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Deutschland-Gegner Schweiz: Ein Team, das gelernt hat, zu verlieren
- Veröffentlicht: 22.05.2024
- 21:51 Uhr
- Rainer Nachtwey
Die Schweiz hat in den vergangenen Jahren viele schwere Niederlagen einstecken müssen, ihr Manchester on Ice erlebt. Vor dem Duell mit der DEB-Auswahl am Donnerstag ab 15:45 Uhr live auf ProSieben, Joyn und ran.de soll ein Mentaltrainer die Deutschland-Blockade lösen.
Von Christoph Dommisch und Rainer Nachtwey
Andres Ambühl kennt diese Momente. Er hat sie erlebt. 2023, 2021, 2018, 2010.
Der mittlerweile 40 Jahre alte Schweizer Stürmer, der 2005 an seiner ersten Eishockey-WM teilnahm, hat vier K.o.-Duelle gegen die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft bestritten.
Dreimal WM. Einmal Olympia. Er hat sie alle verloren.
0:1, 1:2 nach Verlängerung, 2:3 nach Penaltyschießen, zuletzt 1:3 bei der WM im Vorjahr. Jedes Mal als Favorit.
Am Donnerstag, wenn die Schweizer im WM-Viertelfinale ab 15:45 Uhr live auf ProSieben, Joyn und ran.de wieder auf Deutschland treffen, ist Ambühl mit seinen Teamkollegen wieder Favorit – zumindest laut der heimischen Presse.
Auch wenn Kapitän Roman Josi im Interview mit ran die Favoritenrolle weit von sich schiebt. "Das ist ein Spiel. Gegen Deutschland ist es immer sehr eng, sehr physisch."
Schweiz verliert im entscheidenden Moment
Das Scheitern an der deutschen Mannschaft kann Josi allerdings nicht von sich schieben. Auch wenn er – anders als Ambühl – es noch nicht am eigenen Leib erfahren hat. Er war 2010 nicht dabei, nicht 2018, 2021 oder im Vorjahr.
Aber auch Josi kennt das Scheitern. 2013. 2018. 2019.
Das Wichtigste in Kürze
2013 ist er Vizeweltmeister geworden mit der Schweiz. Scheitern hört sich daher brutal an. Ein 1:5 im Finale gegen Gastgeber Schweden.
Aber es war seine WM. Die Josi-WM. Er hat sie dominiert mit seinen Schweizern. Alles in der Vorrunde gewonnen. Auch gegen Schweden. 20 von 21 Punkten geholt. Viertelfinale, Halbfinale gewonnen. 1:0 geführt.
Im entscheidenden Moment standen ihm dann aber die Sedin-Zwillinge im Weg.
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Schweiz erlebt Manchester on Ice
2018. Wieder Schweden im Finale. 1:0 geführt. 2:1 geführt. Verlängerung, Penaltyschießen. Sven Andrighetto trifft mit dem ersten Penalty, danach nur noch die Schweden. Verloren. Wieder Zweiter.
2019. Kosice. Viertelfinale. 2:1 führen die Schweizer gegen Kanada. Bis 59:59. Eigentlich sind die Schweizer schon im Halbfinale.
Ein letzter Schuss der Kanadier von Damon Severson. Das Horn ertönt. Die Kanadier jubeln.
Der TV-Beweis muss her. 0,2 Sekunden zeigt die Uhr an, als der Puck die Torlinie überschreitet. In der Verlängerung trifft dann Mark Stone. Die Schweiz erlebt ihr Manchester on Ice.
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Siegenthaler wütet über "huere Deutsche"
Während der FC Bayern nach der Niederlage im Champions-League-Finale gegen Manchester United zwei Jahre später die Fußball-Champions-League gewann, setzte es für die Schweizer weiter die bereits erwähnten Pleiten gegen Deutschland.
Erst im Penaltyschießen – wie schon im Finale 2018 gegen Schweden, nachdem sie bis in die Schlussminute 2:1 geführt hatten – dann im vergangenen Jahr das 1:3, nachdem sich Jonas Siegenthaler zu einem "die huere Deutschen", die verdammten Deutschen, hinreißen ließ.
Es hat den Anschein, als hätten diese Schweizer Mannschaften, deren Kern sich in jenen beschriebenen Jahren von 2018 bis heute nur wenig verändert hat, gelernt, zu verlieren.
Als finden diese von Patrick Fischer trainierten Teams immer einen Weg, im entscheidenden Moment eben nicht zu gewinnen. Wie einst Bayer Leverkusen.
Wrestler soll Deutschland-Blockade lösen
Damit soll jetzt Schluss sein, wie bei Leverkusen.
Für diese WM hat sich Fischer etwas überlegt. Mit Stefan Schwitter haben die Eisgenossen einen Mentaltrainer engagiert. Der einstige Profi-Wrestler soll die Deutschland-Blockade lösen.
"Die mentale Einstellung ist essenziell, diese gilt es zu schulen", sagt Schwitter der Nachrichtenagentur "Keystone-SDA".
Entspannung, das Stresslevel runterbringen durch Atemtechniken, Meditation. Der Mentalcoach, den die Zeit in einem Zen-Kloster geprägt hat, setzt auf verschiedenste Erfahrungen.
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Schweizer wirken gelassen
Vor dem Viertelfinal-Duell mit der DEB-Auswahl scheint Schwitters Wirken Wirkung zu erzielen. Zumindest in ihren Interviews wirken sie gelassen.
So sagt Fischer im ran-Interview auf die Favoritenrolle angesprochen: "Was die Medien schreiben, ist nicht entscheidend. Es ist Sport, Viertelfinale, zwei gute Teams. Es gibt keinen Favoriten."
Vielmehr gelte es, "die Emotionen zu kontrollieren. Wir müssen die Coolness bewahren, aber gleichzeitig mit absoluter Kompromisslosigkeit Eishockey spielen".
Damit Andres Ambühl in seiner langen Karriere noch neue Momente kennenlernt.
Denn beim letzten und bisher einzigen Sieg der Schweizer gegen Deutschland 1992 war selbst der ewige Büeli noch nicht dabei.