Basketball-WM Power Ranking, Top 10:
DBB-Team in neuer Dimension - Power Ranking zur Basktball-WM 2023
- Aktualisiert: 25.08.2023
- 08:34 Uhr
- Ole Frerks
Die Basketball-WM 2023 steht in den Startlöchern. Trotz einer hochkarätiger Ausfälle ist das Turnier prominent besetzt, mehrere Teams haben gute Karten, Weltmeister Spanien vom Thron zu stoßen – und sich eins der begehrten Tickets für Olympia 2024 zu sichern. Vor dem Turnierstart blicken wir auf die zehn besten Teams und ordnen sie ein.
Bevor wir mit der Top 10 beginnen, gehören drei Honorable Mentions erwähnt: Finnland könnte durchaus auch die Top 10 knacken, hat aber das Problem, dass es in einer absoluten Todesgruppe mit Deutschland und Australien gelandet ist. Mit Lauri Markkanen ist mindestens auf FIBA-Ebene immer zu rechnen und auch bei der EM 2022 konnten die Finnen die Erwartungen an sie übertreffen, selbst gegen Spanien führten sie im Viertelfinale phasenweise mit 15 Punkten. Ein Weiterkommen in dieser Gruppe wäre dennoch eine Ansage.
Die Dominikanische Republik hat eine etwas bessere Chance auf zumindest die zweite Gruppenphase, auch wenn Al Horford und Chris Duarte abgesagt haben. Mit dabei ist nämlich Karl-Anthony Towns, der ihnen mindestens gegen Italien, Angola und die Philippinen eine gute Chance geben sollte, und vielleicht auch danach (gegen Serbien, Südsudan, China und Puerto Rico). Mit KAT gewannen sie in der Vorbereitung gegen Kanada, vielleicht hat dieses Team noch weitere Überraschungen in sich.
Griechenland könnte in Bestbesetzung zu den Medaillenfavoriten gehören, hat aber weder Giannis Antetokounmpo, noch Kostas Sloukas, Nick Calathes oder Tyler Dorsey mit dabei. Die Hellenen sind noch immer ordentlich besetzt, dürften aber auf dem höchsten Level ihre Probleme bekommen, wie Vorbereitungs-Niederlagen gegen Serbien, Italien, die USA und Deutschland zeigen. Immerhin wurde Slowenien zweimal besiegt.
Nun aber zur Top 10!
Platz 10: Litauen
Bestes WM-Resultat: Bronze (2010)
Vorbereitung: 8-3
Elf Testspiele absolvierten die Litauer zwischen dem 20. Juli und 22. August, als wäre die Belastung nicht ohnehin hoch genug. Vielleicht ging es darum, sich mit der neuen Identität einzuspielen: Domantas Sabonis hat (genau wie Edgaras Ulanovas und Arnas Butkevicius) abgesagt, Litauen spielte dadurch in der Vorbereitung seltener mit zwei Bigs und insgesamt schneller. Abgesehen von zwei Spielen gegen Frankreich und einmal Finnland legten die Balten immer mindestens 84 Punkte auf, die Offensive steht klar im Fokus. Als Mann fürs Grobe ist weiter auf Jonas Valanciunas Verlass, Guard-Talent Rokas Jokubaitis (FC Barcelona) wirkt einen Schritt weiter als noch 2022. Den besten Fan-Support hat Litauen sowieso. Spannend wird es ab der zweiten Gruppenphase (USA, Griechenland).
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Platz 9: Slowenien
Bestes WM-Resultat: Platz 7 (2014)
Vorbereitung: 3-4
Eigentlich will man ein Team mit Luka Doncic nicht unterschätzen und tatsächlich ist damit zu rechnen, dass der Mavericks-Star den einen oder anderen individuellen WM-Rekord brechen wird. Nach den Absagen von Nikola Jokic und Giannis Antetokounmpo ist Doncic eindeutig der größte Star dieses Turniers und wird für eine Show sorgen, das hat er auch in der Vorbereitung schon angedeutet. Das Problem: Nach den Absagen von Vlatko Cancar und Edo Muric ist der restliche Slowenien-Kader dünn, schon in der Zwischenrunde wird Slowenien vermutlich entweder Australien oder Deutschland hinter sich lassen müssen – beide Teams sind in der Breite stärker einzuschätzen. In der Vorbereitung verlor Slowenien alle Spiele gegen vermeintliche Top-Teams (2x GRE, ESP, USA).
Platz 8: Serbien
Bestes WM-Resultat: Gold (1998, 2002 (als Jugoslawien))
Vorbereitung: 4-1
In Bestbesetzung sind die Serben nicht zur WM gereist. Neben Nikola Jokic, der nach der langen NBA-Saison eine Pause braucht, fehlt unter anderem auch Vasilije Micic, zwei der drei wichtigsten Offensivspieler sind damit also raus. Immerhin ist der Dritte im Bunde diesmal dabei: Bogdan Bogdanovic wirkt motiviert und führte die Serben zu einer guten Vorbereitung, wenngleich die vier Siege nicht ausschließlich gegen Top-Teams geholt wurden (vs. GRE, PUR, CHN, BRA). Svetislav Pesic hat noch immer einen guten Kader zur Verfügung, Serbien hat zudem eine sehr dankbare Gruppe erwischt (China, Puerto Rico, Südsudan). Spannend wird es ab der zweiten Gruppenphase, wo Italien und die Dominikanische Republik warten könnten … mit Italien hat Serbien eine Rechnung offen.
Victor Wembanyama dabei? Die größten NBA-Spieler in der Geschichte
Platz 7: Italien
Bestes WM-Resultat: Platz 4 (1970, 1978)
Vorbereitung: 7-0
Italien hat eine makellose Vorbereitung hinter sich und unter anderem die Türkei, Serbien und Griechenland geschlagen. Jedes dieser Spiele war eng, aber es kann nicht schaden, sich in solchen Situationen durchzusetzen. Noch immer schäumt der Verband über Paolo Banchero, der wohl mündlich zugesagt hatte, nur um dann doch zu Team USA zu "wechseln", aber auch ohne den Rookie of the Year ist dies ein gutes Team: Simone Fontecchio ist zum Go-to-Guy gereift, Nicolo Melli ist einer der smartesten Bigs im Weltbasketball, fast jeder im Kader kann werfen. Luigi Datome ist zum letzten Mal dabei und hofft auf seine erste Medaille. Zuschauer hoffen auf Jubelgesten von Gianmarco Pozzecco, auch wenn Giannis Antetokounmpo ihn in diesem Jahr leider nicht auffangen kann.
Platz 6: Spanien
Bestes WM-Resultat: Gold (2006, 2019)
Vorbereitung: 3-2
Der amtierende Welt- und Europameister geht nicht als einer der Favoriten ins Turnier. Klingt falsch, ist es womöglich auch, aber: Spanien hat bloß zwei NBA-Spieler im Kader, den frisch entlassenen Usman Garuba sowie Santi Aldama (Grizzlies). Der 2019er MVP Ricky Rubio pausiert seine Karriere aus mentalen Gründen, Lorenzo Brown ist angeschlagen, die Gasols sind im Ruhestand bzw. der Hall of Fame. Spanien hat beileibe keine Startruppe mehr, aber … 2022 war die Geschichte ähnlich, Gold gab es am Ende trotzdem. Sergio Scariolo bleibt der vielleicht größte Trainerfuchs der FIBA-Welt, kein Team ist so variabel, eingespielt und abgezockt. Rudy Fernandez trifft seit bald zwei Dekaden Clutch-Würfe, die Hernangomez-Brüder sind zumindest FIBA-Stars. Spanien ist nie so richtig abzuschreiben.
Platz 5: Deutschland
Bestes WM-Resultat: Bronze (2002)
Vorbereitung: 4-2
Zum zweiten Mal in der deutschen Geschichte könnte eine WM-Medaille durchaus in Reichweite sein. Das DBB-Team hat Kontinuität, eine Hierarchie und noch mehr Tiefe als bei der EM auf seiner Seite, Moritz Wagner gibt dem Team offensiv von der Bank eine neue Dimension und Isaac Bonga könnte defensiv und als Offensiv-Rebounder einen Unterschied machen. Daniel Theis wirkt spritziger als im vergangenen Jahr. Gegen die USA und Kanada zeigten die Deutschen in der Vorbereitung, dass sie auch gegen die ganz Großen mithalten können, wenn sie den Fokus wahren. Mit Dennis Schröder und Franz Wagner hat das deutsche Team zwei starke Go-to-Optionen in seinen Reihen; spannend wird sein, ob Maodo Lo wie im Vorjahr teilweise zum dritten Fixpunkt der Offense werden kann.
Platz 4: Kanada
Bestes WM-Resultat: Platz 6 (1978, 1982)
Vorbereitung: 3-2
Auch wenn sich Jamal Murray leider abmelden musste, haben die Kanadier noch immer sieben NBA-Spieler am Start, darunter OKC-Star Shai Gilgeous-Alexander, der Doncic dessen Status als bester Spieler des Turniers am ehesten streitig machen könnte. In der Vorbereitung wurden die drei Spiele gewonnen, in denen Jordi Fernandez seine "richtige" Rotation spielen ließ, enormes Potenzial hat Kanada vor allem defensiv dank der bulligen Flügel-Rotation um Dillon Brooks, Lu Dort und R.J. Barrett. Mehr Talent und Qualität brachte Kanada noch nie zu einem Turnier mit, nur ein Team muss man in der Hinsicht vor ihnen einordnen – die große Frage ist, ob die Konstanz auch da sein wird. Gleich im ersten Turnierspiel geht es gegen Frankreich, Kanada muss also von Beginn an wach sein.
Platz 3: Australien
Bestes WM-Resultat: Platz 4 (2019)
Vorbereitung: 4-1
Seit Jahren klopfte Australien an die Tür der Medaillenränge, scheiterte 2019 bei der WM denkbar knapp im Halbfinale an Spanien (Assistant Coach Luc Longley schimpfte damals, Spanien werde "jedes Mal vom Basketball-Gott auf den Penis geküsst", wenn es gegen die Boomers gehe) und holte sich ein Jahr später Olympia-Bronze. Nun soll die erste WM-Medaille her, die Veteranen (Patty Mills und Joe Ingles) haben dazu jetzt noch mehr Talent an ihrer Seite. Fast die gesamte Rotation spielt in der NBA, spannend ist vor allem OKC-Star Josh Giddey, der in der Vorbereitung schon mehrfach am Triple-Double kratzte. Australien fehlt ein wenig die Tiefe auf Center, die Flügelrotation ist dafür brachial. Als einziges Team konnten die Boomers in der Vorbereitung auch Frankreich schlagen.
Platz 2: Frankreich
Bestes WM-Resultat: Bronze (2014, 2019)
Vorbereitung: 6-1
Wie schon bei der vergangenen EM ist Victor Wembanyama leider nicht bei den Franzosen dabei, an Qualität fehlt es der Equipe Tricolore dennoch wieder mal nicht: Rudy Gobert garantiert auch im FIBA-Spiel nahezu im Alleingang eine gute Defense, offensiv sind insbesondere Evan Fournier und Guerschon Yabusele seit Jahren schwer zu stoppen – und anders als im Vorjahr ist Oldie Nando de Colo wieder mit von der Partie, um dem Angriff – hoffentlich – etwas mehr Struktur zu verleihen. Bei der EM spielten die Franzosen alles andere als schön, für Silber reichte es trotzdem … Viele Spieler des Kaders kennen sich schon ewig, mit Ausnahme von Neu-Bayer Sylvain Francisco spielte vergangene Saison jeder in der NBA oder in der EuroLeague. Mit Frankreich ist wieder zu rechnen.
Platz 1: USA
Bestes WM-Resultat: Gold (1954, 1986, 1994, 2010, 2014)
Vorbereitung: 5-0
Niemand sollte sich davon täuschen lassen, dass die Amerikaner mit einem "B-Team" auflaufen. Der Kader strotzt vor Qualität und wirkt ziemlich gefestigt, es gibt eine Rollenverteilung mit Wolves-Star Anthony Edwards als dem designierten Go-to-Guy, flankiert von überwiegend jungen, FIBA-tauglichen Stars oder Fast-Stars. Insbesondere die Tiefe ist beispiellos, niemand sonst kann ein Duo wie Tyrese Haliburton und Austin Reaves von der Bank bringen, das ein Spiel komplett umdrehen kann. Anfällig ist Team USA beim Rebound, abgesehen von Edwards sind fast alle Spieler eher schmal für ihre Position, zumal Steve Kerr in der Regel nur einen Big auf den Court lässt. Unschlagbar sind sie nicht, aber die Vorbereitung ohne Niederlage zeigte schon, wie schwer es sein wird, sie zu schlagen.