Hansi Flick winkt Chef-Vertrag: Wie der "Notnagel" den FC Bayern wieder auf Kurs gebracht hat
Rummenigge stellt Flick Vertrag in Aussicht
Eigentlich war Hansi Flick beim FC Bayern zunächst nur eine Übergangslösung. Doch nach dem überzeugenden 3:0 gegen den FC Chelsea machte ihm der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge auf dem obligatorischen Bankett ein vielsagendes Geschenk. "Für die, die nicht wissen, was da drin ist in dem roten Päckchen: Das ist ein Stift. Und mit Stiften unterschreibt man beim FC Bayern ja manchmal auch Papiere", sagte Rummenigge in Richtung Flick. Dessen Zukunft ist über die Saison hinaus noch ungewiss. Dabei spricht alles für einen Vertrag als Chef-Coach. ran.de zeigt, was Hansi Flick beim FC Bayern in nur 115 Tagen Amtszeit bewegt hat.
Die Ergebnisse stimmen
Das Offensichtlichste: Mit Flick kam der Erfolg zurück. Von seinen 18 Pflichtspielen hat er 15 gewonnen und nur zwei verloren. Sein Schnitt von 2,56 Punkten pro Spiel ist selbst von Jupp Heynckes und Pep Guardiola unerreicht. Unter seiner Führung ist der FC Bayern vom vierten Platz in der Liga mit vier Punkten Rückstand auf den Tabellenführer bis an die Spitze marschiert, wo der Rekordmeister nun schon seit vier Spieltagen thront. In der Champions League ist den Bayern der Einzug ins Viertelfinale kaum noch zu nehmen. Auch im DFB-Pokal sind die Bayern noch vertreten.
Bayern hat wieder eine Spielphilosophie
Trotz seiner Titel stand Vorgänger Niko Kovac stets in der Kritik: Sein Fußball war zu abwartend für die Ansprüche des FC Bayern, eine spielerische Weiterentwicklung war nicht zu erkennen. Flick hat den Kurs korrigiert und die Bayern zu alter Dominanz geführt. Der Rekordmeister betreibt unter ihm auch gegen starke Gegner wie Chelsea oder Leipzig aggressives Gegenpressing, bei dem auch die Mittelfeldspieler früh angreifen, und verteidigt hoch. Entsprechend viel Ballbesitz haben die Bayern (63% bei Chelsea, 70% gegen Leipzig) wieder. Die früheren Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte ermöglichen zudem ein schnelleres Offensivspiel. Unter Kovac schleppten sich viele Angriffe wegen der häufigeren Ballgewinne erst in der eigenen Hälfte quälend langsam vor das gegnerische Tor.
Das Selbstvertrauen ist zurück
Ein Resultat der klaren Philosophie und guten Ergebnisse ist das zurückgekehrte Selbstvertrauen der Spieler. "Man muss mit uns rechnen", warnte Thomas Müller nach dem Chelsea-Spiel die Konkurrenz. "Ihr habt einen tollen Charakter, der euch weit führen wird, wenn ihr so weitermacht", lobte Rummenigge das Team in seiner Bankettrede. Das Anspruchsdenken an die eigene Dominanz ist zurück.
FC Hollywood? Nicht mit Flick
Mit seinem verbindlichen und unaufgeregten Umgang mit den Medien hat Flick Druck vom Kessel genommen. Egal ob bei Fragen zu seiner Zukunft ("Wir haben keinen Druck, es geht darum weiterzukommen, wenn es März oder April wird, wird man Gespräche führen") oder sportliche Ambitionen ("Wir wollen jetzt das Viertelfinale erreichen und alles andere geht Step by Step") – Flick ist kein Lautsprecher, stellt sich nicht in den Vordergrund. Mit seiner unprätentiösen Art erinnern seine Pressekonferenzen an die von Jupp Heynckes. Auch Kovac war kein Selbstdarsteller. Doch er ging mit der Hypothek als 1B-Lösung in seine Amtszeit - und wurde entsprechend schnell angezählt. Mit dem derzeitigen Status als Noch-Übergangslösung hat Flick eine komfortablere Ausgangslage.
Alphonso Davies macht den nächsten Schritt
Die Umfunktionierung von Alphonso Davies vom Flügelstürmer zum Linksverteidiger hat Niko Kovac schon begonnen. Zum gesetzten Stammspieler ist Davies aber erst unter Flick avanciert. In allen Spielminuten stand der Kanadier unter dem neuen Trainer auf dem Platz und machte spätestens mit seiner Gala gegen Chelsea ganz Europa auf sich aufmerksam. Flick traut dem 19-Jährigen viel zu - und bekommt es mit starken Leistungen zurückgezahlt.
Thomas Müller ist wieder der Alte
Unter Niko Kovac hatte Thomas Müller seine vielleicht schwerste Zeit beim FC Bayern: Immer wieder ließ er in Interviews seine Unzufriedenheit durchblicken. In den ersten zehn Spieltagen der Saison unter Kovac war er zudem fünf Mal nur Joker, kam teilweise nur in der Schlussphase. Unvergessen ist auch Lisa Müllers Social-Media-Ausfälligkeit gegen Kovac. Inzwischen müllert es wieder: 18 Scorer-Punkte hat der 30-Jährige unter Flick in Pflichtspielen gesammelt.
Robert Lewandowski wird zum Teamplayer
Getroffen hat Robert Lewandowski auch unter Niko Kovac. Doch inzwischen verzichtet der Pole häufiger auf Abschlüsse, wenn er stattdessen besser postierte Nebenmänner einsetzen kann. Bis zum Trainerwechsel hatte Lewandowski in 16 Saison-Pflichtspielen keinen einzigen Assist. Unter Flick sind es in 17 Pflichtspielen gleich fünf. Gegen Chelsea legte Lewandowski erstmals seit April 2017 wieder zwei Tore auf. "Er hat auch ein Tor sensationell vorbereitet, was zeigt, dass wir in der Mannschaft ein miteinander haben. Das ist wichtig für die Mannschaft, es ist ein Teamsport", lobte ihn Gnabry nach dem Spiel.