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5 Thesen zum 12. Spieltag: Dortmunds X-Faktor und Bayerns Schattenproblem
- Aktualisiert: 27.11.2023
- 18:39 Uhr
- Chris Lugert
Der 12. Spieltag der Bundesliga ist vorbei, welche Geschichten und Schlagzeilen haben sich ergeben? Im Mittelpunkt dieses Mal: Ein Dortmund-Youngster, eine Bayern-Legende und ein möglicher neuer Nationalstürmer. Die ran-Thesen zum Spieltag.
Von Chris Lugert
Bayer Leverkusen führt die Bundesliga weiter an, der FC Bayern ist der erste Verfolger: An der Spitze der Tabelle hat sich am 12. Spieltag nicht viel getan.
Dennoch bot auch das vergangene Wochenende wieder reichlich Stoff für Geschichten. ran hat die Thesen zum Spieltag gesammelt.
1. Bynoe-Gittens kann zum X-Faktor für den BVB werden
Nach 30 Minuten im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach schien die Welt von Borussia Dortmund kurz vor dem Kollaps zu stehen. Dass es schließlich doch nicht zum Worst Case kam, hatte auch viel mit Jamie Bynoe-Gittens zu tun.
Der 19 Jahre alte Engländer bereitete zunächst den Ausgleichstreffer zum 2:2 durch Niclas Füllkrug vor, kurz vor der Pause drehte er das Spiel mit seinem Tor komplett. Zum ersten Mal überhaupt war der Offensivspieler in der Bundesliga in einem Spiel an mindestens zwei Treffern beteiligt.
Langwierige Verletzungen verhinderten bislang seinen Durchbruch im schwarz-gelben Trikot, trotz unbestreitbarer Anlagen. Jetzt aber könnte Bynoe-Gittens endlich seinen Platz in der Stammelf finden. Für den BVB wäre das ein Glücksfall.
Es kommt nicht von ungefähr, dass Bynoe-Gittens mit Jadon Sancho verglichen wird. Der inzwischen bei Manchester United auf dem Abstellgleis stehende Ex-Borusse reifte in Dortmund zur Weltklasse. Ähnliches könnte auch seinem Landsmann gelingen.
Das Wichtigste zur Bundesliga
In den anstehenden Wochen mit fünf Hammerspielen in drei Wettbewerben am Stück kann der Flügelspieler den Unterschied ausmachen, schon gegen Gladbach deutete er mehr als nur an, wozu er in der Lage ist. Einen Spieler mit so viel Geschwindigkeit und solchen Qualitäten im Dribbling hat der teils lethargischen Angriffsreihe der Dortmunder gefehlt.
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2. Lange geht das Müller-Thema für Bayern nicht mehr gut
Spielt Thomas Müller nun immer oder nimmer? Die Tendenz geht klar zur zweiten Option, nachdem er beim Auswärtssieg beim 1. FC Köln sogar 90 Minuten auf der Bank geschmort hatte.
Und auch wenn sich Thomas Tuchel danach bei all seinen Ersatzspielern entschuldigte, weil er nicht einen einzigen Wechsel vorgenommen hatte, und auch explizit erklärte, er habe ja alles versucht, Müller aufs Feld zu kriegen: Das Thema kann für die Bayern zum Problem werden.
Bislang hält sich die Klub-Ikone zurück, Müller nimmt seine Rolle mit Ruhe hin. Aber wie lange noch? Wenn selbst die Verletzung seines direkten Konkurrenten Jamal Musiala nicht zu regelmäßigen Einsätzen führt, ist alles gesagt über seinen Stellenwert.
Es ist nicht davon auszugehen, dass Müller ewig stillhält. Trotz seiner 34 Jahre hat er noch jede Menge Ehrgeiz in sich und sieht sich noch lange nicht in der Rolle des Maskottchens. Schon andere Trainer vor Tuchel wollten Müller allmählich abschieben - und waren früher oder später ihren Job los.
Müller verfügt über viel Macht auch in der Kabine, Tuchel wird eine Menge Geschick benötigen, um das Thema zu moderieren. Unterschätzen sollte er es nicht - sonst fliegt ihm der Laden ganz schnell um die Ohren.
3. Leipzig ist raus aus dem Titelrennen
"Alle Jahre wieder" - gerade in dieser Zeit kurz vor Weihnachten hört man diese Worte häufig in den gängigen Radioprogrammen oder aus den Lautsprechern auf den Weihnachtsmärkten dröhnen. In Leipzig aber stehen diese Worte auch für die jährliche Inkonstanz, die RB regelmäßig aus dem Meisterschaftsrennen befördert.
Das Talent bei den Bullen ist bekannt, die Qualität in vielen Spielen zu sehen. Aber jede Saison schaffen es die Sachsen, sich durch Schwächephasen derart ins Hintertreffen zu befördern, dass sie mit der Vergabe der Meisterschale am Ende nichts zu tun haben.
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In der vergangenen Saison war diese Phase der Saisonstart, in der aktuellen Spielzeit killt der Herbst sämtliche Titelhoffnungen. Unentschieden gegen Bochum im Oktober, Niederlagen in Mainz und jetzt in Wolfsburg im November - das war schon zu viel angesichts der Stärke der Topteams Leverkusen und Bayern.
Elf Punkte fehlen bereits zur Tabellenspitze - kaum vorstellbar, dass die Leipziger da noch einmal herankommen. Angesichts der jungen und teils noch unerfahrenen Mannschaft sind Schwankungen hier und da vielleicht auch normal. Für die Meisterschaft reicht das aber nicht - erneut.
Problem für Leipzig: In den vergangenen beiden Saisons konnte sich RB jeweils mit dem Pokalsieg trösten. Das ist dieses Jahr nicht mehr möglich. Trotz toller Neuzugänge droht also ein Rückschritt.
4. Nagelsmann muss dringend bei Undav anrufen
Der VfB Stuttgart hat derzeit ein kleines Luxusproblem. Serhou Guirassy ist wieder fit, aber Deniz Undav ist so gut drauf, dass Trainer Sebastian Hoeneß die Qual der Wahl hat, welchen seiner Super-Knipser er aufstellt.
In Frankfurt traf Undav doppelt, in neun Spielen steht er bereits bei sieben Toren. Damit ist er der beste deutsche Mittelstürmer in der Bundesliga, von den für den DFB spielberechtigten Profis hat nur Leroy Sane (acht Tore) mehr auf dem Konto.
Bundestrainer Julian Nagelsmann sollte die Gelegenheit nutzen und schnell zum Telefon greifen. Zwar stehen die nächsten Länderspiele erst wieder im März an, doch Undav wird auch vom türkischen Verband umworben.
Der 27-Jährige hat offen gelassen, für welches Team er künftig spielen würde. Die Heim-EM im kommenden Jahr, sagte Undav jüngst, sei aber natürlich ein Traum.
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Berufungen in die Nationalmannschaft sollten nicht wie Gutscheine im Supermarkt an jeden verteilt werden, aber einen guten Stürmer kann das deutsche Team auf jeden Fall gebrauchen. Und bei Undav sollte man zugreifen, bevor es ein anderer tut.
5. Bjelica ist die richtige Wahl für Union
Wer hätte Raul nicht gerne wieder in der Bundesliga gesehen? Als die Gerüchte aufkamen, der Spanier würde das Traineramt bei Union Berlin übernehmen, schlugen die Herzen vieler Fans höher.
Aber hätte das wirklich gepasst? Zwar haben die Eisernen zuletzt einiges an Bekanntheit und internationalem Flair gewonnen, im Kern definiert sich der Klub aber immer noch über seine Bodenständigkeit.
Und hier ist Nenad Bjelica genau der richtige Mann. Der 52 Jahre alte Kroate steht für ehrlichen Fußball und für Arbeit. Er verkörpert viele der Tugenden, auf die auch Urs Fischer Wert gelegt hat.
Als Trainer kam Bjelica in den vergangenen Jahren viel rum, mit Dinamo Zagreb wurde er zweimal kroatischer Meister. Zuletzt war er sechs Monate mit durchwachsener Bilanz beim türkischen Topklub Trabzonspor tätig.
Durch seine drei Jahre als Spieler beim 1. FC Kaiserslautern kennt er Deutschland und die Bundesliga aber sehr gut, auch wenn sich seither viel verändert hat. Bjelica und Union - das ist ein Match.