Alles zur Trade-Deadline-Woche in der NBA
NBA Trade Deadline: Gewinner und Verlierer einer völlig verrückten Woche
- Aktualisiert: 07.02.2025
- 11:50 Uhr
- Ole Frerks
Die Trade Deadline der NBA sorgte in diesem Jahr durch mehrere Blockbuster-Trades für Furore wie selten. ran präsentiert die Gewinner und Verlierer.
von Ole Frerks
Eine der wildesten Trade-Deadline-Wochen der NBA-Geschichte kam am Donnerstagabend deutscher Zeit zu ihrem Ende.
Nach dem Erdrutsch-artigen Deal rund um Luka Doncic am Samstag folgten über die Woche noch eine ganze Reihe weiterer Transaktionen, welche die Liga verändern dürften.
Wer geht aus dem ganzen Chaos als Gewinner und Verlierer hervor?
Das Wichtigste in Kürze
Gewinner: Los Angeles Lakers
Auch eine Woche später sind die Los Angeles Lakers weiterhin das Team, das sein Glück wohl kaum fassen kann. Los Angeles beschäftigt jetzt Doncic, und nicht nur das; da in dem Trade nicht all ihre Assets genutzt werden mussten, hatten sie noch Spielraum für einen weiteren Trade, in dem sie mit Mark Williams einen dringend benötigten Center verpflichten konnten.
Nun ist Williams aufgrund seiner üppigen Krankenakte keine sichere Sache (über zweieinhalb Saisons absolvierte er bisher bloß 85 NBA-Spiele) – sollte er seine Rückenprobleme in L.A. jedoch in den Griff bekommen, könnte er gerade offensiv ein nahezu idealer Spielpartner für Doncic werden und noch mehr Lobs versenken, als es Daniel Gafford in Dallas tun durfte.
Defensiv hat Williams noch viel Arbeit vor sich, vielleicht wird ihm ein seriöseres Umfeld als das in Charlotte jedoch dabei helfen. Immerhin: Vor der laufenden Spielzeit waren die Hornets in seinen Minuten defensiv deutlich besser als ohne ihn, in seiner Rookie-Saison (22/23) stellten sie mit ihm auf dem Court sogar eine richtig gute Defense (84. Perzentil). Er hat Potenzial, die Maße hat er sowieso.
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Er ist witzigerweise auch immer noch jünger als Dalton Knecht, der Rookie, den L.A. in diesem Trade an die Hornets abgab. Schlägt er ein, hätte Dallas mit dem 23-Jährigen, Doncic (25) und Austin Reaves (26) potenziell schon drei Eckpfeiler für eine neue Ära. Das ist ein drastischer Unterschied zu vorher, als die Zeit nach LeBron James noch vollkommen perspektivlos wirkte.
Nun, und simpel gesagt haben die Lakers eben einen 25-jährigen Top-5-Spieler und hatten vorher keinen. Natürlich sind sie ein großer Gewinner.
Verlierer: Dallas Mavericks
Wir müssen das gesamte Thema hier nicht noch einmal von vorne aufrollen. Nur so viel: Die Kern-Rotation der Dallas Mavericks besteht nun voraussichtlich aus Kyrie Irving, Spencer Dinwiddie, Klay Thompson, Max Christie, Caleb Martin (wenn wieder gesund), Naji Marshall, P.J. Washington, Anthony Davis, Daniel Gafford und, falls er rechtzeitig zur Postseason wieder gesund wird, Dereck Lively II.
Gerade defensiv klingt das ziemlich stark. Auch stark genug für einen erneuten Run Richtung Finals? Hoffentlich, im Sinne der Mavs.
Für den Moment hat ihr Front Office nämlich nicht nur die Nerd-Community und natürlich Doncic gegen sich aufgebracht, sondern auch nahezu ihre gesamte Fan-Basis. Es wurde schon hässlich und könnte noch hässlicher werden, wenn sich zeigen sollte, dass sie in ihrem drastisch verkürzten Zeitfenster doch nicht so nah am Titel sind, wie erhofft.
Gewinner: Jimmy Butler
Das NBA-Rumpelstilzchen hat es noch einmal getan. Obwohl Butler nicht bei seinem erklärten Wunschteam, den Phoenix Suns, gelandet ist, wurden seine wichtigsten Forderungen nach wochenlangem Theater erfüllt: Er ist nicht mehr in Miami, er ist bei einem Team mit (vermutlich) etwas mehr Perspektive, und er hat auch direkt eine Gehaltserhöhung und zumindest ein weiteres Vertragsjahr bekommen.
Nach dieser Spielzeit verdient Butler bei den Golden State Warriors 113 Millionen Dollar über zwei Jahre, in seiner Age-37-Season sind es über 58 Millionen Dollar. Ein stolzer Preis für einen Spieler, der nun bei vier Stationen in seiner Karriere im Schlechten gegangen ist … der aber eben auch immer noch ziemlich gut ist.
Talent gewinnt und rechtfertigt vieles, auch nach mehreren Suspendierungen in dieser Spielzeit offensichtlich. (Auf der anderen Seite: Miami hat sich solide aus der Affäre gezogen und sollte zufrieden sein, dass die Geschichte nun endlich durch ist.)
Verlierer: Phoenix Suns
Die Suns schauten ins Leere, obwohl kurzfristig bereits ein Deal vereinbart war, der ihnen Butler gebracht und Kevin Durant zu den Warriors geschickt hätte, ehe Durant selbst diesen Deal mit einem Veto verhinderte. Nun ist natürlich diskutabel, ob ein Butler-für-KD-Tausch für die Suns überhaupt Sinn ergeben hätte, faktisch erreichten sie jedoch gar nichts.
Außer miese Vibes. Durant soll verärgert sein, dass die Franchise sich überhaupt Angebote für ihn anhörte. "ESPN"-Reporterin Ramona Shelburne sprach von einer "toxischen" Atmosphäre in Phoenix, wo niemand wisse, was der Langzeit-Plan ist und wer grundsätzlich so etwas wie Jobsicherheit für sich reklamieren darf.
Ihren zweitgrößten Sündenbock Jusuf Nurkic sind die Suns immerhin losgeworden, wofür sie allerdings einen Erstrundenpick an Charlotte zahlen mussten. Bedenkt man, dass sie vor anderthalb Jahren noch ihren früheren Nr.1-Pick Deandre Ayton und Defensiv-Dämon Toumani Camara für Nurk nach Portland abgegeben haben, wird diese gesamte Personalie bloß noch desaströser.
Früher oder später werden die Suns vermutlich den "Eject"-Knopf betätigen müssen. Das ist nun nicht passiert, also tritt das Team stattdessen mit noch schlechterer Laune auf der Stelle.
Gewinner: Cleveland Cavaliers
Von den sieben besten Teams der NBA laut Bilanz fädelten lediglich die Cleveland Cavaliers einen Deal ein, der das Team in der Gegenwart verbessern sollte. Dieser Trade hat es aber in sich. Mit De’Andre Hunter angelten sich die Cavs einen fair bezahlten Forward für entbehrliche Veteranen, ein paar Zweitrundenpicks sowie zwei Swaps, die wahrscheinlich gar nicht eintreten werden.
Hunter füllt bei den Cavs eine Lücke. Er ist groß und mobil genug für beide Forward-Positionen, deutlich besser aus dem Catch-and-Shoot als sein "Vorgänger" Caris LeVert. Er kann den Court für die Guards breit machen und spielte in der laufenden Spielzeit mit einer neuen Konsequenz beim Drive. Er ist kein elitärer Verteidiger, aber körperlich ein besseres Matchup für beispielsweise Celtics-Star Jayson Tatum als alle anderen Spieler, welche die Cavs bisher im Team hatten.
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Vielleicht kommt Hunter auch in Cleveland weiter von der Bank – aufgrund seiner Vielseitigkeit dürfte er häufig am Ende von Spielen auf dem Court stehen. Das ist genau die Art von Move mit Blick auf die Playoffs, die Cleveland auf die nächste Stufe heben könnte.
Verlierer: Milwaukee Bucks
Wirklich verwunderlich war es nicht, dass die Bucks die Khris-Middleton-Ära nach elfeinhalb Jahren beenden würden, ein leichter Abschied von seinem langjährigsten Mitspieler wird es für Giannis Antetokounmpo vermutlich trotzdem nicht sein. Zumal: Im Gegenzug wurde das Team wohl nicht besser, sondern nur günstiger. Es sei denn …
Kyle Kuzma war mal ein produktiver Rollenspieler eines Teams, das Meister wurde. Das war vor fünf Jahren. Über die letzten vier Saisons hat er in Washington mit der Usage eines Stars gespielt, dabei aber nicht gerade vielversprechende Resultate erzielt. In der laufenden Saison sind die Wizards, das schlechteste Team der NBA, in seinen Minuten um 11,8 Punkte SCHLECHTER laut Net-Rating gewesen. Dieses Team beschäftigt auf seiner Position sonst vor allem Rookies oder Zweitjahresprofis. Das sollte eigentlich gar nicht möglich sein. Kuzma zählte jedoch zu den ineffizientesten Spielern der Liga.
Vielleicht hoffen die Bucks darauf, dass Kuzma bei ihnen seine Spielanlage ändert, sich mehr auf effizientere Abschlüsse konzentriert, offene Würfe trifft und Hustle zeigt wie phasenweise bei den Lakers – dass er vielleicht nicht so gut ist wie Middleton an seinen besten Tagen, aber konstanter ist als der oft verletzte Swingman.
Vielleicht ist der Deal in Wirklichkeit aber finanziell motiviert. Milwaukee ist dadurch raus aus dem Second Apron, der 2032er Erstrundenpick ist nicht mehr "eingefroren". Vielleicht war das den Bucks wichtiger, als sich in dieser Saison irgendwie an Contender-Träume zu klemmen. Näher an diesem Status sind sie nach der Deadline nicht. Wie Giannis das wohl findet?
Gewinner: San Antonio Spurs
Die San Antonio Spurs haben ihren Point Guard der Zukunft und Spielpartner für Victor Wembanyama gefunden. Den zweiten Star, der Druck von Wemby nimmt und zu den besten Crunchtime-Scorern der Liga gehört, wo San Antonio massive Probleme hatte … jemanden, der ausgesprochen gern nach San Antonio wollte … und sie mussten dafür nicht viel abgeben.
Natürlich sind Tre Jones, einige Picks und Zach Collins nicht "nichts" – aber San Antonio hat immer noch jede Menge Draft-Picks übrig, um sein Team weiter aufzubauen, unter anderem aus Atlanta, worauf De’Aaron Fox bei seiner Vorstellung witzigerweise explizit hinwies. (Die Hawks haben sich durch ihre Deadline-Aktivitäten wohl eher mehr in Richtung Lottery bewegt.)
Und die wichtigen Rotationsspieler sind ebenfalls noch alle da. Rookie Stephon Castle durfte bleiben, genau wie Jeremy Sochan und Devin Vassell. Die Spurs haben einfach nur einen All-Star hinzugefügt, ohne von ihrem Kern irgendetwas wegzunehmen. Es kann weiter mit Bedacht aufgebaut werden, nur ist man dabei jetzt schon einen enormen Schritt weiter.
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Verlierer: Toronto Raptors
Genau wie San Antonio tradeten die Toronto Raptors für einen 27-jährigen einmaligen All-Star. Warum sind sie dann ein Verlierer? Nun … weil es anders als bei Fox völlig unklar ist, wie Brandon Ingram zu den Raptors passt und was diese sich von dem Trade realistischerweise erhoffen. Zumal sein Vertrag ausläuft und er im Sommer problemlos wieder weg sein könnte.
Der On-Court-Fit ist kurios. Ingram hat in NOLA über Jahre gezeigt, dass er am effektivsten ist, wenn er den Ball viel in der Hand hält. Das eint ihn mit anderen Spielern der Raptors, etwa mit Scottie Barnes und R.J. Barrett. Lineups mit diesen dreien, Immanuel Quickley und Jakob Pöltl hätten fünf gute Spieler, aber ergeben sie auf dem Court Sinn, wenn nur Quickley an der Dreierlinie ernst genommen wird und kaum jemand nennenswerte Off-Ball-Skills mitbringt?
Big-Picture-mäßig erschließt sich die Logik auch nicht. Im Januar 2024 entschied sich Toronto für einen Trade von Pascal Siakam, da dieser mit Franchise Player Barnes nicht wirklich harmonierte. Nun hat man in Ingram eine schlechtere Version dieses Spielertypen ins Team geholt und dafür noch einen Erstrundenpick abgegeben.
Die Transaktionen der letzten Jahre widersprechen sich nicht zum ersten Mal. Es wirkt beinahe, als könne sich die Franchise nicht auf einen Kurs festlegen.