Mario Götzes Rückkehr zum FC Bayern: Pro und Contra
Mario Götze zum FC Bayern: Warum eine Rückholaktion Sinn macht - und was dagegen spricht
Es wäre eine der größten Transfer-Überraschungen der letzten Jahre: Nach Informationen der "Bild" machte sich Hansi Flick, Cheftrainer des FC Bayern, für eine Verpflichtung von Mario Götze stark. Allerdings sollen die Bayern-Bosse um Karl-Heinz Rummenigge und Hasan Salihamidzic einen Transfer des derzeit vereinslosen Exc-Dortmunders abgelehnt haben. Flick sagte am Mittwoch, dass Götze "aktuell keine Option" für den FC Bayern sei. Würde die Rückkehr des WM-Helden von 2014 überhaupt Sinn machen? ran.de analysiert pro und contra.
PRO: Wenn jemand Götzes Karriere neu beleben kann, dann Flick
"Zeig der Welt, dass du besser bist als Messi". Mit diesem Satz schickte Bundestrainer Joachim Löw Götze im Sommer 2014 auf den Rasen des Maracana in Brasilien, auf dem der Joker später den umjubelten Siegtreffer für Deutschland im WM-Finale gegen Argentinien erzielte. Vor einigen Jahren trauten viele Experten dem Wunderkind Götze die Entwicklung zum Weltstar zu. Doch auch aufgrund seiner Stoffwechselerkrankung erfüllte der heute 28-Jährige diese Erwartung nie. Zuletzt saß er beim BVB nur noch auf der Bank, in der Nationalmannschaft spielt Götze schon lange keine Rolle mehr. Götzes Karriere erscheint weiter auf dem absteigenden Ast. Flick (re.) könnte genau der Richtige sein, um diese neu zu beleben. Zum einen kennen sich die beiden aus der Nationalmannschaft, die Flick von 2006 bis 2014 als Co-Trainer betreute.
PRO: Wenn jemand Götzes Karriere neu beleben kann, dann Flick
Zum anderen hat Flick in der letzten Saison bereits bewiesen, dass er altgedienten Nationalspielern, die bereits abgeschrieben wurden, wieder in die Spur verhelfen kann. Bestes Beispiel ist Thomas Müller (li.). Unter Niko Kovac noch als "Notnagel" betitelt, blühte das Bayern-Urgestein unter Flick nochmal richtig auf. Müller spielte die vielleicht beste Spielzeit seiner Karriere und avancierte zum besten Vorlagengeber in Europas Top-Ligen. Auch Jerome Boateng schien seine beste Zeit bereits hinter sich zu haben, die Vereinsbosse rieten ihm gar zu einem Wechsel. In der Rückrunde war er als Innenverteidiger dann doch wieder gesetzt und hatte maßgeblichen Anteil am Triple.
PRO: Bayern fehlt ein erprobter Backup für Müller
Thomas Müller ist in Bayerns-Mittelfeld inzwischen wieder unverzichtbar. Der 31-Jährige hat kaum mit Verletzungen zu kämpfen, steht eigentlich immer zur Verfügung, wenn die Münchner ihn brauchen. Doch selbst ein Müller braucht mal eine Verschnaufspause, gerade in dieser Corona-bedingt eng getakteten Saison. Mit dem Supercup-Finale gegen den FC Sevilla beginnt für die Münchner eine Phase, in der sie neun Pflichtspiele in 38 Tagen bestreiten. Als positionsgetreuer Ersatz steht hinter Müller Mickael Cuisance (r.) bereit. Der junge Franzose zeigte gegen Ende der vergangenen Saison sein Potenzial, die große internationale Erfahrung fehlt ihm aber.
PRO: Bayern fehlt ein erprobter Backup für Müller
In der Rückrunde 2020 hatte Flick mit Philippe Coutinho einen erfahrenen Backup zur Verfügung. Allerdings hatten sich die Münchner von dem Transfer mehr als einen Ergänzungsspieler erhofft, daher wurde der Leihspieler zum FC Barcelona zurückgeschickt. Dennoch kam der Brasilianer in seiner Zeit in München 38 Mal zum Einsatz und lieferte 20 Scorerpunkte. Götze könnte die Coutinho-Lücke füllen. Dass er große Spiele sogar als Einwechselspieler entscheiden kann, hat er immerhin im WM-Finale 2014 bewiesen.
PRO: Götze wäre ablösefrei zu haben
Das Thema Transfers führt an der Säbener Straße immer wieder zu Unstimmigkeiten. "Wir müssen schon schauen, dass wir noch den einen oder anderen Spieler hinzubekommen. Und es wird auch so sein", sagte Flick nach dem 8:0 gegen Schalke 04. Seit Wochen schon weist er darauf hin, dass der Kader zu klein ist. Auch der FC Bayern müsse in Coronazeiten sparen, betont dagegen immer wieder die Chefetage. Götze könnte den optimalen Mittelweg verkörpern. Der ehemalige Dortmunder ist aktuell vereinslos und wäre daher ablösefrei zu haben.
PRO: Götze wäre ablösefrei zu haben
Das hohe Gehalt des WM-Helden, der beim BVB zuletzt rund zehn Millionen Euro pro Jahr verdient haben soll, könnte zum Hindernis werden. Allerdings müsste Götze klar sein, dass er nicht mehr mit dem Verdienst vergangener Tage rechnen kann. Und der FC Bayern könnte ihm einen besonderen Anreiz bieten, um seine Gehaltsforderung herunterzuschrauben. Götze betonte zuletzt, dass er unbedingt noch einmal die Champions League holen möchte. "Ich will meine Karriere nicht beenden, ohne diesen Titel einmal gewonnen zu haben", sagte er zuletzt der "Bild". Aktuell gibt es dafür wohl kaum eine bessere Adresse als den FC Bayern.
CONTRA: Götze und der FC Bayern - ein Missverständnis
Als Götze im Sommer 2013 für 37 Millionen Euro Ablöse aus Dortmund nach München wechselte, wurde der Transfer als echter Coup gefeiert. Der offensive Mittelfeldspieler galt damals als das wohl größte Talent in Fußball-Deutschland. Dazu würde Götze an der Säbener Straße auch noch von Startrainer Pep Guardiola gefördert. Die Erwartungshaltung war hoch - und zumindest die erste Saison verlief für den Neuzugang vielversprechend: 45 Einsätze, 28 Scorerpunkte.
CONTRA: Götze und der FC Bayern - ein Missverständnis
Doch in den kommenden beiden Jahren kam Götze beim deutschen Rekordmeister seltener zum Einsatz. Die Zusammenarbeit mit Guardiola entpuppte sich nicht als die erhoffte Traumehe. Der Spanier verzichtete gerade auch in den ganz großen Spielen der Königsklasse häufig auf den Edeltechniker. Götze blieb oft nur die Zuschauerrolle. 2015/16 kam er nur noch auf 21 Einsätze und kehrte schließlich nach Dortmund zurück. Götze und Bayern - das ging als Missverständnis in die Bundesliga-Historie ein. Wollen sich beide Seiten das noch einmal antun? Zumal auch Götzes Rückkehr zum BVB ernüchternd verlief.
CONTRA: Eine Ersatzrolle ist zu wenig für Götze
Götze wird nie in die Sphären eines Lionel Messi vorstoßen. Und doch wäre eine dauerhafte Ersatzrolle, selbst bei einem Verein wie Bayern München, ein enttäuschendes Resultat. Mit 28 Jahren befindet sich Götze im besten Fußballalter. Ein Startplatz unter Hansi Flick erscheint unrealistisch. Warum nicht ein Wechsel zu einem etwas kleineren Verein, wie zum Beispiel dem FC Sevilla, dem zuletzt auch Interesse nachgesagt wurde?
CONTRA: Eine Ersatzrolle ist zu wenig für Götze
Götze braucht nach schwierigen Jahren in Dortmund vor allem Spielpraxis. Schafft er es, sich einen Stammplatz zu erkämpfen, wird er mehr Selbstvertrauen bekommen. Vielleicht kann er dann wieder zeigen, warum er einst als großes Wunderkind des deutschen Fußballs galt. Dass diese Entwicklung auf der Bayern-Bank stattfindet ist unwahrscheinlich, das hat bei Jugendklub Dortmund auch nicht funktioniert. Noch ist Götze zu jung, um sich dauerhaft mit der Zuschauerrolle zu begnügen.
CONTRA: Öffentlicher Druck könnten Götze und Bayern schaden
Selbst, wenn Götzes Stern in den letzten Jahren an Glanz verloren hat: Sein Name sorgt in der deutschen Fußball-Landschaft immer noch für Aufmerksamkeit. Eine Aufmerksamkeit, die sich für beide Seiten negativ auswirken könnte. Das mediale Brennglas, unter dem Götze in München stehen würde, wäre im Vergleich zu einem Auslandswechsel deutlich größer. Durchwachsene Vorstellungen münden bei einem solchen Topverein schnell in harscher Kritik. Götze braucht aktuell wohl eher das Gegenteil: Vertrauen und Bestätigung.
CONTRA: Öffentlicher Druck könnten Götze und Bayern schaden
Ein Faktor, der die Bayern während ihres Triumphzuges ausgezeichnet hat, war die mannschaftliche Geschlossenheit. Unter Flick strahlte das Team ein große Harmonie und einen messerscharfen Fokus aus. Mit Götze käme ein Spieler dazu, der wahrscheinlich nur eine Reservistenrolle einnimmt, aber dafür doch viel mediale Aufmerksamkeit auf sich zieht. Fragen zu Götze würden in jeder Medienrunde laut werden - selbst, wenn er sportlich nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die Bayern werden auch in der kommenden Saison um alle Titel mitspielen wollen, potenzielle Störfeuer können sie dabei nicht gebrauchen.