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Viele Verletzte nach Schlägerei im 96-Fanblock! Polizei und Fans widersprechen sich
Beim Zweitligaduell zwischen dem FC St. Pauli und Hannover 96 werden mehr als 30 Menschen verletzt. Die Darstellungen von Fans und Polizei gehen dabei weit auseinander.
Beim Zweitligatopspiel am Freitagabend zwischen St. Pauli und Hannover 96 wurden im Rahmen eines Polizeieinsatzess mindestens 32 Menschen verletzt, das geht aus dem offiziellen Bericht hervor.
So teilte die Hamburger Polizei am Samstag mit, dass 15 Fans und 17 Polizisten verletzt worden seien. Einer der Anhänger musste demnach in einem Krankenhaus behandelt werden, ein Beamter zog sich mehrere Knochenbrüche zu.
Gegen Ende der zweiten Hälfte sei es "aus bislang noch nicht geklärter Ursache zu einer Auseinandersetzung im Gästefanblock" gekommen, bei der "eine männliche Person erheblich attackiert und fortwährend - selbst als diese zu Boden gegangen war - getreten wurde".
Um den Mann zu schützen "und Schlimmeres zu verhindern, entschied sich die Polizei, im Gästefanblock einzuschreiten", heißt es weiter. In der Folge war es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Fans und Beamten gekommen, die Partie wurde minutenlang unterbrochen.
Das Wichtigste in Kürze
Bei den Fanhilfen beider Vereine kam der Einsatz derweil alles andere als gut an. "Die Polizei Hamburg betritt den Auswärtsblock von Hannover 96 und setzt massiv Pfefferspray ein. Wir halten das Vorgehen für schlicht unangebracht und unverhältnismäßig", formulierte die Fanhilfe St. Pauli bei "X".
Fanhilfe Hannover von der Polizei entsetzt
Die Fanhilfe der betroffenen Gästefans wurde noch deutlicher. "Aktuell können wir das komplette Ausmaß der Polizeigewalt noch nicht überblicken. Uns erreicht momentan eine Flut an Meldungen von verletzten und traumatisierten Personen, welche wir aktuell sammeln, um einen Überblick zu bekommen", schilderte ein Sprecher in einem Statement.
Und weiter: "Berichte von schweren Verletzungen, welche im Krankenhaus behandelt werden mussten, oder Personen, die sich aktuell noch im Krankenhaus befinden, scheinen momentan nur die Spitze des Eisberges zu sein. Wir gehen von einer dreistelligen Anzahl an verletzten 96-Fans aus."
Demnach sei es vor dem Eingreifen der Polizei zu "Unstimmigkeiten zwischen zwei kleinen Gruppen an 96-Fans" gekommen. "Nach Rücksprache mit mehreren Augenzeugen und den betroffenen Personen selbst widersprechen wir den getätigten Aussagen der Polizei Hamburg, dass ein Eingreifen zu irgendeinem Zeitpunkt notwendig war, um 'Schlimmeres zu verhindern'", heißt es weiter.
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Einsatz von Schlagstöcken und Reizgas
So sei die Situation "bereits geklärt" gewesen und "entgegengesetzt der Lageeinschätzung der Ordnungskräfte vor dem Block, entschied sich die Polizei mit Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten (BFE) den prallgefüllten Gästeblock zunächst durch einen Blockeingang zu stürmen und sich unter wahllosem, massiven Einsatz von Reizgas zunächst Platz zu verschaffen, was bereits zahlreiche Verletzungen billigend in Kauf nahm".
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So wurden "weder die Fanbeauftragten oder Mitarbeiter des Fanprojektes in irgendeiner Form in Kenntnis gesetzt, noch gab es Ansagen oder Androhungen seitens der Polizei im Vorfeld". Demzufolge "kam es zu massivem Einsatz von Schlagstöcken, Reizgas und Tritten. Viele Fans solidarisierten sich und versuchten sich verzweifelt zu wehren, um die Polizei aus dem Block zurückzudrängen."
Und weiter erklärte der Sprecher der Fanhilfe am Samstag: "Erschreckende Eindrücke von panischen, blutüberströmten Menschen sind die Bilanz des gestrigen Tages. Eine derartige Gewaltorgie seitens der Polizei bei Fußballspielen haben wir so noch nicht erlebt."
Polizei mit anderer Einschätzung
Die Polizei schätzt die Lage derweil anders ein. So heißt es zu den Vorkomnissen in der Pressemeldung: "Die Auswärtsfans solidarisierten sich daraufhin unverzüglich und griffen die Einsatzkräfte unter anderem mit Schlägen, Tritten und Fahnenstangen an, woraufhin die Polizisten mit dem Einsatz von unmittelbarem Zwang, unter anderem in Form von körperlicher Gewalt und Pfefferspray, reagierten."
Desweiteren soll es nach der Partie bei einem Heimfanmarsch erneut zu Ausschreitungen gekommen sein, bei denen die Beamten "unter anderem mit Flaschen, Steinen und pyrotechnischen Gegenständen, massiv angegriffen" wurden und unter anderem mit dem Einsatz von Pfefferspray reagierten.
"Valide Zahlen zu eingeleiteten Ermittlungsverfahren, Identitätsfeststellungen, sowie zu Fest- und Ingewahrsamnahmen" liegen derweil noch nicht vor.
Remis zwischen St. Pauli und Hannover
Die Partie geriet im Angesicht der Ereignisse beinahe in den Hintergrund. Das Nordduell fand beim 0:0 keinen Sieger. St. Pauli ist damit weiterhin die einzige noch ungeschlagene Mannschaft in der zweiten Liga, auch wenn die Hamburger den fünften Heimsieg nacheinander verpassten und erstmals seit Ende August ohne Treffer blieben.
Hannover wartet nun seit vier Auswärtsspielen auf einen Erfolg, verdiente sich den Punkt aber mit einer weitgehend konzentrierten Defensivleistung.