Hertha BSC feuert Bobic: Die Erfolglos-Bilanz des Hoffnungsträgers
Hertha überrumpelt Bobic
Unmittelbar nach der 0:2-Derby-Niederlage gegen Union Berlin verkündete Hertha BSC das Aus von Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic. Mit sofortiger Wirkung. Der 51-Jährige dürfte von seiner Freistellung selbst überrascht gewesen sein, gab er doch nach Abpfiff noch geduldig Interviews. Dabei soll Bobics Schicksal laut "kicker" schon vor dem Spiel besiegelt gewesen sein. ran wirft einen Blick auf Bobics Bilanz beim Hauptstadtklub.
Bobic mit Vorschusslorbeeren nach Berlin
2021 kam Bobic mit vielen Vorschusslorbeeren zu seinem Herzensklub, seine Erfolge mit Eintracht Frankfurt hatten ihn zum Wunschkandidaten der Hertha gemacht. Laut "Bild" soll eine Ablöse von 2,5 Millionen Euro nach Hessen geflossen sein. Bobic sollte die taumelnden Berliner an die Europapokal-Plätze heranführen.
Bobics Trainerverschleiß
Geklappt hat das nicht. Im ersten Jahr schaffte die Hertha erst mit Ach und Krach in der Relegation den Klassenerhalt. Gleich drei Trainer wurden verschlissen. Besonders die Entlassung von Klub-Ikone Pal Dardai kam im Verein nicht bei allen gut an. Nachfolger Taifun Korkut blieb nur 14 Spiele auf der Trainerbank, ehe Felix Magath schließlich im Saisonendspurt den Klassenerhalt 2021/22 sicherte.
Mit Wunschtrainer Schwarz in die Abstiegsnot
Mit Sandro Schwarz kam Bobics Wunschtrainer nach Berlin. Die Bilanz ist katastrophal. Nach 18 Spieltagen dümpelt der selbst ernannte Big-City-Club auf Rang 17 der Bundesliga. Gleichbedeutend mit akuter Abstiegsgefahr. Allein in den vergangenen neun Spielen setzte es sieben Niederlagen.
Bobics verheerende Transferpolitik
Besonders die verheerende Transferpolitik soll Bobic laut "kicker" zum Verhängnis geworden sein. 34,4 Millionen Euro hatte der Sport-Geschäftsführer in den vergangenen eineinhalb Jahren für Neuzugänge ausgegeben. Mit Ausnahme von Keeper Oliver Christensen und mit Abstrichen Marc Oliver Kempf waren viele Flops dabei. Vor allem die verhältnismäßig teuren Einkäufe (Wilfried Kanga Aka, Suat Serdar, Marco Richter oder Myziane Maolida etc.) erfüllten die Erwartungen nicht.
Notwendige Verkäufe
Dass Bobic Spieler im Wert von 77 Millionen Euro verkaufen musste, u. a. Davie Selke, ist ihm nicht anzulasten. Der 51-Jährige war gezwungen, die finanziellen Belastungen zu senken, nachdem von den 347 Windhorst-Millionen nahezu nichts mehr übrig war. Präsident Kay Bernstein hatte diesbezüglich im Dezember vorherige Entscheidungsträger scharf kritisiert. "Hertha hat den zweiten vor dem ersten Schritt gemacht und sich brutal verhoben. Der Klub wollte zu schnell zu viel und ist zu spät in die Realität zurückgekehrt."
Schlechtes Verhältnis zu Präsident Bernstein
Zur Realität gehört aber auch, dass Bobic und Bernstein nicht die besten Freunde waren. Als der DFB den Sport-Geschäftsführer der Berliner als möglichen Bierhoff-Nachfolger gehandelt hatte, reagierte Bernstein schmallippig mit: "Reisende soll man nicht aufhalten." Bobic hatte sich zuletzt darüber geärgert, dass Interna aus Verhandlungen mit dem designierten Investor 777 Partners an die Öffentlichkeit gelangt waren. "Da muss der Verein mal die Klappe halten", hatte er geschimpft. Bernstein ist nicht der Erste, mit dem Bobic bei Hertha auf Kriegsfuß steht. Sportdirekor Arne Friedrich hatte er einst entmachtet, Finanzgeschäftsführer Ingo Schilling hatte im Herbst hingeworfen.
Sponsor wohl Schuld an Bobic-Aus
Jetzt soll ausgerechnet der neue Sponsor, der Investor Lars Windhorst dessen Anteile abkaufen will und zusätzlich eine Finanzspritze in dreistelliger Millionenhöhe in Aussicht stellt, der Grund für das Bobic-Aus gewesen sein. Laut "kicker" fordert 777 Partners ein Mitspracherecht. Schon vor dem Derby habe das Hertha-Präsidium ein Beschlusspapier aufgesetzt, der Aufsichtsrat stimmte zu.