Darts-WM - Eklat um Kopfhörer: Enfant Terible Gerwyn Price droht mit Boykott
- Aktualisiert: 21.12.2023
- 10:07 Uhr
- ran.de
Der Weltranglistenerste Gerwyn Price sorgte im Viertelfinale der Darts-WM gegen Gabriel Clemens für große Augen, als er nach einer Satzpause mit geräuschunterdrückenden Kopfhörern zurück auf die Bühne kam. Nach der Niederlage gegen den "German Giant" zeigte sich der "Iceman" dann erboßt und drohte auf Social Media mit persönlichen Konsequenzen.
Neben der absoluten Weltklasse-Performance von Gabriel Clemens im Viertelfinale war es die Geschichte des Matches: Der Weltranglistenerste Gerwyn Price liegt bereits mit mehreren Sätzen zurück und kommt nach einer Pause plötzlich mit überdimensionalen geräuschunterdrückenden Kopfhörern zurück auf die Bühne.
Doch auch diese - mehr als verzweifelte Maßnahme gegen die fast ausschließlich auf Seiten des "German Giant" angesiedelten Fans im "Ally Pally" - Aktion, sollte nicht mehr den Ausschlag für ein Comeback des Weltmeisters bei der 1:5-Niederlage geben.
Im letzten Satz kam der "Iceman" dann sogar noch mal verändert mit In-Ear-Ohrstöpseln zurück auf die Bühne. Symbolisch und mit gesenktem Haupt zog Price diesen Lärmschutz aber vielsagend bereits vor den entscheidenden Match-Darts des Deutschen wieder aus den Ohren.
Ein fader Beigeschmack bleibt dennoch. Denn für den Spieler war die Messe nach dem letzten Pfeil noch lange nicht gelesen.
Darts-WM: Price droht mit Konsequenzen nach Aus gegen Clemens
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich jemals wieder bei diesem Turnier spielen werde", schrieb der 37-jährige Waliser nur wenige Minuten nach Match-Ende auf Social Media.
Ein echter Hammer. Und es ging noch weiter: "So frustrierend, das ganze Jahr zu spielen, um sich auf dieses eine Turnier vorzubereiten. Das tut richtig weh, dass sie mich nicht haben spielen lassen, aber viel Glück an alle, die noch dabei sind."
Kurz darauf löschte er die Story wieder, nur um wenig später alle anderen Posts auf seinem Instagram-Account ebenfalls zu löschen, der immerhin zum Zeitpunkt des Matches ganze 223.000 Follower hatte.
Eine Kurzschlussreaktion oder doch trotz der erschlagenden Emotionen des Abends eine Reaktion, die Price schon lange im Hinterkopf gehabt zu haben schien und jetzt nur noch in die Tat umgesetzt hat?
Man weiß es nicht. Ganz von ungefähr kam die Abrechnung des Weltmeisters von 2021 nach der Niederlage aber nicht.
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Darts-WM: Kritik von Price an Fan-Eingriffen in Matches nichts Neues
Denn bereits im März vergangenen Jahres hatte sich Price über die aus seiner Sicht unfairen Eingriffe der Fans in sein Match und das durchgehende Stören seiner Konzentration beschwert.
Nach der Niederlage gegen seinen Landsmann Jonny Clayton im Rahmen der Premier League in Rotterdam erklärte er: "Ich habe nicht von meinem eigenen Spiel oder von gestern Abend gesprochen, sondern ganz allgemein. Der beste Spieler gewinnt nicht mehr immer, weil der Sport von Nicht-Darts-Fans beeinflusst und diktiert wird."
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Harte Worte des gewohnt extrovertierten Price, der doch sonst als Teil seines Images als Ex-Rugbyspieler die Konfrontation mit den Zuschauern in der Halle sucht, sich aufplustert und aus den Anfeindungen in der Vergangenheit immer wieder Motivation gezogen hat.
Dass das Auftreten von Price und seine Aussagen rund um seine Matches nicht immer gut ankommen und auch durchaus berechtigt den Unmut der Fans auf sich ziehen, sollte eigentlich ganz grundsätzlich niemanden mehr verwundern.
Darts-WM: Experte bezweifelt endgültigen WM-Abschied von Price
Wer nun wie den Bogen wann völlig überspannt hat, müssen die Verantwortlichen der PDC entscheiden.
Was jedoch feststeht: Price polarierst. Und er sorgt mit seiner Art für Einschaltquoten und garantiert Emotionen und Reaktionen im Saal.
Und das dürfte er auch in Zukunft tun. Auch, wenn er nach dem Turnier und seinem vorzeitigen Aus mit Gewissheit nicht mehr die Nummer eins in der Order of Merit sein wird. Denn je nach Ausgang des Turniers könnte das Enfant terrible des Darts-Sports auch noch bis auf Rang vier der Weltrangliste zurückfallen.
Für den "Sport1"-Experten Robert Marijanovic steht zumindest fest: Price macht weiter. "Das ist nicht ernst zu nehmen", reagierte Marijanovic noch während der TV-Übertragung im Nachlauf des Matches auf den Post und schrieb die Kurzschlussreaktion auch der unmittelbaren Emotion auf die unfassbare Performance von Kontrahent Clemens zu.
Dass die Buhrufe der Fans dann teilweise über das Ziel hinausgeschossen sind und nicht nur zwischen den Legs, sondern auch während der Aufnahmen des Walisers deutlich hörbar zu vernehmen waren, sollte nicht schöngeredet werden, liegt aber irgendwo auch in der Natur der Sache.
Darts-WM: Clemens von wunderlichem Verhalten von Price unbeeindruckt
Für seinen Kontrahenten an diesem Abend war dieses unerwartete Verhalten nicht viel mehr als eine Randnotiz, die den gewohnt seelenruhigen Saarländer Clemens nicht weiter im Match beschäftigte.
"Ich hätte gedacht, dass er sie (die Kopfhörer, Anm. d. Red.) wieder auszieht. Das hat er nicht gemacht. Mein Ziel war nur, den Satz zu gewinnen", konstatierte die deutsche Nummer eins gewohnt trocken und richtete den Blick direkt auf seinen Halbfinalgegner Michael Smith.
Price habe besagte Kopfhörer häufiger schon beim Warmmachen auf und sich diese auch vom Verband für den Einsatz während des Matches freigeben lassen. Soviel steht fest.
Ob sich der "Iceman" mit der vieldiskutierten Aktion für den weiteren Match-Verlauf gegen Clemens aber einen Gefallen getan hat, ist abschließend nicht zu beantworten. Darf aber angezeifelt werden.
Am Ende des Abends bleibt aber vor allem das Sportliche hängen, denn viel zu dominant agierte sein Gegner, der "German Giant", an diesem Abend.
Und erklärte auf erneute Nachfrage zur möglichen Verwirrungstaktik von Price unmissverständlich: "Ich schaue mir mein Spiel an, ich spiele das ganze Spiel gut".
Punkt, Satz und Sieg für Gabriel Clemens.