Hansi Flick vs. Hasan Salihamidzic: Die Chronologie des Bayern-Zoffs
Flick vs. Salihamidzic: So eskalierte der Streit beim FC Bayern
Der FC Bayern München ist auf dem Weg zur neunten deutschen Meisterschaft in Serie und steht im Viertelfinale der Champions League, sportlich läuft die Saison gut. Intern brodelt es jedoch gewaltig, was die Verantwortlichen des Klubs nun auch immer mehr nach außen tragen. ran.de hat die Chronologie des Machtkampfes beim FC Bayern zusammengefasst.
November 2019: Niko Kovac wird entlassen
Alles beginnt im November 2019. Der FC Bayern geht sang- und klanglos bei Eintracht Frankfurt unter, in Unterzahl verlieren die Münchner mit 1:5. Tags darauf wird Trainer Niko Kovac von seinen Aufgaben entbunden. Kovac war der ausgemachte Wunschtrainer des damaligen Sportdirektors Hasan Salihamidzic. Übernehmen wird Hansi Flick, zunächst interimsweise.
November 2019: Flick übernimmt und holt das Triple
Hansi Flick dreht den FC Bayern auf links, gewinnt seine ersten vier Spiele mit 16:0 Treffern. Dennoch verwehren die Oberen des FC Bayern ihm einen Vertrag, in Interviews wird stets darauf gepocht, dass Flick nur die Übergangslösung sei. Erst im April, während der Zwangspause der Fußballwelt aufgrund der Corona-Pandemie, statten die Bayern ihren Coach mit einem langfristigen Vertrag aus. Flick gewinnt am Ende der Saison das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League.
Sommer 2020: Transfers, die Flick wollte, aber nicht bekam
Erste Differenzen gibt es im Sommer 2020. Flick offenbart in einem Interview vor dem Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Lazio Rom im März 2021, dass er sich in der Transferperiode vor der Saison 2020/21 einige Spieler gewünscht hat, die jedoch nicht gekommen sind. Konkret nennt der 56-Jährige die heutigen Chelsea-Akteure Kai Havertz, Timo Werner und Callum Hudson-Odoi. Stattdessen werden Marc Roca, Bouna Sarr, Eric Maxim Choupo-Moting und Douglas Costa von Sportdirektor Hasan Salihamidzic verpflichtet.
Dezember 2020: Zoff zwischen Flick und Salihamidzic
Bei der Klub-WM in Katar kochen die Streitereien zwischen Flick und Salihamidzic endgültig über. Vor einem Spiel schreit Flick seinen Sportvorstand im Mannschaftsbus an. "Halt endlich dein Maul" soll Flick zu Salihamidzic vor versammelter Mannschaft gesagt haben. Darüber berichtete die "Bild"-Zeitung, zunächst nur mit Berufung auf interne Quellen...
Februar 2021: Öffentliche Entschuldigung
... wenig später bestätigt Flick den Vorfall und mehr oder weniger auch die Aussage auf einer Pressekonferenz und entschuldigt sich dafür. Was dabei gar nicht "Bayern-Like" ist: All das wird öffentlich ausgetragen. Dabei hilft auch nicht der Maulwurf, den es offenbar beim FC Bayern gibt. Das Verhältnis zwischen Salihamidzic und dem Cheftrainer ist längst zerrüttet.
März 2021: Löw tritt zurück, Flick vermeidet Bekenntnis zum FC Bayern
Am 9. März 2021 gibt Joachim Löw bekannt, seinen Posten als Nationaltrainer der deutschen Mannschaft nach 15 Jahren zu räumen. Natürlich wird für die Nachfolger von Löw gleich sein langjähriger Co-Trainer Hansi Flick ins Gespräch gebracht. Dieser vermeidet nach mittlerweile mehrfacher Nachfrage bis heute ein klares Bekenntnis zum FC Bayern. Liebäugelt Flick mit dem Posten als Bundestrainer? Sein Vertrag gilt noch bis Sommer 2023, Oliver Bierhoff verspricht, dass der DFB keine aktuell unter Vertrag stehenden Trainer kontaktieren würde.
März 2021: Hoeneß sägt Boateng ab, Flick widerspricht
Neben Salihamidzic hat sich Flick auch mit anderen Größen des Klubs angelegt. Während seiner Tätigkeit als "RTL"-Experte sagt Uli Hoeneß, Ehrenpräsident des FC Bayern, er würde Jerome Boateng keinesfalls mit zur EM im Sommer nehmen. Daraufhin kontert Hansi Flick: "Ich kenne es von Bayern München, dass man seine Spieler immer unterstützt, über Jahre hinweg. Ich bin hier groß geworden und habe das immer dementsprechend empfunden." Ein klarer Seitenhieb Richtung Hoeneß.
April 2021: Boatengs Vertrag wird nicht verlängert, Flick ist erzürnt
Apropos Boateng. Wie Sportdirektor Salihamidzic vor dem Champions-League-Spiel gegen Paris St. Germain offiziell bekannt gibt, wird der Vertrag mit Boateng nicht verlängert. "Jeder weiß, wie ich zu Jerome stehe und was für eine Qualität er hat", sagt der Cheftrainer. Also wieder eine Entscheidung, die ohne sein Einverständnis getroffen wurde? Auch diese Aussage lässt tief blicken: "Alles muss ich jetzt nicht beantworten, weil ich es nicht möchte. Ich muss da auch ein bisschen schauspielern, das gehört zum Trainerjob dazu."
April 2021: Rummenigge haut dazwischen und fordert Ruhe
Mittlerweile wird es dem Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, zu viel. "Dieses Thema muss ein Ende haben", fordert der ehemalige Weltklasse-Spieler. Jedoch wirft die Art und Weise erneut Fragen auf. Denn diese Forderung stellt Rummenigge nicht in seinem Büro oder auf dem Trainingsplatz, sondern in der "Bild"-Zeitung.
April 2021: Flick kritisiert Salihamidzic deutlich
Die vorerst neueste und wohl nicht letzte Runde im öffentlichen Streitgeplänkel des FC Bayern: Auf der Pressekonferenz vor der Partie gegen Union Berlin sagt Flick: "Wir hatten vergangenes Jahr eine Mannschaft, die qualitativ – und das weiß, glaube ich, jeder und jeder wird mir da zustimmen – besser war als die Mannschaft in diesem Jahr." Erneut eine deutliche Kritik in Richtung seines Sportvorstands. Flick räumt eine Teilschuld ein, stellt aber auch klar: "Ich versuche das Ganze so zu lösen oder so zusammenzuarbeiten, dass es im Sinne des Vereins ist. Was ansonsten an Störfeuern kommt, das kommt nicht von mir und ich werde mich dazu auch in Zukunft nicht mehr äußern", sagt Flick. Die Frage, ob er seinen bis 2023 gültigen Kontrakt erfüllen werde, will Flick nicht beantworten: "Nächste Frage."