Hertha BSC in Abstiegsangst: Die Horror-Zahlen des Big City Clubs
Hertha in Abstiegsangst: Die Horrorzahlen des Big City Clubs
18 Punkte, ganze vier Siege, dafür 42 Gegentore und nur sieben Tore Vorsprung auf den Relegationsplatz: Das ist die aktuelle Bilanz von Hertha BSC, regelrechte Horrorzahlen für die "Alte Dame" (Stand: 27. Februar, 18 Uhr). ran.de nennt Ursachen und Gründe für die derzeitige Situation.
Teure Neuzugänge
144,45 Millionen (laut transfermarkt.de), so viel gab Manager Michael Preetz in dieser und der vergangenen Saison für neue Profis aus. Das Ziel war beinahe zwangsläufig der Europapokal. Schließlich kann man mit diesen Ausgaben kaum das Ziel "einstelliger Tabellenplatz" ausgeben. Allerdings konnte bisher kaum ein Neuzugang überzeugen. Lucas Tousart (li.) ist bisher kein Faktor im Berliner Spiel, Jhon Cordoba (Hintergrund) ist ständig verletzt. Der Kader ist nicht für den Abstiegskampf, sondern den Kampf um die Plätze sechs und aufwärts gedacht. Das könnte Hertha ultimativ zum Verhängnis werden. Michael Preetz sowie Trainer Bruno Labbadia, nach deren Vorstellungen der Kader zusammengestellt wurde, sind mittlerweile übrigens beide arbeitslos.
Individuelle Fehler zerstören den eigenen Lohn
Dabei spielt die Hertha, auch aufgrund der hohen Qualität des Kaders, die bei diesen Summen zwangsläufig vorhanden ist, selten wirklich schlecht. Bei Eintracht Frankfurt, der Mannschaft der Stunde, verlor Hertha spät und knapp mit 1:3. Gegen den FC Bayern München gab es ein unglückliches 0:1. Auch im Spiel gegen RB Leipzig (0:3) war Hertha nicht aussichtslos unterlegen, wie die Statistik "Expected Goals" verrät (0,8 zu 0,8). Am Ende waren es jedoch die individuellen Fehler, die Hertha mögliche Punkte kosteten. Und auch im jüngsten Spiel gegen den VfL Wolfsburg scheiterte die Hertha an sich selbst. Zahlreiche Chancen wurden vergeben, die gefühlt einzigen Gelegenheiten des VfL waren drin, der erste Treffer der Wolfsburger war ein Eigentor der Berliner - am Ende stand ein völlig unnötiges 0:2.
Cunha als Sinnbild der Hertha-Krise
Man könnte Matheus Cunha ein bisschen als Sinnbild der Krise in Berlin sehen. Der Brasilianer war teuer (18 Millionen Euro), verfügt jedoch unbestritten über eine hohe Qualität. Diese lässt er einige Male aufblitzen, jedoch ist seine Körpersprache in manchen Spielen ausbaufähig und er wird unter den Fans daher kritisch gesehen. Zudem versucht der Ex-Leipziger es häufig gegen mehrere Gegenspieler, mit dem Kopf durch die Wand. In der NFL sagen viele Coaches oft "One Play at a time", sinngemäß "Nur eine Aktion auf einmal". Klingt trivial, hilft aber oft, um im Kopf gewisse Blockaden zu lösen. Dieser Satz könnte auch Matheus Cunha helfen.
Herthas Standardschwäche hinten
Was mit den individuellen Fehlern einhergeht, ist die eklatante Standard-Schwäche. Gegen Leipzig gab es das 0:3 und damit den Gnadenstoß durch einen Eckball, beim 1:1 in Stuttgart war es ein Freistoß, der die Berliner um einen Sieg brachte. Auch das 0:2 gegen Wolfsburg passte ins Bild: Ecke, Kopfball, Gegentor. Zudem verursacht die Hertha ständig Elfmeter. Satte 21 sind es seit dem Beginn der vergangenen Saison, 18 davon gingen rein. Standards liegen Hertha nicht, sowohl hinten ...
Herthas Standardschwäche vorne
... als auch vorne. Dabei sind vor allem die Eckbälle ein Thema. Man sollte meinen, mit Abwehrgrößen wie Niklas Stark, Jordan Torunarigha, Dedryck Boyata und Omar Alderete sowie dem kantigen Stürmer Jhon Cordoba könnte sich die Hertha bei Standards einiges ausrechnen. Weit gefehlt: Aus 108 Eckbällen, die die Hertha sich bis dato erspielte, gelang noch kein einziger Treffer. "Das ist nicht gut", sagte Trainer Pal Dardai kürzlich. Da würden wir zustimmen.
Hat die Hertha noch Hoffnung?
Wie bereits anfangs erwähnt, es ist nicht alles schlecht bei der Berliner Hertha. Die Leistungen sind oft in Ordnung, doch wenn man kein Glück hat, dann kommt eben auch oft noch Pech dazu. Im Bild sieht man, wie Marcel Sabitzer abzieht, um ein großartiges Tor aus 25 Metern zu erzielen. Klar, man kann da als Gegenspieler näher dran sein, aber dass der Ball im Winkel einschlägt, ist dann auch unglücklich. Gut für die Hertha ist, dass wieder Dardai an der Linie steht, der Woche für Woche Frohmut und Ruhe vermittelt. Die Hertha hat unbestritten individuelle Qualität. Was sie noch braucht, ist Mentalität. Hoffnung macht das Restprogramm: Die letzten sechs Gegner der Berliner sind Mainz, Freiburg, Schalke, Bielefeld, Köln und Hoffenheim. Wer die Klasse halten will, muss die Mehrheit dieser Gegner schlagen.