Teenager steht vor großer Zukunft
Darts-WM: Luke Littler wird jetzt erst recht den Sport dominieren - ein Kommentar
- Aktualisiert: 04.01.2024
- 00:08 Uhr
- Chris Lugert
Luke Littler hat den ganz großen Coup bei der Darts-WM 2024 verpasst, aber aufgeschoben ist für den 16-Jährigen nicht aufgehoben. Seine Zukunft strahlt golden - nach der Niederlage vielleicht noch mehr als mit dem WM-Titel. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Am Ende war es vielleicht eine Minute in diesem Finale der Darts-WM 2024, die Luke Littler den Titel gekostet hat.
Beim Stand von 4:2 in den Sätzen und 2:2 in den Legs hat der 16-Jährige Anwurf zum Leg- und Satzgewinn. Er spielt sich mit seiner vorletzten Aufnahme auf 112 Punkte, sein Gegner Luke Humphries steht zu diesem Zeitpunkt bei 208 Zählern.
Alles sieht nach dem Satzgewinn aus, das 5:2 wäre vermutlich eine Vorentscheidung gewesen. Doch Humphries wirft eine 180, setzt Littler massiv unter Druck. Der trifft eine Triple-18 - und schiebt statt einer Single-18 versehentlich eine weitere dreifache hinterher.
Statt 40 Punkten auf seiner geliebten Doppel-20 checken zu dürfen, hat er vier Punkte Rest, muss auf die ungewohnte Doppel-2 - und vergibt. Humphries checkt die Doppel-14, gewinnt das Leg und den Satz.
Danach holte Littler keinen Satz mehr, Humphries marschierte zum 7:4-Sieg.
Es sind genau diese Momente, die Spieler für ihre Zukunft prägen. Eine einzige bittere Niederlage formt einen Profisportler mehr, als es 100 Siege tun könnten. Und genau deshalb ist dieses verlorene Finale für Littler so wertvoll.
Das Wichtigste zur Darts-WM
Natürlich wollte jeder sehen, wie diese 16 Jahre alte Sensation auch den letzten Schritt geht. Die Geschichte war einfach zu großartig, um sie nicht zu vollenden.
Darts: Früher WM-Titel hätte Littler geschadet
Doch für seine langfristige Entwicklung war dieser Mittwochabend vielleicht noch mehr der Startschuss zu einer ganz großen Karriere, ein Titel hätte sie womöglich frühzeitig zum Erliegen gebracht.
Denn so groß der Hype während der WM auch war - die Aufmerksamkeit, die Termine und das Gedränge nach dem WM-Titel hätten Littler womöglich erdrückt. Er wäre schlicht zu früh gekommen und hätte ihm vielleicht auch seine Motivation und den Spaß für die kommenden Jahre genommen.
Was hätte denn noch kommen sollen? Gerade in so jungen Jahren benötigen Sportler ein Ziel, auf das sie hinarbeiten können. Der Geschmack des Finals, das Gefühl, wenn die Sid Waddell Trophy so nahe bei einem steht, man sie aber nicht hochstemmen darf - all das wird Littler nur noch mehr antreiben.
Externer Inhalt
Littler ist kein One-Hit-Wonder
Normalerweise sagt man, dass es für keinen Sportler eine Garantie gibt, nach einem verlorenen Finale noch einmal ein solches zu erreichen. Littler aber ist mit diesen Floskeln nicht zu bemessen.
Der Teenager ist ein Ausnahmetalent, das den Circuit in den kommenden Jahren prägen und vermutlich auch dominieren wird. Erfahrung macht jeden Spieler besser - und es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wozu ein noch besserer Luke Littler in der Lage sein wird. Ein Luke Littler, der auch noch zusätzlich motiviert ist.
Darts-WM: Alle Weltmeister seit 1994
Als neue Nummer 31 der Welt hat Littler einen gewaltigen Sprung gemacht, den es so zuletzt vielleicht bei Kirk Shepherd 2008 gab. Der war damals ein klassisches One-Hit-Wonder. Littler wird das nicht sein.
Er kann sich jetzt bis Februar ein wenig ausruhen, ehe die Tour beginnt. Littler kann behutsam die nächsten Schritte gehen, statt sofort alle Verpflichtungen eines Weltmeisters erfüllen zu müssen.
Littler reif für die Premier League?
Die PDC wird entscheiden, ob sie ihn bereits reif für die Premier League sieht. Aber auch hier wäre etwas Geduld vielleicht angebracht, statt den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen. Schon deutlich erfahrenere und reifere Spieler wurden durch die Belastungen der Eliteliga zurückgeworfen. Als Weltmeister hätte er definitiv teilnehmen müssen.
Auch wenn - oder gerade, weil - der Hypetrain kurz vor dem Zielbahnhof gestoppt wurde, steht Littler eine große Karriere bevor. Er wird in Zukunft Weltmeister werden - und das nicht nur einmal.
Eigentlich dachte niemand, dass es eine Dominanz wie einst zu Zeiten des großen Phil Taylor jemals wieder geben würde. Littler hat das Zeug dazu. Denn jetzt ist er angestachelt. Für die Konkurrenz um den neuen Darts-König Luke Humphries ist das eine schlechte Nachricht.