FC Bayern gegen die Medien: Eine On-off-Beziehung
FC Bayern vs. Medien: Eine On-off-Beziehung
Auf den FC Bayern strahlt das Scheinwerferlicht der Fernsehkameras traditionell besonders stark. An der Säbener Straße gefällt das; außer die Ausleuchtung wirft unangenehme Schatten. Denn wenn der Klub sich in der öffentlichen Darstellung ungerecht behandelt fühlt, geht er gerne zur Gegenattacke über. Eine (unvollständige) Chronologie von: FC Bayern gegen "die Medien".
Der Fall Tuchel
Oktober 2023: In der jüngsten Episode der Seifenoper trat Trainer Thomas Tuchel auf, um sich nach dem 4:0 in Dortmund den Frust von der Seele zu schmollen. Er rechnete mit den TV-Kritikern Lothar Matthäus und Dietmar Hamann ab. Schmallippig ließ er sie spüren, dass er ihre Meinung, die Bayern seien nicht weit genug und im Verhältnis zum Team stimme es nicht, für Majestätsbeleidigung hält.
Der Fall Tuchel
"Für keine Weiterentwicklung und ein schlechtes Innenverhältnis zwischen Trainer und Mannschaft sah es ganz okay aus. Den Rest erfahrt ihr von den Experten", sagte er auf der PK nach der Machtdemonstration (gegen den BVB, nicht die Experten). Man kann das kleinlich finden oder großartig. Eins muss Tuchel aber vorgeworfen werden: Er verpasste es, aus Loddar und Didi die Kunstfigur Loddi zu schaffen.
Attacke aus der Ferne
Oktober 2023: Manche Figuren melden sich lieber aus dem Exil, wenn die Presse nicht mehr vor der Haustür lauert. So auch Torwart Yann Sommer. Er kritisierte laut Schweizer Medien die Vertreter aus dem Nachbarland: "Ich habe gelernt, wie es bei Bayern läuft. Man sucht sich ein, zwei Spieler aus, dann wird medial geschossen" ...
Attacke aus der Ferne
... "und dann sucht man sich zwei Neue aus. Und da war halt ich auch an der Reihe. Aber ich hatte keine Lust, mich öffentlich zu wehren." Mittlerweile hält Sommer Bälle für Inter Mailand fest - ob er der italienischen Presse, die nicht für ihre Zurückhaltung bekannt ist, ein besseres Zeugnis ausstellen wird, muss abgewartet werden.
Manes Zweikampf
Juli 2023: Die Zeit von Sadio Mane beim FC Bayern als unglücklich zu bezeichnen wäre eine Untertreibung. Kurz vor seinem Abschied legte er sich noch mit der Presse an. "Ihr killt mich jeden Tag! Und jetzt wollt ihr, dass ich mit euch rede?", konfrontierte der Flügelstürmer einige Reporter nach einem Spiel. Zumindest in diesem Zweikampf überzeugte er.
Schneller Waffenstillstand
Mai 2023: Leon Goretzka wird dafür geschätzt, dass er seine Meinung stets klar kommuniziert. Nach einem Sieg gegen Hertha BSC teilte er Gedanken mit, die bei den Journalisten nicht so gut angekommen sein dürften. "Wir müssen im Moment viel einstecken als Spieler. Ob zu Recht oder nicht, ist erst mal egal. Aber schön ist es nicht. Spieler werden komplett kaputt gemacht medial!", behauptete er.
Schneller Waffenstillstand
Einen Rosenkrieg wollte er aber eindeutig verhindern. Tags darauf ruderte er bereits zurück: "Meine Aussage gestern nach nach dem Spiel war in der Form undifferenziert und so nicht richtig." On-off-Beziehung gerettet.
Kritik mit Nebenwirkungen
Oktober 2021: Die Bayern-Spieler sind es gewohnt, dass über ihren Gesundheitszustand berichtet wird. Ein lädiertes Band oder ein zwickender Muskel haben Relevanz für die Öffentlichkeit. 2021, in Zeiten der Pandemie, interessierte aber auch der Impfstatus und als herauskam, dass Joshua Kimmich sich der Spritze gegen das Coronavirus verweigert, gab es ein mediales Echo.
Kritik mit Nebenwirkungen
Das empfand Ehrenpräsident als zu heftig, deswegen kritisierte er die Berichterstattung. "Sie sind doch verantwortlich für den Tsunami", sagte er Journalisten am Rande einer Premiere einer Dokumentation.
Lokaljournalismus
September 2019: Hoeneß sieht die Presse nicht nur als Gegner. Manchmal ist sie auch (ungenügender) Verbündeter. Als Marc-André ter Stegen quasi mehr Spielzeit im Tor der Nationalelf forderte, beschwor Hoeneß den Lokalpatriotismus. "Die westdeutsche Presse unterstützt den Marc ter Stegen extrem, wie wenn der schon 17 Weltmeisterschaften gewonnen hätte. Und von der süddeutschen Presse kommt keine Unterstützung."
Einladung zur Beschimpfung
Oktober 2018: Der FC Bayern hatte zu einer außerordentlichen PK geladen und hatte nicht nur Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Hasan Salihamidzic dabei, sondern auch eine Menge Krawall. In der Veranstaltung, die schnell Legendenstatus erreichte, weil sie so abstrus erschien, nahmen sich vor allem die beiden Bayern-Granden Rummenigge und Hoeneß die kritische Presse vor.
Einladung zur Beschimpfung
"Unverschämt, respektlos und polemisch" seien einige Berichte über Spieler des FC Bayern gewesen, sagte Rummenigge, der sogar das Grundgesetz bemühte: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Es war eine Abrechnung, die es in dieser Art noch nicht gegeben hatte. Denn die Spitzen von Hoeneß und Co. kommen meist spontan, in der Hitze des Augenblick, die Pressekonferenz aber war lange vorbereitet.
Sendestörung
Mai 2016: Vom Rathausbalkon aus präsentiert der FC Bayern traditionell den Fans auf dem Marienplatz die eroberten Pokale der Saison. Der "Bayerische Rundfunk" begleitete die Party, sendete die Bilder in die Welt. Das änderte sich 2016, denn der FC Bayern wollte plötzlich, dass sich der "BR" an den Kosten beteiligt (150 000 von 300 000), die durch die Feierlichkeiten entstanden.
Sendestörung
Der BR verzichtete auf das Schnäppchen. Und der FC Bayern, selbst längst eine Art Medienunternehmen, drehte die Bilder von der Balkonfeier einfach selbst. Pikant: Dem Sender "Sport1" überließ er das Material dann kostenfrei.
Feine bayerische Art
April 2014: Als Klub von internationaler Größe legt Bayern sich auch mit der internationalen Presse an. Nach einem Champions-League-Spiel bei Manchester United titelte die "Sun" mit einem Bild von Bastian Schweinsteiger, der Gelb-Rot gesehen hatte: "You Schwein". Die Münchner drohten, die "Sun"-Vertreter für das Rückspiel auszusperren. Doch eine Entschuldigung glättete die Wogen.