Schmäh-Plakat gegen den Ex-Unioner
Hertha BSC: Toni Leistner verdient Respekt, keine Häme! Ein Kommentar
- Aktualisiert: 11.07.2023
- 12:46 Uhr
- ran.de/Dominik Kaiser
Teile der aktiven Fan-Szene von Hertha BSC "begrüßen" Neuzugang Toni Leistner mit einem Schmäh-Plakat bei seinem neuen Verein. Das ist nicht nur dem Spieler gegenüber unfair, sondern im modernen Fußball eine völlig veraltete Sichtweise. Ein Kommentar.
"Leistner, verpiss dich aus unserem Verein", prangte es auf einem Plakat an der Hans-Braun-Straße in Berlin, dem direkten Zufahrtsweg zum Trainingsgelände von Hertha BSC. Es war der Willkommensgruß einiger Hertha-Fans für den Neuzugang, der zwischen 2014 und 2018 beim Stadtrivalen 1. FC Union Berlin aktiv war.
Die Betonung liegt hierbei deutlich auf dem Wort "war"! Zwischen Leistners letztem Spiel für Union und seiner Unterschrift im Berliner Westend liegen fünf Jahre, vier Vereine und sogar zwei Kapitäns-Ämter.
Dass sich Leistner trotz seiner erfolgreichen Vergangenheit und vor allem Herthas sportlicher Talfahrt in den letzten Jahren für den Klub entschieden hat, verdient Respekt und keine plumpe Häme.
Hertha-Fans sollten sich über jeden Spieler freuen
Gerade Anhänger der "alten Dame" sollten sich ein Beispiel an ihrem Präsidenten Kay Bernstein nehmen, der nicht müde wird zu betonen, dass die Zeit des Größenwahns in Berlin ein Ende hat.
Wenn ein Spieler, der bei fast allen seiner Stationen mindestens Führungsspieler war, sich an Hertha BSC bindet, ist das alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Das gilt für alle Spieler, die sich dem Bundesliga-Absteiger anschließen. Zu unklar, wie stark der Kader für das Projekt Bundesliga-Rückkehr wirklich ist. Zu unsicher, wie schlimm es um Hertha finanziell auch in Zukunft steht.
Der Verein suchte jemanden mit Führungsanspruch und Erfahrung, Toni Leistner ein Team, in das er genau diese Attribute einbringen kann. Statt in der Vergangenheit zu wühlen, sollte man in Berlin froh sein, dass sich offenbar zwei gesucht und gefunden haben.
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Im modernen Fußball wenig Platz für Sensibilitäten
Bei aller Fußball-Romantik darf niemand vergessen, dass Profis in erster Linie Arbeitnehmer sind. In der Regel mit befristeten Arbeitsverhältnissen.
Sie nehmen Angebote an, die nicht nur finanziell, sondern wie im Fall von Toni Leistner auch in die Lebensplanung am Karriereende passen. Er kennt die Stadt, weiß wo und wie seine Kinder aufwachsen und muss sich nicht eingewöhnen.
Für Fans sind ihre Teams oft Lebensinhalt. Für viele Spieler einfach ein nur Job. Und das ist auch völlig in Ordnung so! Toni Leistner wird deshalb nicht weniger Einsatz zeigen und nicht weniger Zweikämpfe führen. Denn wie jeder Mensch, der den Job wechselt, hat er jetzt etwas zu beweisen. Gerade wegen des Plakats.