Trade von den Miami Heat
NBA: Wie Jimmy Butler den Golden State Warriors eine alte Stärke zurückgibt
- Veröffentlicht: 20.02.2025
- 11:15 Uhr
- Ole Frerks
Eigentlich war Jimmy Butler für die Golden State Warriors nicht die erste Wahl, und andersrum war es genauso. Die ersten Eindrücke waren dennoch äußerst positiv – und wenigstens einer bei den Dubs glaubt bereits an die Meisterschaft.
Von Ole Frerks
Als Leisetreter ist Draymond Green in der NBA nicht bekannt. Auch nicht als König des Understatements oder der Bescheidenheit – wenngleich das irgendwo auch angemessen ist. Hätte Green, ein viel zu kleiner Big Man ohne ausgeprägte Scoring-Fähigkeiten, ein untersetzter Zweitrundenpick, ohne irrationales Selbstvertrauen zum Eckpfeiler einer Dynastie werden können? Wohl nicht.
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Green hat bei sich selbst schon immer eine gewisse Größe erkannt, bevor andere diese sehen konnten. Den Anflug zum Größenwahn konnte er zum Teil auch auf sein Team übertragen. Ist es nun noch einmal so weit? "Wir werden die Meisterschaft gewinnen", behauptete Green jedenfalls im Rahmen des All-Star Weekends. Und zwar in diesem Jahr, stellte er im Folgenden klar. Warum auch warten?
Zur Erinnerung: Oberflächlich betrachtet ist Golden State vom Status eines Contenders ähnlich weit entfernt wie Drake und Kendrick Lamar von einem gemeinsamen Album. Das Net-Rating beträgt -0,1, mittelmäßiger geht’s nicht. Die Bilanz steht bei 28-27, die Warriors sind aktuell Zehnter in der Western Conference, keineswegs sicher in den Playoffs.
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Dieses Team soll Meister werden? Behauptet Green das einfach im "Speak it into existence"-Stile eines LaVar Balls (dessen wilde Prophezeiungen ja wirklich öfter mal eintrafen!), oder glaubt er es wirklich? Haben die Warriors womöglich tatsächlich eine Chance?
Golden State Warriors: Plan B als Glücksgriff?
Der Grund für Greens Optimismus ist in jedem Fall leicht zu identifizieren. Er ist so etwas wie die Superstar-Version von Green – ein Querulant, der bei jeder seiner Karriere-Station irgendwann verbrannte Erde hinterließ, der sich gerade erst einen monatelangen Streit mit den Heat geliefert hat.
Der vor dem Trade Berichten zufolge auch innerhalb der Warriors die Frage hervorrief, ob dieser Typ nun wirklich in den Locker Room passen würde. Der de facto Plan B für die Warriors war – eigentlich wollten sie ja Kevin Durant holen, ehe dieser selbst sagte, er habe keine Lust auf eine Rückkehr in die Bay Area.
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Das Wichtigste in Kürze
Der aber eben auch sehr gut Basketball spielen kann. Jimmy Butler hat diesen Fakt mit seinen Eskapaden in Miami selbst ein Stück weit in Vergessenheit geraten lassen, seine ersten Spiele beim neuen Team dienten jedoch als Erinnerung und als Indiz, dass sich das Vertrauen der Warriors in ihn – und ihre eigene Infrastruktur – tatsächlich auszahlen könnte.
"Wir dachten uns: Wenn wir mit Draymond Green zurechtkommen, kommen wir mit jedem zurecht", erklärte Warriors-Besitzer Joe Lacob gegenüber The Athletic mit einem Lachen.
Jimmy Butler: Ein Rammbock für die Warriors
Es waren erst vier Spiele, und Butler ist laut Eigenaussage konditionell noch nicht auf der Höhe, nachdem er zuvor über anderthalb Monate bloß fünf Partien absolviert hatte. Dennoch war sein Einfluss auf die Warriors, die drei dieser Spiele gewinnen konnten, schon bei seinen ersten Einsätzen direkt spürbar.
Butler ist ein Rammbock, wie ihn Golden State lange nicht hatte. In seinen ersten beiden Spielen zog er kombiniert 28 Freiwürfe, diese Summe über zwei Spiele hatte bei den Dubs zuletzt Durant im Jahr 2018 übertroffen. Er ist clever, ein weiterer Playmaker, der sich Warriors-untypisch wenige Ballverluste leistet, ein noch immer starker Verteidiger mit einem Näschen für den Ball, auch am offensiven Brett (über vier Partien sammelte Mr. Buckets 17 Offensiv-Rebounds).
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Allen voran ist er ein zweiter Superstar, wie ihn die Dubs seit KD nicht mehr hatten – was auch der erste, der etablierte Superstar spürt. "Jeder Ballbesitz fühlt sich nicht mehr ganz so schwer an", bekundete Stephen Curry schon nach zwei gemeinsamen Spielen. "Man bekommt immer noch Aufmerksamkeit der Defense, aber sie muss noch etwas anderes fürchten."
Wie Jimmy Butler die Golden State Warriors bereichert
Nicht aus Zufall befand sich Curry, der zuvor ziemlich geschwächelt hatte, unmittelbar vor der All-Star-Pause in seiner aggressivsten Phase der Saison. In jedem Spiel mit Butler nahm Curry mindestens 13 Dreier, erzielte stets zwischen 25 und 38 Punkten. Er profitierte sichtlich davon, endlich nicht mehr der alleinige Fokus der gegnerischen Defense zu sein.
Auch Butler profitiert von dem Szenenwechsel, auch wenn er ursprünglich lieber nach Phoenix wollte. Die Sorge, dass er als eher unwilliger Distanzschütze neben Green Probleme haben könnte, hat sich bisher nicht bewahrheitet; Butler ist seit Jahren einer der besten Off-Ball-Spieler der Liga und kann die Aufmerksamkeit, die Curry zieht, bestens für seine Cuts nutzen.
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Der Unterschied, den seine Aggressivität verursacht, ist schon nach vier Spielen spürbar. 27,3 Prozent ihrer Abschlüsse nahmen die Warriors vorher am Ring, der viertniedrigste Wert der Liga. Mit Butler waren es bisher überdurchschnittliche 33,9 Prozent. Er bringt eine neue Dimension ins Team. Vermutlich sogar mehr als eine.
Kerr verwies auf das Selbstvertrauen, das sich im Team breitgemacht habe. "Es ist der Swagger, den er uns gibt. Er gibt allen Selbstvertrauen, auch Steph und Draymond. Man spürt den Unterschied, an beiden Enden des Courts. Es gibt eine spürbare Energie. Wir haben das gebraucht."
Golden State Warriors: Das (endgültige) Ende der zweiten Timeline
Fragen gibt es trotzdem noch. Jonathan Kuminga hat bisher nicht mit Butler zusammengespielt, er wird auch nach der All-Star-Pause nicht direkt wieder spielen können. Sein Fit neben Butler wird interessant, da er ebenfalls kein konstanter Shooter ist und auf dem Court ähnliche Wirkungsbereiche wie der Neuzugang hat, jedoch bei weitem nicht dessen Spielverständnis.
Es wird insofern spannend, wie die Warriors mit ihrem besten jungen Spieler umgehen, wenn dieser zurückkehrt. Klar ist aber: Wichtiger sind die alten … es gibt keine zwei Timelines mehr, mit diesem Trade für Butler ist endgültig offensichtlich, dass die Warriors den letzten Tropfen aus ihrer Dynastie-Timeline herauspressen wollen und alles andere hintenanstellen.
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Nachdem Butler (35) direkt für zwei Jahre verlängerte, laufen die Verträge von ihm, Curry (36) und Green (34) nun alle bis 2027. Das ist also das vermutlich letzte Zeitfenster dieses Teams, das zwischen 2015 und 2022 vier Meisterschaften gewann und zwei weitere Male die Finals erreichte.
Golden State Warriors: "27 Playoff-Spiele" bis zur Postseason
Kann es für diese Erfolge eine Fortsetzung geben? Green ist überzeugt. Butler ist motiviert – der Ring ist schließlich das eine, was er noch nicht hat, auch wenn er Miami zweimal in die Finals führte. Er hat nun seinen Vertrag, nun muss der Basketball wieder im Fokus stehen. Die Warriors müssen klettern. "Das sind jetzt 27 Playoff-Spiele", sagte Green über die restliche Saison.
Kerr hat Platz sechs als Ziel ausgegeben – kein Wunder, schließlich sind die Warriors seit der Einführung des Play-Ins 2020 zweimal in ebendiesem rausgeflogen. Man will nichts dem Zufall überlassen. Noch trennen die Warriors 3,5 Spiele von den sechstplatzierten Clippers, die Stand heute direkt für die Playoffs qualifiziert wären.
Ein Titelkandidat? Dieses Team muss im ersten Schritt in die Postseason – dann sehen wir weiter, was für die Warriors tatsächlich möglich ist. Klar erscheint: Ein Team, das sich mehr oder weniger schon selbst abgeschrieben hatte, hat sein irrationales Selbstvertrauen zurück.
Das ist ein erster Schritt – nicht mehr, aber auch definitiv nicht weniger.