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Trainerentscheidung gefallen

Hamburger SV hält an Merlin Polzin fest: Der HSV hat endlich dazugelernt - ein Kommentar

  • Veröffentlicht: 22.12.2024
  • 17:51 Uhr
  • Martin Jahns

Der Hamburger SV wagt den Ausbruch aus dem ewigen Trainer-Hamsterrad und schenkt dem 34-jährigen Merlin Polzin das Vertrauen als Cheftrainer. So mutig die Entscheidung für den Novizen auf den ersten Blick wirkt, so überzeugend sind die Argumente, die für ihn sprechen. Ein Kommentar.

Von Martin Jahns

Für Fans und Spieler des Hamburger SV gab es ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk.

Die HSV-Führung hat auf die Appelle der Mannschaft nach dem 5:0-Sieg gegen Greuther Fürth gehört und Merlin Polzin vom Interims- zum Cheftrainer befördert.

Es ist eine Absage an den bisherigen Hamburger Weg, der in der 2. Liga nicht von Erfolg gekrönt war: Immer wieder setzte der Klub seit dem Abstieg 2018 den Spielern neue Trainer mit neuen Spielideen vor. Bis auf die Amtszeit von Tim Walter zog der Klub nach verpassten Aufstiegen immer wieder früh die Reißleine. Auch bei Steffen Baumgart, der zunächst für viele als der passende Deckel für den brodelnden HSV-Topf galt, war nach nicht einmal einem Jahr Schluss.

Nun also mit Merlin Polzin ein 34-Jähriger, der zwar als Cheftrainer ein unbeschriebenes Blatt ist, aber wie kein Zweiter die Mannschaft und ihre Dynamiken kennt. Schließlich ist der gebürtige Hamburger seit 2020 Teil des Trainerstabs des HSV.

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Merlin Polzin überzeugt Spieler und Führung

Dass er sich diesen Vorteil zunutze machen konnte, zeigten die vier Spiele, die er als Interimscoach leitete: Er stellte das Baumgart-System ohne lange Einarbeitungszeit auf das aus Walter-Zeiten genutzte 4-3-3 um, verschob Positionen und ließ auch zuvor inkonstante Spieler wie Davie Selke oder Jean-Luc Dompe aufblühen (fünf Torbeteiligungen in vier Spielen).

Sicher, bei den Unentschieden gegen Darmstadt und Ulm fielen die "Rothosen" in jeweils einer schlechten Halbzeit in alte Muster zurück. Dennoch zeigt die Formkurve nach oben. Acht Punkte aus vier Spielen sorgten dafür, dass der HSV trotz der schlechtesten Zweitliga-Hinrunde der Klubgeschichte dank der ausgeglichenen Liga noch voll im Aufstiegsrennen ist. Vorläufiger Höhepunkt: die 5:0 Machtdemonstration am Samstag.

Vor und nach der Partie sprachen sich Spieler wie der wiedererstarkte Selke oder Abwehrkraft Miro Muheim klar für einen Polzin-Verbleib aus. Entscheidend für Sportdirektor Claus Costa und Sportvorstand Stefan Kuntz sei laut "Abendblatt" aber Polzins klare Analyse der Hinrunde und sein Rückrundenplan gewesen, für den man sich am Sonntag zusammengesetzt hatte.

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Umbau mit Augenmaß statt nächstem Umbruch von außen

Im Gegensatz zu den gehandelten Kandidaten wie Bruno Labbadia oder Raphael Wicky geht Polzin mit klaren Erkenntnissen über die Qualitäten und Baustellen seiner Mannschaft in die Rückrunde. Der Umbau mit Augenmaß erspart dem HSV einen Kaltstart mit neuem Cheftrainer im Transferwinter.

Auch bei den Fans wurde die Beförderung Polzins, der einst selbst in der HSV-Kurve stand, größtenteils wohlwollend aufgenommen. Nach dem offensiv häufig ideenlosen Fußball unter Baumgart konnte Polzin seiner Ankündigung eines mutigen Offensivfußballs bislang Taten folgen lassen.

Doch so gut der Einstand bislang verlief: Hamburg bleibt ein Haifischbecken für Trainer. Polzin muss zeigen, wie er die steife Brise ins Gesicht verträgt, die ihm in schwächeren Phasen unweigerlich entgegenblasen wird.

Zudem ist er gewissermaßen Trainer von Spielers Gnaden. Die enge Bindung zum Team ist aktuell ein Pluspunkt, kann aber auch zur Bürde werden, wenn Polzin unpopuläre Entscheidungen auf Kosten einstiger Fürsprecher treffen muss.

Dennoch ist die Entscheidung pro Polzin nach den vergangenen Wochen so mutig wie nachvollziehbar – und vielleicht endlich der überfällige Schritt weg vom Chaos-Klub hin zu mehr Kontinuität wie in kleineren, aber eben auch erfolgreicheren Klubs.

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