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Rückkehr auf den Reporterplatz: Thomas Herrmann im Interview

  • Aktualisiert: 28.07.2023
  • 19:06 Uhr
  • Stefan Kumberger

Nach einer kreativen Pause kehrt Reporter-Urgestein Thomas Herrmann auf den Reporterplatz zurück. Der 68-Jährige ist ab sofort als Kommentatoren-Assistent von Wolff -Christoph Fuss im Einsatz. Im ran-Interview spricht er über seine neue Rolle.

Thomas Herrmann ist einer der bekanntesten Fußball-Kommentatoren Deutschlands. In seiner langen Karriere war er u.a. für das ZDF und SAT.1 im Einsatz. Jetzt feiert er beim Auftakt der zweiten Liga zwischen dem Hamburger SV und Schalke 04 am kommenden Freitag (ab 19:30 Uhr LIVE in SAT.1 und ran.de) sein Comeback.

ran: Herr Herrmann, Sie kehren am Freitag in etwas veränderter Rolle auf den Reporterplatz im Stadion zurück. Was genau macht ein Kommentatoren-Assistent genau?

Thomas Herrmann: Er ist praktisch die rechte Hand des Kommentators. Vier Augen sehen nun mal mehr als zwei. Man ist dafür verantwortlich, dass der Kommentator gewisse Dinge richtig einordnet, taktische Umstellungen sieht und man versorgt ihn mit den aktuellen statistischen Daten.

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ran: Was ist dabei besonders wichtig?

Herrmann: Es geht um Vertrauen. Als Assistent muss man dem Reporter dabei helfen, seine bestmögliche Leistung abrufen zu können.

ran: Ein guter Kommentator hat also immer einen guten Assistenten?

Herrmann: Beim Fernsehen geht es immer um Teamwork. Ein guter Kommentator braucht natürlich einen Assistenten, der ihm zur Hand geht und ihm im richtigen Moment das richtige sagt. Im heutigen Fußball ist alles so schnell. Da kriegt man zu zweit die Dinge wesentlicher besser hin.

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ran: Wie läuft das nach einem Spiel? Bespricht man nochmal die guten und nicht so guten Dinge?

Herrmann: Als ich selbst kommentiert habe, habe ich mit meinen Assistenten natürlich immer darüber gesprochen, was gut war und was besser geht. Während des Spiels spricht man quasi mit den Augen und deutet seine Einschätzung an. Das entwickelt sich alles mit der Zeit.

ran: Wolff Fuss und Sie haben ja eine gemeinsame berufliche Vergangenheit und kennen sich auch privat. Sie beide sind bekannte Gesichter. Es wirkt so, als würden sich da zwei Ikonen zusammentun.

Herrmann: Wolff und ich sind seit Jahren wirklich sehr gute Freunde. Aber Arbeit ist Arbeit und das andere ist unsere Freundschaft. Ich hoffe, dass wir das so gut trennen können, dass er mir ganz ehrlich sagt, was ihm gut gefallen hat und was nicht. Ich denke, wir haben da das richtige Vertrauensverhältnis. Klar ist: Er ist der Chef und ich versuche, ihm so gut wie möglich zu helfen.

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Thomas Herrmann: "Seriosität und Unterhaltung - das ist ran"

ran: Sie waren ja bereits in den 1990er-Jahren für ran in führender Position tätig. Jetzt kommen Sie quasi wieder "nach Hause". Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit damals? Was macht ran aus?

Herrmann: Wir waren damals eine Ansammlung von kreativen und verrückten Redaktionsmitgliedern. Das war eine Fußball-Berichterstattung, die revolutionär war. Fußball wurde Unterhaltung. Trotzdem stand die Information im Vordergrund. Wir haben einfach versucht, das ganze Geschehen mit einem Augenzwinkern zu kommentieren – das war unsere Spezialität. Dass zum Beispiel der damalige Frankfurter Trainer Dragoslav Stepanovic im Studio live "My Way" sang, war etwas ganz Besonderes. Sowas gibt es ja heute nicht mehr. Unser damaliger Chef Reinhold Beckmann hat immer gesagt: "Probiert etwas aus, seid kreativ, seid verrückt, aber seid nie langweilig!"

ran: Haben Sie damals gemerkt, dass ran etwas Besonderes ist oder merkte man das erst rückblickend?

Herrmann: Wir haben schon damals über unsere eigenen Berichte geschmunzelt. Wir haben gesendet, wie Franz Beckenbauer einen Kaugummi unter seinen Sitz auf der VIP-Tribüne klebte oder der damalige Co-Trainer der Bayern, Klaus Augenthaler, auf der Trainerbank einschlief. Das waren unterhaltsame Geschichten, die vielleicht manchmal ein Stück zu weit gingen, aber nie böse waren. Es war einfach eine Revolution. Seriosität mit einem Tick Unterhaltung – das war das Motto.

ran: Werden Sie immer noch auf der Straße erkannt?

Herrmann: Mittlerweile werde ich vor allem an der Stimme erkannt. Erst kürzlich bin ich in ein Taxi gestiegen und habe dem Fahrer gesagt, wo ich hinwill. Da antwortete er: "Moment, Sie hatten doch mal etwas mit Fußball zu tun". Meine Stimme scheint also einen Wiedererkennungswert zu haben. Viele Leute wissen vor allem noch, dass ich damals das Saisonfinale 2001 kommentiert habe. Schalke wurde nur Meister der Herzen und Bayern durfte in Hamburg feiern.

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Thomas Herrmann: Sein Highlight war das Meisterschaftsfinale 2001

ran: Hamburg und Schalke spielen ja jetzt am kommenden Freitag wieder eine Rolle. Sie sind beim Zweitliga-Auftakt der beiden Teams im Einsatz. Wie blicken Sie auf diesen Tag im Mai 2001 zurück?

Herrmann: Das war absolut verrückt und furchtbar stressig. Werner Hansch und ich haben eine 40-minütige Konferenzschaltung live kommentiert. Wir waren bei 150 Prozent Konzentration, hatten aber unseren Spaß. Dass wir das erfolgreich über die Bühne gebracht haben, machte uns schon stolz. Das war nach dem Saisonfinale im Jahr 2000, das ähnlich dramatisch war, nochmal ein Höhepunkt.

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ran: Sie sprechen es an: Als Leverkusen in Unterhaching die Meisterschaft verspielte, waren Sie ja auch am Mikrofon.

Herrmann: Richtig, ich war im Olympiastadion. Dort spielte der FC Bayern gegen Werder Bremen. Ich wollte schon die Beine auf den Kommentaren-Tisch legen, schließlich sollte ich nur eine sechsminütige Zusammenfassung kommentieren. Die Musik spielte eindeutig in Unterhaching und jeder ging davon aus, dass Leverkusen die Meisterschaft holt. Als die aber dann 0:2 zurücklagen, musste ich sofort parat sein. Aus meinen sechs Minuten wurden schließlich 17. So emotional wie an diesem Tag hatte ich das alte Münchner Olympiastadion noch nie erlebt.

ran: Sie haben eine kleine kreative Pause hinter sich. Worauf freuen Sie sich am Freitag besonders?

Herrmann: Ich freue mich einfach, dass ich zurück im Fußball-Zirkus bin. Ich kenne noch viele Leute, aber in erster Linie will ich Wolff Fuss eine große Hilfe sein. Er ist mit weitem Abstand Deutschlands bester Kommentator.

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Er ist mit weitem Abstand Deutschlands bester Kommentator.

Thomas Herrmann über Wolff-Christoph Fuss

ran: Ihr Vorgänger als Fuss' Assistent, Michael Morhardt, ist kürzlich verstorben, Welche Erinnerungen haben Sie an ihn?

Herrmann: Wir haben Michael immer "Mourinho" genannt. Ich habe ich ihn vor fast 30 Jahren kennengelernt. Damals war er unter anderem auch mein Kommentatoren-Assistent. Dass er so früh verstorben ist, war ein echter Schock. Eine furchtbar traurige Geschichte. Ich werde ihn an Wolffs Seite nie wirklich ersetzen können, aber wir werden ihn nie vergessen.

ran: Herr Herrmann, herzlichen Dank für das Gespräch.

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