Luka Jovic zurück bei Eintracht Frankfurt: Warum die Rückholaktion eine Wundertüte ist
Luka Jovic kehrt zu Eintracht Frankfurt zurück
Eineinhalb Jahre nach seinem Abschied schlüpft Luka Jovic wieder ins Trikot der Eintracht. Die Frankfurter verpflichteten den 23 Jahre alten Angreifer auf Leihbasis bis Saisonende von Real Madrid. Die Fans feiern die Heimkehr des verlorenen Sohnes frenetisch. Doch sportlich gesehen gleicht die Rückholaktion einer Wundertüte. Denn Jovics Glanz früherer Zeiten ist in Madrid längst verblasst.
Mit der "Büffelherde" zum Topstar
Die Fakten: Mit einer furiosen Saison 2018/19 und 27 Treffern spielte sich Jovic als Teil der "Büffelherde" mit Ante Rebic und Sebastien Haller auf den Radar der europäischen Topklubs. Vor allem sein Fünferpack gegen Fortuna Düsseldorf ist unvergessen. Im Sommer 2019 sicherte sich schließlich Real Madrid für 60 Millionen Euro Ablöse die Dienste des Serben. Jovic unterschrieb einen Vertrag bis 2025.
Preisschild wird zur Last
Das Preisschild und die damit verbundene Erwartungshaltung wurden zur Bürde. In 27 Pflichtspielen erzielte Jovic in Madrid nur zwei Tore. An Karim Benzema war kein Vorbeikommen. Teilweise stand der Stürmer nicht einmal im Kader.
Schlagzeilen nur abseits des Platzes
Stattdessen sorgte der 23-Jährige abseits des Platzes für Schlagzeilen. Etwa als er mit Freunden nach Belgrad jettete, nachdem er von Trainer Zinedine Zidane aus dem Kader für den "Clasico" gestrichen worden war. Auch zu Beginn der Corona-Pandemie flüchtete Jovic trotz Quarantäne-Anordnung in seine Heimat. Serbiens Präsident drohte ihm damals öffentlich mit Verhaftung.
Mysteriöser Fußbruch
Nach seiner Rückkehr wurde bei Jovic ein Fußbruch festgestellt, den er sich während seiner Auszeit beim Training zuhause zugezogen haben will. Er fiel nahezu den Rest der Saison aus und zog den Ärger der Real-Verantwortlichen auf sich.
Jovic pfeift auf Corona-Regeln
Im Sommer gab es erneut Wirbel um Jovic. Bei einem Grillfest ließ sich der Stürmer Arm in Arm mit einem Kumpel ablichten und pfiff damit auf die Hygiene- und Abstandsregeln, die der Verein seinen Spielern aufgrund der Coronakrise auferlegt hatte. In Spanien spekulierten die Medien lautstark über einen möglichen Abschied des Fehleinkaufs.
Covid-Infektion und Verletzungspech
Auch die aktuelle Saison verlief für Jovic bislang unglücklich. Aufgrund einer Covid-Infektion und Adduktorenbeschwerden kam der Stürmer bislang auf fünf Pflichtspieleinsätze. Tore oder Vorlagen - Fehlanzeige. Das letzte Mal stand er am 8. November auf dem Platz.
Fraglicher Fitnesszustand
Mangelnde Spielpraxis, fraglicher Fitnesszustand, sportlich völlig erfolglose eineinhalb Jahre – Jovic ist längst nicht mehr der Superstar, der die Eintracht damals in Richtung Real verlassen hatte. Das weiß auch Trainer Adi Hütter. "Wie weit er ist, werden wir sehen", so der Coach.
Jovic wollte unbedingt zur Eintracht zurück
Sportvorstand Fredi Bobic ist dennoch davon überzeugt, dass Jovic in Frankfurt zu alter Stärke zurückfinden kann: "Luka hatte zuletzt keine leichte Zeit in Madrid. Für ihn ist es wichtig, wieder in die Spur zu kommen." Es sei Jovics ausdrücklicher Wunsch gewesen, zurückzukommen. Medienberichten zufolge soll er sogar ein Angebot von Manchester United ausgeschlagen haben. "Real Madrid weiß, dass er bei uns gut aufgehoben ist und sich hier weiterentwickeln kann. Und für uns ist klar, dass wir eine weitere hervorragende Option im Sturmzentrum haben", so Bobic weiter.
Überschaubares finanzielles Risiko
Finanziell ist das Risiko der Rückholaktion überschaubar. Die Eintracht übernimmt rund zwei Millionen an Gehaltszahlungen von Real Madrid. Das entspricht in etwa der Summe, die der nach Brügge gewechselte Bas Dost auch gekostet hätte. Eine Kaufoption zum Saisonende gibt es nicht. Bleibt die sportliche Unsicherheit…
Hütter muss Spielsystem umstellen
Denn Hütter setzte zuletzt eigentlich auf zwei Zehner im offensiven Mittelfeld und Andre Silva als einzige Spitze. Der Portugiese erzielte in 14 Pflichtspielen elf Treffer und ist aus der Startelf nicht wegzudenken. Da es unwahrscheinlich ist, dass sich Jovic dauerhaft mit der Jokerrolle anfreundet, müsste Hütter sein Spielsystem umstellen und mit zwei Spitzen agieren. Dabei verkörpern beide Angreifer auch noch denselben Spielertyp: technisch versiert und dribbelstark. Eine Kante wie Bas Dost fehlt als Backup. Das kann gutgehen, muss es aber nicht.
Nicht mehr der alte Jovic
Und dann bleibt noch abzuwarten, wie Jovic die enttäuschenden vergangenen eineinhalb Jahre psychisch verdaut hat. Vom selbstbewussten Superknipser früherer Tage dürfte jedenfalls nicht mehr viel übrig sein. Immerhin kennt er das Umfeld in Frankfurt. Mit einer langen Eingewöhnungszeit ist daher nicht zu rechnen.