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Lukas Podolski und der 1. FC Köln: Abschiedsspiel ohne Abschied - der ewige kölsche Jung

  • Aktualisiert: 10.10.2024
  • 00:24 Uhr
  • Tim Althoff

Lukas Podolski bedankt sich mit einem letzten Spiel im Rheinenergie-Stadion vom 1. FC Köln - und umgekehrt. Die 50.000 Plätze waren blitzschnell ausverkauft. Doch wie ist die kölsche Ikone trotz ausbleibender sportlicher Erfolge in der Domstadt eigentlich so beliebt geworden?

Lukas Podolski verabschiedet sich vom 1. FC Köln. Unter dem Motto "Unsere 10 kehrt heim – ein letztes Mal in Rut un Wiess" (live auf ProSieben, ran.de und Joyn) lockt er 50.000 Zuschauer ins Rheinenergie-Stadion.

Dabei ist sein letztes Spiel für den 1. FC Köln schon über zwölf Jahre her. Keine Titel, keine Rekorde, stattdessen drei Abstiege. Und doch war der Abschiedskick mit Manuel Neuer, Joachim Löw und Co. innerhalb von wenigen Stunden ausverkauft.

Prinz Poldi erreichte einen Status in der Domstadt, der weit über das Sportliche hinausgeht. Heute ist er Botschafter, Geschäftsmann und Gallionsfigur. Dabei fängt seine Geschichte vermutlich mit einem der größten Tiefpunkte des Vereins an.

Der 22. November ist ein sehr kölsches Datum. Elf Tage nach dem Elften im Elften 2003 lief ein gewisser Lukas Podolski mit der Nummer 36 zum ersten Mal für den 1. FC Köln im Müngersdorfer Stadion auf. Der Klub befand sich zu dem Zeitpunkt mit nur sieben Punkten nach zwölf Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz der Bundesliga. Der einstige Bundesliga-Dino war 1998 zum ersten Mal in der Klubgeschichte abgestiegen. Nach dem Aufstieg 2000 ging es 2002 erneut hinab.

Die stolze Millionenstadt am Rhein musste sich umorientieren. Mit dem früheren Schwergewicht der Bundesliga hatte der FC nichts mehr zu tun, man war jetzt eine Fahrstuhlmannschaft. Legenden wie Toni Schumacher, Heinz Flohe, Wolfgang Overrath und Pierre Littbarski waren längst nicht mehr da. Die neuen "Helden" hießen Stefan Wessels, Mustafa Dogan, Andrew Sinkala und Marius Ebbers. Selbst Toni Polster war schon seit fünf Jahren nicht mehr im Verein.

Der 1. FC Köln 2003, ein taumelnder Riese auf bestem Wege in die Bedeutungslosigkeit. Trainer Marcel Koller, der das Amt erst wenige Wochen zuvor von Friedhelm Funkel und Jos Luhukay übernommen hatte, hat zu dem Zeitpunkt schon genug gesehen. Er wagt ein Experiment.

Gegen den Hamburger SV schmeißt er den 18-Jährigen aus der eigenen Jugend in die Mannschaft. Das Spiel geht mal wieder verloren, aber Podolski durfte sich immerhin 79 Minuten lang zeigen. Die Leistung war gut genug, um auch in den kommenden Wochen aufgestellt zu werden.

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Lukas Podolski beim 1. FC Köln: Kult-Interview und Derbysieger

Drei Wochen später setzt er das erste Ausrufezeichen. Beim Auswärtsspiel in Rostock köpft Podolski das zwischenzeitliche 1:0. Der FC holt wieder nur einen Punkt, doch das eigentliche Highlight folgt nach Abpfiff. "Joa, der Sieg hat gefehlt, nä? Wenn man so kurz davorsteht, will man auch schon gewinnen, nä?", berichtet der Bergheimer Jung am "Premiere"-Mikrofon.

Das erste Interview sollte den FC-Fans erste Ausblicke in die Spielweise des neuen Unbekannten liefern. Schnörkellos, erfrischend und rotzfrech. Poldi fasst zusammen: "Ja erst der Elfmeter und dann das Gegentor, das ist natürlich scheiße, nä."

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Auf sein erstes Profi-Tor lässt Podolski in den nächsten beiden Spielen zwei weitere Treffer folgen. Mit dem dritten Tor ging sein Stern endgültig auf. Im Januar 2004 eröffnete der 1. FC Köln das neue Rheinenergie-Stadion, das für die WM 2006 gebaut wurde. Erstmals waren 50.000 Zuschauer in der neuen Arena.

Der Gegner: Borussia Mönchengladbach. In der 52. Minute erkämpft sich Podolski den Ball in der gegnerischen Hälfte, spielt einen Doppelpass mit Oliver Schröder und jagt den Ball schließlich mit dem berühmten linken Hammer an die Unterkante der Latte ins Tor.

Von allen schönen Toren, die er in seiner Karriere geschossen hat, das Schönste, wie er im ran-Interview zugab: "Ich habe das Trikot ausgezogen, in die Luft geschmissen und die Familie war da. Das Stadion stand auf dem Kopf, kölsche Lieder und dann natürlich diese Gänsehaut, wenn der Stadionsprecher sagt: "Torschütze mit der Nummer 36: Lukas Podolski!" Und 50.000 Fans rufen dann dreimal deinen Namen."

Mit dem Tor und dem Derbysieg war auch Prinz Poldi geboren. Die Kölner Boulevard-Presse stürzte sich auf die neue Hoffnung der Region und verpasste ihm, angelehnt an den Karneval, den neuen Titel. Nachdem Poldi die Saison mit zehn Treffern beendete, den Abstieg seiner Herzensvereins allerdings nicht verhindern konnte, war der Spitzname bereits so geläufig, dass der Verein "Prinz Poldi" schon nach der ersten Saison zur Wortmarke eintragen ließ. Zur EM 2004, Poldis erstem großen Turnier mit der Nationalmannschaft, wurden sogar T-Shirts mit dem entsprechenden Aufdruck verkauft.

In den folgenden zwei Jahren untermauerte Podolski seinen Status als Fan-Liebling und kölscher Kult-Figur. Eine bärenstarke Zweitliga-Saison mit 33 Scorern in 31 Spielen, der Confed-Cup 2005 gegen Ronaldo, Ronaldinho und Adriano und schließlich das unvergessliche Sommermärchen mit Bastian Schweinsteiger und einer heute ikonischen Chips-Tüte im Bett.

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Podolski verrät: Das war mein schönstes Tor

Lukas Podolski: Vom Abstieg zum Jungstar der WM 2006

Der FC, der sich 2003 so sehr nach einer neuen Identifikationsfigur sehnte, konnte 2006 plötzlich den besten jungen Spieler der Weltmeisterschaft vorzeigen. Ein Star, der sich schon lange vor dem Durchbruch der sozialen Medien sehr durch Fan-Nähe auszeichnete, und nie vergaß, selbst mal glühender Anhänger des 1. FC Köln gewesen zu sein.

"Ich weiß, wie Fans sind, wie Fans leiden, was Fans wollen, wie Fans ticken. Daher besteht eine enge Beziehung, vor allem zu der Südkurve und zu den Ultras. Das hat sich heute nicht geändert. Und das wird auch immer so bleiben. Und für mich sind Fans Fußball und Fußball ohne Fans ist nichts," erklärte er gegenüber ran.

Eine Einstellung zu Stadt und Verein, die er auch nach seinem ersten Wechsel zum FC Bayern stets untermauerte. Besonders mit seiner Rückkehr im Sommer 2009 für zehn Millionen Euro. Die zweite Amtszeit des Prinzen am Geißbockheim endete zwar  mit dem erneuten Abstieg 2012, aber auch diesen verzieh man Podolski. An seiner Torquote hatte es schließlich nicht gelegen und die Millionen-Zahlung vom FC Arsenal wurde benötigt, um den schwer verschuldeten Klub sanieren zu können.

Seitdem trennten sich die Wege. Während Poldi als Fußballer die Welt mit Stationen in London, Mailand, Istanbul, Japan und Polen bereist, befindet sich der FC an einem ähnlichen Punkt wie 2003. Eine Fahrstuhlmannschaft zwischen erster und zweiter Liga mit - immerhin - zwei kurzen Ausreißern nach Europa.

Doppelpacker Poldi wird zum Matchwinner

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Lukas Podolski und die Stadt Köln: Ist ein "Abschied" überhaupt möglich?

Eine dritte Amtszeit als Spieler vom FC wurde zwar immer wieder kolportiert, allerdings hielt sich am Geißbockheim lange die Befürchtung, der Prinz würde zu viel Trubel mitbringen. Der Medienrummel würde für zu viel Unruhe sorgen. Als wenn das in der Medienstadt Köln irgendeinen Unterschied machen würde.

Stattdessen war es kein großes Comeback, sondern viele kleinere Momente, die die Verbindung zwischen Poldi, Stadt und Fans aufrecht erhielten.

Unvergessen die Bilder, als er den WM-Pokal 2014 im Maracana zu einer kölschen Fangruppe mit FC-Banner brachte. Oder sein Abschied von der Nationalmannschaft 2017, als gefühlt das halbe Westfalenstadion in kölschen Farben auftauchte, um den Prinzen ein letztes Mal im Deutschland-Trikot sehen zu können.

Dazu kommen diverse Auftritte in Musikvideos von Karnevalsbands, seine Verwurzelung durch diverse Dönerbuden, Eisdielen und Brauhäuser in der Stadt. Auch wenn der Spieler in Japan war, war Prinz Poldi in irgendeiner Form doch immer in Köln.

Der Spaßkick in Köln Müngersdorf wird häufig als Abschiedsspiel betitelt. Es ist eben so, dass Lukas Podolski ein letztes Mal mit dem FC-Trikot im heimischen Stadion aufläuft. Der eigentliche sportliche Abschied ist aber schon zwölf Jahre her.

Und Poldi sagt es selbst: "Die Region Köln, die Stadt, der Verein und die Fans haben mir so viel gegeben und mich in meiner Karriere gepusht, weshalb auch ein großer Anteil meines Erfolgs der Stadt und den Fans gehört. Daher wollte ich einfach zurückkommen, um Danke zu sagen an alle, die mich da so ein bisschen begleitet haben."

Poldi dankt seinen Fans und die Fans danken mit einem vollen Stadion. Dafür, dass er 2003 Hoffnung in eine sportlich düstere Zeit brachte. Dafür, dass er die Farben Kölns 2006 und 2014 in die Welt trug. Und dafür, dass er seine Stadt und ihre Menschen nie aus dem Blick verloren hat. Eine Verbindung, die weit über das Sportliche hinausgeht, die immer da sein wird - und die einen Abschied im eigentlichen Sinn unmöglich macht.

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