FC Schalke 04 muss auf Assan Ouedraogo aufpassen - ein Kommentar
- Aktualisiert: 01.08.2023
- 15:14 Uhr
- Andreas Reiners
Der Umgang mit Top-Talenten ist immer eine Gratwanderung, denn schnell werden die Juwele verheizt. Der Hype um Assan Ouedraogo ist riesig, doch Schalke sollte wissen, wie es geht. Ein Kommentar.
Von Andreas Reiners
Eigentlich verbietet sich die Kombination. Zu plump ist das Bild.
Doch wenn es um Talente geht, ist der Himmel über Schalke oft königsblau. Denn S04 kann für junge Spieler ein Paradies sein, ein ideales Sprungbrett, der Ort, an dem sie sich entwickeln, Erfahrungen und Spielpraxis sammeln können.
Die Fans lieben ihre Eigengewächse sowieso innig, weil sie Träume und Hoffnungen wecken, was die Sache ungemein vereinfachen kann.
Denn mit dem Nachwuchs können sie sich identifizieren, ihnen wird viel verziehen, und oft sind sie immer noch ein wohltuender Gegenentwurf zu den Stars, die viel im Sinn haben, aber nicht die Schalker Werte. Die werden den Jungs im Nachwuchsbereich der Schalker vermittelt, neben den fußballerischen Fertigkeiten.
Das Wichtigste zur 2. Liga
Nicht nur deshalb ist der Stolz groß auf die Knappenschmiede. Sie genießt einen exzellenten Ruf. Und die Liste der Talente, die auf Schalke bereits zu Topstars reiften, ist lang.
Manuel Neuer. Julian Draxler. Mesut Özil. Joel Matip. Benedikt Höwedes. Leroy Sane. Ilkay Gündogan. Malick Thiaw. Um nur ein paar Namen zu nennen.
Und jetzt ist da Assan Ouedraogo.
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Beim furiosen Zweitliga-Auftaktspiel der Schalker in Hamburg (3:5) zeigte er, warum der Hype um ihn so groß ist. Ouedraogo trug sich mit 17 Jahren und 80 Tagen als jüngster Profi-Spieler von Schalke seit Einführung der Bundesliga in die Klub-Historie ein. Und avancierte direkt auch zum jüngsten Torschützen der "Knappen".
Sein Profi-Debüt macht Lust auf mehr, denn der Schlaks (1,92 Meter) ist unbekümmert, schnell, technisch stark, dazu gefährlich vor dem Tor. Ein Versprechen, ein Juwel, bei dem der Umgang mit ihm entscheidend für die Zukunft sein wird.
Es gilt, die richtige Mischung zu finden, um ihn bestmöglich zu fördern, dabei zu fordern, ohne ihn zu überfordern. Ein Allheilmittel gibt es nicht, doch Schritt für Schritt ist für einen 17-Jährigen wohl vorerst das richtige Maß. Hier ist der Verein gefragt, die Richtung vorzugeben, ihn zu lenken.
Heißt: Schalke muss auf ihn aufpassen, muss ihm Pausen gewähren, im richtigen Moment das Tempo rausnehmen, ihn dann bremsen, wenn es zu viel wird. Gerade in einer 2. Liga, in der es sportlich eng, in der es generell körperlich zugeht, gerade gegen favorisierte Vereine wie den FC Schalke. Auch, weil der Junge in der Hinsicht noch zulegen muss.
Der Klub braucht also das richtige Augenmaß, wenn es darum geht, ihn nicht zu verheizen.
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Es gibt negative Beispiele
Denn die Gefahr ist immer groß, dass Talente verheizt werden, dass sie die falsche Entwicklung nehmen, dass sie das Vertrauen in sich selbst und dann das der Verantwortlichen verlieren.
Es gehört zu einer Profikarriere viel mehr als nur Talent. Durchsetzungsvermögen, Glück, Timing, oder dass sie nicht abheben, das Maß verlieren, den Fokus und den Anstand - die Zutaten sind vielfältig.
Max Meyer weiß das, das Wort "Weltklasse" läuft ihm immer noch hinterher. Sidi Sane sollte auch herangeführt werden, der Bruder von Leroy hat den Sprung aber nicht geschafft und ist nun nach Braunschweig gewechselt.
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Auch das sind Beispiele. Warnende. Manchmal endet das Ganze nach einem vielversprechenden Anfang in einer Sackgasse. Und bei allem Hype ist auch der weitere Weg Ouedraogos kein Selbstläufer.
Reis kündigt Pausen an
Trainer Thomas Reis kündigte bereits an, behutsam mit ihm umgehen zu wollen, "und ich versuche da auch, ihn ein wenig in Schutz zu nehmen. Es war eine Premiere für ihn und der Junge hat sich das auch verdient. Aber er wird auch nicht jedes Spiel machen."
Denn eigentlich wissen sie auf Schalke aus Erfahrung ziemlich gut, wie sie mit dem Hype umgehen, wie sie die Erwartungen kanalisieren und abfangen und die Euphorie moderieren müssen.
Damit der Himmel königsblau bleibt. Beziehungsweise die Zukunft rosarot. Um im Bild zu bleiben.