2. Bundesliga
FC Schalke 04: Geraerts-Debüt endet im Fiasko - Fans stellen Unterstützung ein
Neuer Trainer, alte Leier: Auch unter Karel Geraerts setzt sich der dramatische Absturz von Schalke 04 ungebremst fort. Beim Debüt des Belgiers nach dem 32. Trainerwechsel seit der Jahrtausendwende unterlagen die Königsblauen beim Karlsruher SC deutlich. Holstein Kiel siegte im Ostsee-Duell bei Hansa Rostock.
Weder von der Siegermentalität, die Geraerts gefordert hatte, noch von neuen Impulsen war etwas zu sehen.
Im Gegenteil: Die Bilanz nach dem Rauswurf von Thomas Reis vor dreieinhalb Wochen ist mit drei Pleiten und 2:8 Toren ernüchternd. Statt des angestrebten Wiederaufstiegs droht der Abstieg in die 3. Liga. Lars Stindl (22.) und Igor Matanovic (37.) trafen für den zuvor fünfmal in Folge sieglosen KSC, der eingewechselte Henning Matriciani steuerte ein Eigentor bei (75.).
"Wir haben das ABC des Fußballs nicht respektiert. Wir haben keine Duelle gewonnen, nicht auf die Intensität reagiert", klagte Geraerts bei "Sky". Die harsche Kritik der mitgereisten Fans konnte er verstehen: "Für sie ist das ihr Leben, es muss auch unser Leben sein."
Geraerts setzte auf Urgestein Ralf Fährmann im Tor, eine Dreierkette in der Abwehr und eine sehr offensive Ausrichtung. Doch der Schuss ging nach hinten los: Mit dem Keeper alter Schule wählte Schalke im Spielaufbau meist den langen Ball, der aber beständig beim Gegner landete. So wurde nur eine Hälfte des Rasens bespielt: die Schalker.
Der KSC dominierte die erste Halbzeit deutlich und ging verdient in Führung, als die königsblaue Innenverteidigung zu langsam reagierte: Nach einer Hereingabe von Fabian Schleusener legte Igor Matanovic auf Stindl ab, der bei seinem zweiten Saisontor keine Mühe hatte. Wenig später hatte Fährmann Glück, als eine abgefälschte Flanke von Paul Nebel an die Latte prallte (29.).
Es dauerte bis zur 35. Minute, ehe Bryan Lasme die erste Torchance für Schalke hatte - und kläglich vergab. Der KSC spielte weiter ballsicherer und zielstrebiger und belohnte sich mit dem 2:0: Matanovic traf nach Nebel-Flanke volley - erneut kaum gestört.
Mit drei Umstellungen nach der Pause versuchte Geraerts zu korrigieren. Schalke steigerte zwar sich ein wenig, auf den Rängen stellten die mitgereisten Fans aber die Unterstützung ein.
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Doppel-Rot und Eigentor: Hertha verliert beim Club
Die mühsame Aufholjagd von Absteiger Hertha BSC ist erneut ins Stocken geraten. Nach drei Siegen aus vier Spielen musste sich die Mannschaft von Trainer Pal Dardai trotz einer Führung in einer wilden Partie mit 1:3 (1:0) beim 1. FC Nürnberg geschlagen geben.
Jens Castrop (57.), ein Eigentor von Toni Leistner (72.) sowie ein Treffer von Daichi Hayashi (84.) drehten am Sonntag die Partie zugunsten der Franken. Hertha war durch ein Hackentor von Smail Prevljak (15.) in Führung gegangen. Beide Teams agierten in den letzten rund 25 Minuten mit einem Mann weniger: Erst sah Hertha-Spieler Marc-Oliver Kempf (68., Notbremse nach Videobeweis), dann Ivan Marquez (74., grobes Foulspiel) die Rote Karte.
Dardai hatte wenige Minuten vor dem Anpfiff ein vergleichsweise defensives Ziel ausgegeben. "Einen Punkt", sagte der Hertha-Coach am Sky-Mikrofon, "würden wir auch akzeptieren." Gleich die erste Chance brachte die Gäste dann einem Sieg aber recht nahe: Eine Hereingabe von Deyovaisio Zeefuik klärte FCN-Abwehrspieler Jan Gyamerah vor die Füße Prevljaks, der mit der Hacke vollendete. Christian Mathenia im Club-Tor sah nicht gut aus.
Mit der Führung im Rücken überließen die Berliner den Nürnbergern das Spiel. Allein: Der FCN machte zu wenig aus der optischen Überlegenheit, selbst ein Strafstoß brachte nichts Zählbares ein: Can Uzun scheiterte mit einem unplatzierten Schuss an Keeper Tjark Ernst (38.).
Vor den Augen des angeschlagenen Hertha-Präsidenten Kay Bernstein wurde Nürnberg nach dem Seitenwechsel gefährlicher. Castrop belohnte den nun deutlich höheren Aufwand, als er im Anschluss an eine Ecke aus rund 13 Metern zum Abschluss kam. Leistner grätschte eine Viertelstunde später eine Flanke ins eigene Tor.
Hertha-Schlussmann Marius Gersbeck, der nach seiner Begnadigung in der Länderspielpause in einem Testspiel sein Comeback gegeben hatte, stand nicht im Kader des Hauptstadtklubs. Dardai nannte einen nicht unerheblichen Trainingsrückstand als Grund für die Entscheidung.
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Kiel macht Druck auf Spitzenduo
Holstein Kiel bleibt den Nordrivalen FC St. Pauli und Hamburger SV auf den Fersen. Die Mannschaft von Trainer Marcel Rapp, dessen Vertrag in der Länderspielpause bis 2026 verlängert worden war, gewann nach Rückstand bei Hansa Rostock mit 3:1 (1:1) und belegt mit einem Punkt Rückstand auf das Spitzenduo den Relegationsplatz.
Christian Kinsombi (18.) hatte Hansa in Führung gebracht, der einst als große Sturm-Hoffnung gehandelte Jann-Fiete Arp (33.) mit seinem ersten Tor seit Februar sowie Nicolai Remberg (56.) und Timo Becker (59.) drehten die Partie, nach der Hansa auf Tabellenplatz 15 abrutschte. Der Kieler Carl Johansson sah in der Schlussphase Gelb-Rot (82.).
Rostock, das bereits von den vorherigen fünf Ligaspielen nur eines gewonnen hatte, bestimmte das Geschehen in den Anfangsminuten und ging nach dem Fernschuss von Kinsombi verdient in Führung. Für Kiel war es so etwas wie der Weckruf. Die Störche nahmen nun die intensive Gangart an und glichen durch Arp, einst Wunderknabe beim HSV und dann chancenlos bei Bayern München, in dessen erstem Startelfeinsatz der Saison aus.
Die gut organisierten Rostocker ließen sich vor dem 1:2 von Tom Rothe düpieren, die Dortmunder Leihgabe fand bedrängt von drei Gegenspielern Remberg am langen Pfosten. Wenige Minuten später entschied Schiedsrichter Richard Hempel nach Videobeweis zu Recht auf Tor: Beckers Kopfball wurde erst knapp hinter der Torlinie abgewehrt.