien nach 1-3-Rückständen und hatten schon vor Serienstart 14 Spiele in den Knochen, als sie auf etwas ausgeruhtere Lakers trafen. Nachdem Anthony Davis am Ende von Spiel 2 einen Buzzerbeater-Dreier zum Sieg traf, ließen diese nicht viel anbrennen.

Los Angeles war der One-Seed – das ist in diesem Jahr Denver. Die Nuggets waren in der Regular Season das konstanteste Team in einer inkonstanten Western Conference und konnten es am Ende der Saison schleifen lassen, weil ihnen die beste Bilanz ohnehin nicht mehr zu nehmen war. Sie hoben sich ihren besten Basketball für die Playoffs auf und haben den Schalter eindrucksvoll umgelegt.

Denver ist ein besseres und kompletteres Team als das, welches die Lakers 2020 aus dem Weg räumten. Die Nuggets können mittlerweile durchaus verteidigen, sogar gegen ein gefürchtetes Offensiv-Team wie Phoenix, das gegen sie nur 111,3 Punkte pro 100 Ballbesitzen erzielte. Denver ist auch offensiv ein völlig anderes Team als die beiden, die L.A. bisher eliminiert hat.

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Denver: Ein wandelnder Konter

Genau genommen unterscheidet sich Denver aktuell von allen anderen Teams. Was vor allem an ihrem besten Spieler, aber auch an seinem Supporting Cast liegt. Vereinfacht gesagt ist Denver das einzige Team, das sich in jeder Situation einen guten Wurf herausspielen kann. Es ist kaum möglich, die Nuggets über einen längeren Zeitraum abzumelden – weil sie so viele Konter haben.

Playoff-Basketball ist normalerweise ein konstantes Identifizieren und Ausnutzen von Schwächen des Gegners – und ein Limitieren oder im besten Fall Wegnehmen der Stärken. Den guten Teams oder Spielern kann man nie alles nehmen, aber idealerweise genug, um dank der eigenen Stärken gewinnen zu können.

Die Lakers machten das gegen Memphis (Rim Pressure) und Golden State (Ball- und Spieler-Movement) sehr eindrucksvoll. Sie waren auf die Stärken beider Teams sehr gut vorbereitet, verteidigten diszipliniert und ließen vor allem am Korb wenig zu, weil sie entweder Davis oder LeBron James fast immer nah am Korb als Helfer platzieren konnten. Auch auf die Antworten der anderen Teams fanden sie Konter.

Die Nuggets allerdings sind vielschichtiger. Anders als Memphis oder Golden State stellen sie keine Spieler auf, die nicht scoren können. In ihrer Top 6 sind mit Aaron Gordon und Bruce Brown zwar zwei Spieler, die an der Dreierlinie eher harmlos sind, dafür sind beide überragende Cutter und Gordon liebt es, gegen physisch schwächere Spieler tiefe Position zu beziehen. Sie zu ignorieren ist keine gute Option. Wenn man ihnen Platz lässt, fangen sie etwas damit an.

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Denver hat die Balance gefunden

Bei Spielern wie KCP, Michael Porter Jr. oder Jamal Murray kann man indes erst recht nicht aushelfen. Alle drei sind gute bis elitäre Schützen und in der Lage, Closeouts zu attackieren. KCP mag der nominell harmloseste Spieler sein, aber selbst er kann heiß laufen, siehe Game 6 gegen Phoenix, als er mit Drives und Dreiern allein 17 Punkte im ersten Viertel auflegte.

Denver lebt dabei nicht vom Dreier – von allen Playoff-Teams nahm nur Phoenix anteilig weniger Triples. Die Nuggets sind auch nicht von Abschlüssen am Ring abhängig wie Memphis. Sie nehmen viele Mitteldistanzwürfe (40 Prozent ihrer Abschlüsse), aber auch das definiert sie nicht zwingend. Es ist eher die Tatsache, dass sich ihr Ziel in der Offense von Angriff zu Angriff verändert.

Die Nuggets nehmen kurzum, was ihnen angeboten wird. Nikola Jokic ist das Zentrum von jedem Angriff und dafür verantwortlich, die Lücken zu identifizieren – und das tut er auch, wieder und wieder, im Bruchteil einer Sekunde. Backdoor-Cut für Gordon? Eckendreier für Porter Jr.? Dribble Hand-Off, um Platz für Jamal Murray zu schaffen? Screen, Re-Screen, vielleicht selbst der Cut, weil sich eine Driving Lane öffnet? Das alles (und noch viel mehr) gehört zum Repertoire.

Es ist alles ein konstanter Fluss, was die Aufgabe für die Defense so kompliziert macht. Früher hieß es mal, Kareem Abdul-Jabbar repräsentierte dank des Sky-Hooks die sichersten 2 Punkte der Basketball-Geschichte. Es wirkt derzeit, als wäre "Jokic, triff' eine Entscheidung" mindestens auf Augenhöhe mit dieser Strategie. Zumal er auch selbst als Scorer in einen höheren Gang geschaltet hat.

Nikola Jokic' Zahlen sind eine Frechheit

Die Zahlen des Serben gegen Phoenix sind, objektiv betrachtet, eine Frechheit. 34,5 Punkte, 13,2 Rebounds, 10,3 Assists im Schnitt legte der Serbe auf, bei über 66 Prozent True Shooting. Das ist individuell fast nicht zu toppen, selbst wenn man es Jokic irgendwie doch zutraut. Weil es noch immer so leicht aussieht, wie er schnellere und athletischere Spieler regelmäßig lächerlich macht.

Jokic hielt sich in der Regular Season als Scorer ein wenig zurück. Er ist der beste Passer der NBA und involviert gerne andere, insofern stört das auch niemanden. In den Playoffs ist er jedoch aggressiver, stärker darauf erpicht, den eigenen Abschluss zu suchen. 14,8 Field Goals versuchte er pro Spiel in der Regular Season, 21,5 sind es bisher in den Playoffs, bei noch immer brachialer Effizient.

Die Nuggets helfen ihm gerne mit Screens auf der Höhe der Freiwurflinie, um ihm in Korbnähe direkt in Bewegung einen Vorteil zu verschaffen. Das Dilemma ist dann offensichtlich: Kleinere Gegenspieler kann Jokic locker Richtung Korb schieben. Auch echte Bigs haben es gegen seine Geduld, seine Moves und seine Kreativität in Single Coverage schwer. Kommt das Doppeln (oder ist die Defense einen Moment unsortiert), findet er den freien Mitspieler.

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Nikola Jokic: Alpha und Omega der Nuggets

Wenn kein einfacher Wurf herausspringt, hat Jokic seine Version des Nowitzki-Flamingo-Wurfs – oder er wirft den Ball Richtung Brett und geht selbst nach. Niemand in der NBA legt häufiger seine eigenen Fehlwürfe wieder in den Korb. Sein Touch in Korbnähe gehört zum Besten, was die Liga zu bieten hat. Dreier trifft er übrigens auch, in dieser Postseason bisher 47,5 Prozent (!!!) seiner Versuche.

Wir sind dabei noch gar nicht groß auf das legendäre Two-Man-Game zwischen ihm und Murray eingegangen, der selbst immer häufiger an seine Bubble-Version erinnert und den perfekten Tanzpartner für Jokic darstellt, weil er selbst sowohl der Screener als auch der Ballhandler sein kann (gerne auch beides nacheinander in einer Possession). Oder die Harmonie mit Gordon, der in dieser Spielzeit 130 Field Goals am Ring nach Jokic-Assist hatte, Platz zwei für eine Kombination ligaweit.

Jokic ist schlichtweg das Alpha und das Omega für Denver. Die Stärke der Nuggets-Offense fußt darauf, dass der beste Passer der Liga in den Playoffs auch noch der beste Scorer wird. Es wird faszinierend sein zu sehen, was die Lakers mit ihm anstellen bzw. was sie ihm anbieten; giftig ist jede Option.

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Kommen die Lakers an leichte Punkte?

Die offensive Stärke der Nuggets hat auch Implikationen für die Lakers-Offense. Gegen Memphis und Golden State profitierte Los Angeles stark von den gegnerischen Ballverlusten, weil sie dadurch selbst im Fastbreak an leichte Punkte kamen. Auch nach Live-Rebounds drückten sie oft aufs Tempo, im Wissen, dass die eigene Halbfeld-Offense sich schwer tut (nur Platz 14 in den Playoffs).

Denver wiederum trifft sehr hochprozentig und begeht die wenigsten Turnover aller Playoff-Teams. Die Nuggets verteilen – zumindest bisher – nicht die Geschenke, welche Golden State den Lakers immer wieder machte. Nun kann L.A. am Ball zwar mehr Druck ausüben als Phoenix oder Minnesota – aber es ist fraglich, ob das Transition-Plus so ein großer Vorteil sein wird wie in den anderen Serien (zumal die Nuggets selbst sehr konsequent rennen, wenn die Chance besteht).

Das wirft wiederum die Frage auf, wie die Lakers das kompensieren können. Möglichkeiten gibt es definitiv, denn auch sie repräsentieren für Denvers Defense eine andere Herausforderung, als es Minnesota oder Phoenix waren.

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Es hängt (wieder) an LeBron James

Denvers drei beste Offensivspieler Jokic, Murray und Porter sind defensiv allesamt verbessert, aber nicht zwingend elitär. Gegen Phoenix fanden die Nuggets ein funktionierendes Konzept um diese Tatsache herum, die Lakers allerdings sind offensiv zwar vielleicht nicht besser, aber anders als die Suns.

Sie haben Rollenspieler, die es öfter mal bestrafen können, wenn eine Defense sich komplett auf einen oder zwei Stars fokussiert, was Denver gegen Phoenix häufig tat. Austin Reaves, Rui Hachimura, D'Angelo Russell, auch Dennis Schröder – sie alle werden Möglichkeiten erhalten und weiter wichtig für den Teamerfolg sein.

Die Lakers haben zudem körperliche Vorteile. LeBron ist noch immer entweder zu kräftig, zu groß oder zu schnell für jeden Verteidiger außer Gordon … der gleichzeitig auch das am ehesten passende Matchup für Davis wäre. Es wird interessant, wie Michael Malone ihn einsetzt und wie er darauf reagiert, sollte Gordon mal in Foul-Probleme geraten. Die beiden anderen besten Verteidiger im Kader, KCP und Bruce Brown, sind eigentlich zu klein für LeBron oder gar Davis. Und was macht man mit Jokic selbst, sollte er nicht gegen Davis verteidigen? Gerade angesichts der offensiven Stärke ist es für die Lakers umso wichtiger, den zweimaligen MVP auch defensiv arbeiten zu lassen.

LeBron zeigte gegen die Dubs, dass er durchaus noch in der Lage ist, situativ Matchup-Hunting zu betreiben und zu dominieren. Es ist gut möglich, dass er das gegen Denver intensivieren muss. Er ist genau wie Jokic ein wandelnder Super-Computer – gegen Golden State managte er das Geschehen meisterhaft und attackierte immer im genau richtigen Moment. Wenn er sich noch Körner aufgespart hat, dann für diese Serie (und idealerweise die danach).

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Der Fehlerspielraum spricht für …

Es ist auch gut möglich, dass Davis offensiv wieder mehr abreißen muss als gegen die Warriors, gegen die er sich in den zweiten Hälften teilweise im Angriff ausruhte, um Kraft für seine diversen Aufgaben in der Defense aufzusparen. 2020 waren er und LeBron die beiden besten Spieler in diesem Matchup. Geht das noch einmal?

Wie gesagt: Es geht in den Playoffs immer darum, Schwächen zu finden und zu attackieren. Jedes Team bietet etwas an, auch auf dem höchsten Niveau. Es sind nur noch vier Teams, jedes davon kann Meister werden. Selbst wenn man sowohl die Lakers als auch die Heat im Osten vor den Playoffs nicht in dieser Position erwartet hätte. Sie haben sich diese Chance verdient.

Es wirkt allerdings so, als hätte Denver einen größeren Fehlerspielraum. Sie haben den Heimvorteil, die jüngeren Beine und mittlerweile auch die Reife, anders als in der Bubble. Außerdem haben sie den derzeit wohl besten Offensivspieler der Welt in ihren Reihen. Es wirkt wie eine sehr gute Gelegenheit für Jokic, dies endgültig unter Beweis zu stellen.

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