Hertha BSC als siebter Klub: Das Fußball-Imperium von Investor 777 Partners
Hertha BSC ist Nummer sieben: Das Fußball-Imperium von Investor 777 Partners
Vor wenigen Tagen verkündete Hertha BSC den Abschluss des Deals mit 777 Partners. Aber wer ist der neue Investor eigentlich? Was unterscheidet ihn vom vorherigen Partner Tennor Holding? Welche Klubs befinden sich noch im Portfolio des US-Unternehmens? Und kommt mit diesem Einstieg das nächste große Transfernetzwerk à la Red Bull oder City Football Group auf die Fußballwelt zu?
Wer ist 777 Partners?
777 Partners ist ein Private-Equity-Unternehmen - also eine Gesellschaft, die in nicht börsennotierte Unternehmen investiert - mit Sitz in Miami und gehört Josh Wander (im Bild) und Steven Piasko. Für ein Investment erhält 777 Partners Anteile am Unternehmen und profitiert somit vom Gewinn. Im Gegenzug bieten sich für das Unternehmen, in das investiert wird, neue Investitions- und Weiterentwicklungsmöglichkeiten. 777 Partners steckt seit seiner Gründung im Jahr 2015 viel Geld in Versicherungen und die Luftfahrtbranche, investiert aber auch fleißig in der Sportbranche - vor allem im Fußball.
FC Sevilla (Spanien)
2018 sicherte sich 777 Partners 15 Prozent der Anteile am aktuell krisengeschüttelten FC Sevilla. Es war das erste Investment auf der Fußballbühne für das US-Unternehmen, weitere sollten folgen.
CFC Genua (Italien)
Knapp drei Jahre später sicherte sich 777 für kolportierte 150 Millionen US-Dollar 99,9 Prozent der Anteile am damaligen italienischen Erstligisten CFC Genua, der am Ende der Saison 2021/22 allerdings den Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste. Dort steht der älteste Verein Italiens auf dem zweiten Platz und hat den direkten Wiederaufstieg im Visier.
Standard Lüttich (Belgien)
Weiter geht's in der belgischen Jupiler Pro League. Standard Lüttich, ehemaliger belgischer Meister und aktuell Tabellensiebter, gehört seit März 2022 dem Investor aus den USA. Wie viel 777 Partners auf den Tisch legte, ist nicht bekannt.
Vasco da Gama (Brasilien)
Das nächste Investment wurde in Südamerika vermeldet. Der brasilianische Traditionsverein Vasco da Gama gab Mitte des Jahres 2022 rund 70 Prozent seiner Anteile im "größten Deal in der Geschichte der brasilianischen Vereine" für etwa 137 Millionen US-Dollar an 777 Partners ab.
Red Star Paris (Frankreich)
Auch beim französischen Drittligisten Red Star Paris hält 777 Partners 100 Prozent der Anteile, die Übernahme mit einem angeblichen Kostenpunkt zwischen 15 und 20 Millionen Euro wurde im April 2022 vermeldet. Nicht sonderlich einverstanden damit zeigten sich die Fans des Traditionsklubs, die während einer Ligapartie Fackeln auf den Rasen warfen. Das Spiel wurde abgebrochen, die Kurve des politisch linksorientierten Klubs bereute im Nachgang nichts. "Wenn wir ein Transparent aufgehängt oder Flugblätter verteilt hätten, wären wir niemals auf so viel Resonanz gestoßen wie mit 25 Bengalos. Zwei Tage lang wurde über nichts anderes gesprochen", wurde Vincent Chutet-Mezence, Vorsitzender des Fanclubs, beim "Deutschlandfunk" Mitte Juni 2022 zitiert.
Melbourne Victory (Australien)
"Auf nach 'Down Under'" dachte sich 777 Partners im Oktober des vergangenen Jahres und schnappte sich Anteile am A-League-Klub Melbourne Victory. Laut Medienberichten wurden zunächst rund 8,7 Millionen US-Dollar investiert, in den kommenden Jahren könnte die Summe aber wohl noch auf bis zu 30 Millionen US-Dollar anwachsen und das Unternehmen damit bis zu 70 Prozent der Anteile erhalten. Interessant: Als Trikotsponsor fungiert die Airline Bonza. Größter Anteilseigner? 777 Partners.
Hertha BSC (Bundesliga)
Nun also der siebte Verein innerhalb von fünf Jahren, dieses Mal in der Bundesliga. Für angeblich rund ein Drittel der einst von Lars Windhorsts Tennor Holding investierten 374 Millionen Euro erwarb 777 Partners 64,7 Prozent der Hertha-KG. Doch damit nicht genug. 777 Partners stellt Hertha in naher Zukunft weitere 100 Millionen Euro zur Verfügung - laut "kicker" flossen um die 35 Millionen bereits - erhält dafür aber weitere Anteile und landet am Ende bei 78,8 Prozent. Zudem sitzen Wander und sein Partner Piasko zukünftig im Aufsichtsrat der KG.
Warum Hertha BSC?
"Wir durften bereits im Stadion erleben, wie sehr die Menschen an Hertha BSC hängen, mit wie viel Herzblut sie dabei sind. Das respektieren wir uns möchten unseren Teil dazu beitragen, dass der Club auf und auch neben dem Platz sein volles Potenzial ausschöpft", sagte Wander auf der Pressekonferenz und ergänzte im weiteren Verlauf: "Wenn wir Expertise in bestimmten Bereichen zur Verfügung stellen können, ermöglichen wir allen Clubs Vorteile - finanziell wie inhaltlich. Wir sind sehr rationale Menschen und wissen, dass unser gemeinsamer Weg auch stellenweise steinig werden kann. Aufgrund unserer Multi-Club-Plattform, der gemeinsamen Intelligenzen, Ressourcen und Netzwerke sind wir aber zuversichtlich, dass wir auch Hertha BSC ein individuelles Wachstum ermöglichen."
Mehr Expertise als bei Tennor Holding
Im Gegensatz zum vorherigen Anteilseigner Tennor Holding verfügt 777 Partners über hohe Kompetenzen im sportlichen Bereich. Dan Dransfield, CEO der 777 Football Group, war über ein Jahrzehnt für Aufbau und Weiterentwicklung der City Football Group mit dem Flaggschiff Manchester City beteiligt. Global Sports Director ist Johannes Spors (im Bild), ehemaliger Chefscout des Hamburger SV und von RB Leipzig. "Wir möchten von dem Netzwerk und der Expertise von 777 Partners profitieren", so Hertha-Präsident Kay Bernstein zur Zusammenarbeit.
Hertha BSC als Teil einer City Group 2.0?
Anders als beispielsweise bei der City Football Group oder dem RB-Netzwerk sollen Vereinsfarben oder Logos nicht vereinheitlicht werden. Die Geschichte der Vereine sowie ihre Individualität stehen für 777 Partners im Vordergrund. "Es geht darum, die Unabhängigkeit, die tiefen und langen Historien der Vereine zu bewahren. Ihr Erbe und die Leidenschaft ihrer Fans sind wichtig. Uns geht es darum, Werkzeuge bereitzustellen, um jedem Club individuelle Möglichkeiten und Wege zu eröffnen, erfolgreicher zu sein", macht Wander klar. Ob dies auch wirklich so bleibt, wird sich noch zeigen. Spielertransfers zwischen den einzelnen Mannschaften, wie es beispielsweise bei RB Leipzig und Salzburg üblich ist, sind bislang eher Mangelware. Genuas Mittelfeldspieler Filippo Meligoni spielt aktuell auf Leihbasis in Lüttich, Stürmer Denis Dragus ging im Januar ebenfalls auf Leihbasis den umgekehrten Weg.
Rolle beim Bobic-Aus und Niederlechner-Transfer
Eine Übernahme der Hertha-Anteile machte 777 Partners nach "kicker"-Informationen zwar nicht von der Entlassung von Ex-Manager Fredi Bobic abhängig, allerdings soll diese das favorisierte Szenario gewesen sein. Beim Transfer von Florian Niederlechner im Januar soll das Unternehmen jedoch Hilfestellung geleistet haben. Der Ex-Augsburger bekam die Freigabe für einen Wechsel nur, weil Kelvin Yeboah - Wunschlösung der Fuggerstädter für den Angriff - die Erlaubnis vom CFC Genua erhielt.
Was bringt die Zukunft?
Das lässt sich so leicht natürlich nicht sagen. Durch das Investment kann Hertha BSC zunächst einen Großteil seiner Verbindlichkeiten abbauen, auch die Lizenzierung für die kommende Spielzeit ist nicht in Gefahr. Viel dürfte in der nahen Zukunft vom sportlichen Erfolg des Hauptstadtklubs abhängen. Ein Abstieg in die Zweitklassigkeit wäre für beide Seiten ein erster dicker Dämpfer bei der Zusammenarbeit. Um diesen noch abzuwenden, bleiben der "Alten Dame" aber noch einige Spiele - und das am kommenden Samstag ist besonders wichtig. Dann gastiert Hertha BSC beim Tabellenletzten, der TSG Hoffenheim (im Liveticker auf ran.de).