BBL
Ratiopharm Ulm feiert Meisterschaft mit Zigarren und Schampus
- Aktualisiert: 17.06.2023
- 11:33 Uhr
- SID
Nicht Bayern München, nicht Alba Berlin. Der krasse Außenseiter ratiopharm Ulm gewinnt die deutsche Basketballmeisterschaft - und feiert eine emotionale Party in orange.
Der Champagner floss in Strömen, die Zigarren kreisten und die Überraschungsmeister tanzten im Konfettiregen.
Doch auch inmitten der wilden Titelsause dachten sie an die Menschen, die sie in den Basketball-Play-offs von Spiel zu Spiel getragen hatten.
An den viel zu früh verstorbenen und von allen geschätzten Teambetreuer Andi "Kutscher" Klee, dem die Ulmer jeden Sieg widmeten. Und an Oma Ingrid. Die Glücksbringerin.
"Du bist gerade an der Ostsee im Urlaub. Ich weiß, du hast das ganze Jahr geguckt, jedes Spiel. Du hast mir vor jedem Spiel geschrieben. Das ist auch für dich. Jetzt genieße weiter deinen Urlaub", rief der überglückliche Karim Jallow ins Magenta-Mikrofon.
Jallow kündigt epische Party an
Womöglich das letzte, woran er sich erinnerte. Denn Jallow kündigte eine epische Party an:
"Ich weiß nicht, wo wir sein werden, aber ich werde auf jeden Fall in einer Stunde nicht mehr ansprechbar sein."
Das 74:70 (43:41) im vierten Finale gegen die Telekom Baskets Bonn ließ beim Außenseiter ratiopharm Ulm alle Dämme brechen.
Nach drei Vizemeisterschaften (1998, 2012, 2016) hatte der Klub verdient den Titel gewonnen, Grund genug für eine lange Nacht in Ulm, um Ulm und um Ulm herum - oder mehr? "Ich glaube, wir werden jetzt mindestens eine Woche feiern", sagte Kapitän Robin Christen.
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Meisterparty vor dem höchsten Kirchturm der Welt
Nun ja, zumindest das Party-Programm für Samstag wurde zügig festgezurrt. Um 17.30 Uhr startet der Meisterkorso, vom Neu-Ulmer Rathaus geht es auf die andere Donauseite zum Münsterplatz.
Vor dem höchsten Kirchturm der Welt steigt dann die große Meisterfeier mit den Fans, es folgt die "Afterparty" im Cocomo in der Hirschstraße. Einige Spieler müssen dann vermutlich schon an ihre Reserven gehen.
"Die Jungs haben unglaubliches Herz und dicke Eier gezeigt", lobte Meistertrainer Anton Gavel. Der 38 Jahre alte Ex-Nationalspieler, der gleich in seinem ersten Jahr an der Ulmer Seitenlinie den Titel holte, mag es persönlich eine Spur leiser:
"Für mich ist jetzt erstmal morgen keine Arbeit - und das ist das Wichtigste. Ich will die Zeit mit meiner Familie genießen, aber auch ein bisschen feiern."
Underdog Ulm schlägt komplette Basketball-Elite in Playoffs
Was neben einer Party in orange von dieser Saison bleibt, sind erstaunliche Zahlen:
Underdog Ulm schaltete in den Play-offs erst Meister Alba Berlin (3:1), danach Pokalsieger Bayern München (3:0) und schließlich Hauptrundenprimus und Champions-League-Sieger Bonn (3:1) aus.
Nie zuvor hat ein Team von Hauptrundenplatz sieben den Titel geholt, noch nie eines die Top Drei rausgeworfen.
Verliert Bonn seine Erfolgsgaranten?
Bonn muss derweil nach einer bemerkenswerten Hauptrunde weiter auf seinen ersten Meistertitel warten. Bereits zum sechsten Mal zogen die Telekom Baskets im Finale den Kürzeren.
"Es ist unglaublich enttäuschend", gestand Erfolgstrainer Tuomas Iisalo, der den zahlreichen Nachfragen zu seiner Zukunft auswich.
Wohl aus gutem Grund: Der 40-jährige Finne hat das Interesse finanzstarker Klubs geweckt, angeblich zieht es ihn und auch seinen Bonner Schlüsselspieler TJ Shorts zu Paris Basketball.