Darts
Darts: Deutsche Fans sind eine Peinlichkeit für den Sport - ein Kommentar
- Aktualisiert: 07.04.2025
- 21:25 Uhr
- Chris Lugert
Vier Tage in Folge präsentiert sich die Darts-Elite in Deutschland. Die Fans beweisen dabei wieder einmal, warum die Turniere besser in England bleiben sollten. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Eigentlich hätten es Festtage für das Darts in Deutschland werden können. Am Donnerstag machte zunächst die Premier League Station in Berlin, ab Freitag fanden bis Sonntag im sächsischen Riesa die International Darts Open statt.
Und tatsächlich bekamen die Zuschauer vor Ort sportliche Weltklasse geboten. Unzählige Averages jenseits der 100 Punkte, tolle Finishes, emotionale Siege - und gleich zwei Triumphe von Publikumsliebling Stephen Bunting.
Das Einzige, was - leider wieder einmal - weit entfernt war von Weltklasse, war das Verhalten der sogenannten "Fans", zumindest von einem Teil der Anhängerschaft. Der Dartssport hat eindeutig Besseres verdient.
Vor allem auf Gerwyn Price hatten es die Zuschauer in Berlin und Riesa abgesehen. Der Waliser ist zweifellos ein streitbarer Charakter, seine völlig übertriebenen Ausbrüche nach jeder halbwegs gelungenen Aufnahme nerven mitunter.
Weshalb der "Iceman" auch in Großbritannien - von Wales einmal abgesehen - oftmals gnadenlos ausgebuht wird. Doch die deutschen Fans treiben es auf die Spitze, denn sie sind in doppelter Hinsicht große Pfeifen.
Pfeifen im Darts geht gar nicht
Im Darts gibt es so etwas wie einen Konsens. Man darf Spieler ausbuhen, man darf auch Gesänge gegen sie anstimmen, sofern es im Rahmen bleibt. Aber Pfeifen ist im Darts einfach ein No-Go. Weil es die Spieler im Wurf einfach stört.
In England hört man daher auch selten bis kaum Pfiffe, wenn, dann gibt es laute Buhrufe. Übrigens auch im Fußball, da wird auf der Insel auch häufiger gebuht als gepfiffen. Beim deutschen Publikum aber ist das noch nicht angekommen.
Ganz offenbar auch deshalb, weil einige der halbstarken Störenfriede hierzulande immer wieder ein Dartsturnier mit einem Fußballspiel verwechseln. Anders sind völlig unpassende Gesänge aus den Fußballstadien beim Darts nicht zu erklären.
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Price verlor sein Achtelfinale in Riesa gegen Nathan Aspinall nach 5:2-Führung auch wegen des unsäglichen Verhaltens der deutschen Fans. Selbst der Engländer zeigte sich von den Pfiffen genervt und machte das mit Gesten deutlich.
Philip Brzezinski, der Master of Ceremonies bei den Turnieren der PDC Europe, fand nach dem Spiel dann auch deutliche Worte. "Es ist wirklich - sorry - an Dämlichkeit nicht zu überbieten", sagte er und redete den Fans ins Gewissen.
"Wir wollen doch, dass die Jungs hier ihr bestes Spiel auspacken können. Tut uns doch bitte einen Gefallen: Lasst dieses Gepfeife sein. Wir wollen das nicht haben, und die Jungs wollen so auch nicht gewinnen", stellte er klar.
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Aspinall appelliert an Fans
Ähnlich äußerte sich Aspinall. "Passt mal auf, ich weiß, ihr singt jetzt meinen Namen, aber wir sind alle hier für eine gute Zeit. Und egal, wer spielt, ob ihr ihn mögt oder nicht - ihr habt eine bessere Zeit, wenn wir gute Darts werfen", erklärte er.
"The Asp" weiter: "Stoppt dieses Pfeifen. Denn es beeinflusst uns. Ihr bezahlt doch Geld, um guten Sport zu sehen." Da kennt er die deutschen Fans aber schlecht, denn einem nicht kleinen Teil geht es vor allem um ausgeprägten Alkoholkonsum.
Als Aspinall dann im Halbfinale auch noch auf Martin Schindler traf, hätte man Schlimmes erwarten können. Auch hier gab es Pfiffe. Dass es hier am Ende noch eher gesittet und kein großes Thema war, lag auch am klaren Sieg des Engländers.
Grundsätzlich aber sollten sich Fans, die am Wochenende häufiger die Zeit im Fußballstadion verbringen und/oder die sich einem Saufgelage hingeben wollen, fragen, ob Dartsturniere für sie der richtige Ort sind.
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Denn irgendwann zieht die PDC vielleicht die Reißleine und widmet sich anderen Ländern zu. Natürlich ist Deutschland ein wichtiger Markt, das heißt aber nicht, dass man derart oft dort Turniere austragen muss.
Und ganz ehrlich: Nach den Erfahrungen der Vergangenheit und auch der jüngsten Tage würde man es sich als echter deutscher Dartsfan fast wünschen, dass die Turniere eher einen Bogen um Deutschland machen und auf der Insel bleiben.
Deutsche Darts-Fans sind zum Fremdschämen
Darts ist ein faszinierender Sport, der auch von der Atmosphäre lebt. Die Fans sind ein elementarer Bestandteil, das hat man spätestens während Corona gesehen. Beides zusammen ergibt eine einzigartige Kombination.
Das, was die deutschen Fans aber darunter verstehen, braucht niemand. Kein Gepfeife, keine unpassenden Stadiongesänge, die einfach nur zum Fremdschämen sind. Wer das nicht verstehen kann oder will, soll wenigstens einfach zu Hause bleiben.
Michael van Gerwen meinte jüngst, die deutschen Fans seien besser darin, Darts zu schauen als Darts zu spielen. Selbst daran darf man inzwischen mehr als berechtigte Zweifel haben.