Nach Titelgewinn
Darts-WM: Luke Littler kann der Phil Taylor der Neuzeit werden - Kommentar
- Aktualisiert: 05.01.2025
- 10:21 Uhr
- Chris Lugert
Luke Littler krönt eine herausragende Darts-WM mit dem verdienten Titelgewinn. Der 17-Jährige hat das Zeug dazu, eine ähnliche Ära wie Phil Taylor zu prägen. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Es war eine Machtdemonstration. Vom ersten Leg an gab es eigentlich keine Zweifel daran, wer das Finale der Darts-WM gewinnen wird.
Zu dominant agierte Luke Littler, sogar ein Michael van Gerwen - selbst dreimaliger Weltmeister - wurde von der schieren Wucht und Aura des 17-Jährigen überrollt. Die Art und Weise, wie der Youngster Leg für Leg, Satz für Satz holte und absolut keine Schwächen offenbarte, erinnerte an den großen Phil Taylor in seinen besten Tagen.
Taylor war es, der den Darts-Sport in den 1990er- und 2000er-Jahren auf eine neue Ebene führte. Er stieg in Sphären auf, die für seine "Konkurrenz" unerreichbar waren. "The Power" machte Darts zu "seinem" Sport. Wer an fliegende Pfeile dachte, der hatte ein Bild des Engländers im Kopf.
Unglaubliche 16-mal wurde Taylor Weltmeister, bei seinem ersten Titelgewinn auf der WM-Bühne war er aber bereits 29 Jahre alt - im Vergleich zu Littler ein Fossil. Wo also sind die Grenzen für "The Nuke"?
Normalerweise verbieten sich im Darts jegliche Vergleiche mit Taylor. Er ist eine Jahrhundert-Persönlichkeit, eine absolute Ausnahmeerscheinung. Er selbst hat den Sport so populär gemacht, dass er sein Erbe eigentlich für alle Ewigkeiten abgesichert hat.
Das Wichtigste in Kürze
Denn anders als zu Taylors Zeit, aber ermöglicht durch dessen Arbeit, ist die Spitze im Darts heute viel breiter, viel mehr Spieler sind in der Lage, Averages von 105 oder sogar 110 über längere Distanzen spielen zu können. Man könnte auch sagen: Heute ist es viel schwieriger, große Titel zu gewinnen, als es für Taylor jemals war.
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Littler baut sich Taylor-Nimbus auf
Doch ursächlich dafür war Taylor mit seiner Professionalität, mit seinem Ehrgeiz ja selbst. Ein Mindset, das die Konkurrenz zerdrückte. Irgendwann hatte der heute 64-Jährige einen Nimbus erreicht, der ihn unbesiegbar erschienen ließ, gerade bei Major-Turnieren. Und der dazu führte, dass die Gegner ihr Niveau in den direkten Duellen mit Taylor nicht erreichten.
Es wäre vermessen und unrealistisch, von Littler die reine Anzahl an Titeln zu erwarten, wie sie Taylor vorzuweisen hat. Das wird wohl niemand mehr erreichen. Wenn aber jemand zumindest in die Nähe kommen und das heutige Äquivalent abbilden kann, dann ist es der Weltmeister von 2025.
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Denn auch Littler hat sich mit dieser WM einen Nimbus aufgebaut. Wenn er in so jungen Jahren schon so unfassbar gut und abgeklärt ist - wie sieht das dann erst mit Mitte 20 oder Mitte 30 aus? Immer vorausgesetzt natürlich, Littler behält den Fokus und die Motivation.
Ist das der Fall, kann er eine eigene Ära prägen, die in die Darts-Geschichte eingehen und die dazu führen wird, dass er irgendwann auf einer Stufe mit Taylor steht.
Für Littler gelten keine normalen Maßstäbe
Dafür braucht es keine 16 WM-Titel, aber wenn er am Ende seiner Karriere acht- oder neunmal die Sid Waddell Trophy hochgestemmt haben sollte, dazu auch bei den übrigen Major-Turnieren Titel eingesammelt haben sollte, dann ist es nicht mehr vermessen, sondern mehr als angebracht, die beiden in einer Reihe zu nennen. Und Littler hat das Zeug dazu.
Schon im Jahr 2024 gewann er zehn Titel auf der Tour, darunter die Premier League bei seiner ersten Teilnahme. Zweifel und Sorgen, dass der Druck für ihn zu viel werden könnte und er verheizt wird, wischte er einfach weg. Für Littler gelten keine normalen Maßstäbe. So wie es auch bei Taylor einst war.
Kurzum: Littler ist der logische Erbe des Phil Taylor. Littler kann der Phil Taylor der Neuzeit werden.