2. Bundesliga
Hamburger SV: Die Hoffnung heißt Horst
- Aktualisiert: 11.05.2021
- 00:14 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
Horst Hrubesch hatte vor seinem Debüt als Trainer des Hamburger SV angekündigt, der HSV werde ein anderes Gesicht zeigen. Nach dem 5:2 gegen den 1. FC Nürnberg heißt die Hoffnung nun endgültig Horst.
München/Hamburg – Horst Hrubesch ging entspannt über den Rasen, klatschte nach und nach mit seinen Spielern ab.
Sein Hoodie über dem verschwitzten HSV-Poloshirt spiegelte die Lockerheit wider, die er seiner Mannschaft vor seinem Debüt eingeimpft hatte. Denn nach zuvor fünf Spielen ohne Sieg und dem 5:2-Erfolg gegen den 1. FC Nürnberg ist Hrubesch der letzte Strohhalm, die letzte Hoffnung für den HSV auf den Aufstieg, um ein viertes Jahr in der 2. Bundesliga zu verhindern.
Das durchgeschwitzte Shirt hatte ein glücklicher, aber durchaus erschöpfter Hrubesch schnell gewechselt, als er zum Interview kam.
Hrubesch: "Ich bin kaputt"
"Auf der Bank muss man auch etwas tun", scherzte der 70-Jährige: "Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig", betonte er und gab am Ende des Gesprächs zu, dass er den Traumeinstand nicht lange sacken lassen wird.
"Genießen? Ich muss jetzt schauen, dass ich nach Hause komme und schlafen kann. Ich bin kaputt", sagte er. Hrubesch hatte zuvor 90 Minuten lang intensiv gecoacht, seine Mannschaft immer wieder angetrieben.
Das mental angeschlagene Team kam über den Kampf, über die Mentalität, biss und kratzte sich ins Spiel. Plötzlich liefen die Dinge wieder, die zuvor nicht mehr geklappt hatten. Asger Sörensen (30., Eigentor), Bakery Jatta (37.), Simon Terodde (45.+2/80., Foulelfmeter) und Sonny Kittel (76.) trafen für den überzeugenden HSV.
Keine Frage: Hrubesch hat den HSV zum Leben erweckt.
"Sie hatten das Vertrauen in sich nicht gehabt", sagte er: "Wenn du sie im Training siehst, weißt du, was für ein Potenzial sie haben. Wir haben Qualität, und die muss man nutzen. Daran muss man arbeiten. Das war eine riesige Woche, die hat Spaß gemacht. Die Jungs ziehen mit."
Man habe extrem an den Basics gearbeitet, sagte Toni Leistner. Vor dem Spiel habe Hrubesch gar nicht mehr so viel gesagt, verriet er: "Das war alles unter der Woche, da hat er die Jungs gepackt und ihnen extrem Selbstvertrauen gegeben. Das war wichtig, man hat gesehen, dass es gefruchtet hat."
Ein Gefühl für die Spieler bekommen
In der Vorbereitung auf das Spiel ging Hrubesch sachlich-nüchtern vor. Kein Hokuspokus, kein Trara, sondern schlichte, aber effektive Menschenkenntnis: Hrubesch schaute seinen Spielern in die Gesichter, um ein Gefühl für sie zu bekommen.
Ein eigenes Gefühl, einen eigenen Eindruck, denn die Kommunikation mit Vorgänger Daniel Thioune beschränkte er auf SMS. Dazu hielt er das Training einfach und versuchte, die Köpfe seiner Spieler freizubekommen.
Seiner ersten Elf verriet er früh, dass er auf sie setzen wird. "Man lernt gewisse Automatismen, das macht das Miteinander einfacher. Es hat extrem geholfen, dass wir es ein paar Tage vorher wussten, wer spielt", sagte Leistner.
"Die Mannschaft wird gegen Nürnberg ein Gesicht zeigen, dass dem HSV gerecht wird, eines, auf das ich mich verlassen kann", sagte Hrubesch im Vorfeld – und behielt Recht.
Denn der HSV goss durch den Sieg nicht nur das zarte Pflänzchen Aufstiegs-Hoffnung, sondern setzte ein Ausrufezeichen. Ein Statement an die Konkurrenz. Eine Ansage.
Die Lage bleibt allerdings wie gehabt: Der HSV hat es weiterhin nicht in der eigenen Hand. Tabellenführer VfL Bochum (63 Punkte) benötigt noch zwei Zähler, um den direkten Aufstieg unter Dach und Fach zu bringen.
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Zwei Spiele, alles reinlegen
Der Zweite Holstein Kiel kann mit einem Sieg im Nachholspiel gegen Jahn Regensburg am Donnerstag (ab 15.30 Uhr im Liveticker auf ran.de) auf 62 Punkte erhöhen. Dritter ist die SpVgg Greuther Fürth – mit 58 und damit drei Zählern mehr als der HSV, der bei 55 Punkten steht.
Viel rotieren wird Hrubesch nicht, "jetzt geht es darum, eingespielt zu sein. Die beiden letzten Spiele werden nicht leicht", sagte er. Am 33. Spieltag geht es nach Osnabrück (Sonntag ab 15.30 Uhr im Liveticker auf ran.de), am letzten Spieltag (23. Mai ab 15.30 Uhr im Liveticker auf ran.de) gegen Eintracht Braunschweig.
"Da müssen wir bestätigen, was wir heute gezeigt haben. Da müssen wir alles reinlegen", sagte Hrubesch. Und dann schauen, was noch möglich ist. "Das Prinzip Hoffnung gehört jetzt dazu", sagte Leistner.
Doch die Hoffnung, sie lebt. Und sie heißt Horst.
Andreas Reiners
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