Bundesliga
Alexander Nübel beim FC Bayern München: "Der Weg ist die Krux"
- Aktualisiert: 26.03.2021
- 22:57 Uhr
- ran.de / David Kreisl
Endet die von Anfang an kritisch beäugte Liaison zwischen Alexander Nübel und dem FC Bayern vorübergehend mit einer Leihe? Der Berater des Keepers geht in die Offensive.
München - Dass ein Ersatztorwart - selbst einer, der beim FC Bayern spielt - regelmäßig zum Gesprächsthema wird, ist eher selten. Und schon gar nicht während einer Länderspielpause, in der jener Keeper ohnehin sein Dasein auf dem Trainingsgelände fristet und nicht im Einsatz ist.
Im Einsatz während Länderspielpausen ist neuerdings aber Uli Hoeneß, Ehrenpräsident der Bayern und mittlerweile als TV-Experte tätig. Bei seinem Jungfernflug im Rahmen des WM-Qualifikationsspiels zwischen Deutschland und Island ließ es sich der 69-Jährige freilich nicht nehmen, über eine ganze Salve bunter Themen zu reden und zu poltern.
Freilich verlor er dabei auch einige Worte über seine Münchner. Und aufgrund fehlender anderer Baustellen ging es da um Alexander Nübel, den eingangs erwähnten Ersatztorhüter, den Hoeneß nicht nur versehentlich Andreas nannte, sondern für dessen Unzufriedenheit beim Rekordmeister Hoeneß auch gleich ein einfaches Rezept parat hatte: Der Manuel Neuer solle im halt "ein paar Spiele schenken", so Hoeneß am "RTL"-Mikrofon. Damit der Nübel bei den Bayern bleibt.
Salihamidzic schwärmt: "Strategisch und qualitativ Riesen-Gewinn"
Alexander Nübel und der FC Bayern – das war von Anfang an eine kuriose und skeptisch beäugte Liaison. Und man könnte Hoeneß' Versprecher als Nichtigkeit abtun, wenn er nicht ein sehr kleines, aber weiteres Kapitel in einer Geschichte wäre, die bislang geschrieben wurde von Missverständnissen, schlechter Kommunikation – und falschen Hoffnungen.
Und die ihr nächstes Kapitel nur wenige Stunden später bekommen sollte. Denn Stefan Backs, Nübels Berater, hatte bei "Sport1" noch einmal sehr ausführlich und sehr detailliert erzählt, was das Lager des Tormannes nicht erst seit gestern kommuniziert: "Dieses Jahr lief nicht so, wie es sich alle Beteiligten gewünscht haben."
"Sieben, acht europäische Spitzenklubs" seien an Nübel interessiert gewesen, bevor dieser im vergangenen Sommer ablösefrei zu den Münchnern wechselte. Schon damals schien die Aufgabe eines sicheren Stammplatzes bei seinem langjährigen Klub Schalke 04, um zu einem Verein zu wechseln, dessen Torwart und Kapitän Manuel Neuer heißt, durchaus gewagt. Der einzige Gewinner des Transfers schien der Rekordmeister zu sein, der als Ersatzmann für den Welttorhüter nun eines der besten deutschen Torwarttalente auf der Bank sitzen hatte.
Als einen "strategisch und qualitativ Riesen-Gewinn für den FC Bayern" bezeichnete Sportchef Hasan Salihamidzic damals den Deal. Nübel sei "ehrgeizig, sehr selbstbewusst, wird sich aber unterordnen" und "freut sich auf die Zusammenarbeit mit Manuel". Und auch für Backs habe das Konzept, dass der FCB seinem Klienten damals vorlegte, "schlüssig" geklungen.
Drei Spiele und eine Ansage von Neuer
Davon ist nicht mehr viel übrig. Drei Spiele machte Nübel für seinen neuen Klub, bei dem er irgendwann zur Nummer eins aufsteigen soll, bislang: zwei in der Champions League, eins im DFB-Pokal gegen den 1. FC Düren aus der Oberliga Mittelrhein. Und das, obwohl sich die Gerüchte über vertraglich zugesicherte Spielzeit in Nübels Arbeitspapier hartnäckig halten.
Schon ein halbes Jahr vor Nübels Dienstantritt an der Isar soll Salihamidzic Neuer in einem privaten Gespräch gebeten haben, 15 Spiele pro Saison an seinen neuen Ersatzmann abzugeben. Der Kapitän lehnte ab: "Ich bin kein Statist, sondern Protagonist und möchte immer spielen", sagte der 34-Jährige damals im Trainingslager in Doha. Sichtlich irritiert davon, dass das Gespräch mit dem Sportchef einen Weg an die Öffentlichkeit gefunden hatte.
Auch Coach Hansi Flick, der Nübel sportlich schätzt und dessen eigene Zukunft bei Nübels Verpflichtung noch nicht klar war, sagt, der Keeper habe gewusst, "auf was er sich einlässt". Klauseln in den Verträgen seiner Spieler kenne er generell nicht. Aber: "Es ist auch so, dass ich dafür da bin, um Entscheidungen zu treffen, wer spielt, wer nicht spielt. Das ist meine Aufgabe und da lasse ich mir auch nicht reinreden."
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"Ein zweites Jahr kann es so nicht geben"
Und nun? "Natürlich ist das Thema Leihe jetzt wieder ein Thema", sagt Backs, der Redebedarf mit den Münchnern sieht, um einen "gemeinsamen Entschluss" zu finden: "Auf der Bank wird er nicht besser."
Nübel habe in der laufenden Saison "vier, fünf Spiele" zu wenig gemacht. "Uns war klar, dass Alexander diese Rolle ein Jahr spielen kann, die er jetzt spielt", sagt sein Berater, "aber ein zweites Jahr kann es so nicht geben, denn das Thema Spielpraxis ist wichtig für ihn".
Dass die Lösung der verfahrenen Situation ein vorübergehender Tapetenwechsel ist, scheint deshalb immer wahrscheinlicher. Sogar für den Fall, dass Manuel Neuer ihm ein paar Spiele schenkt – und obwohl Salihamidzic das direkt nach Nübels Transfer eigentlich ausgeschlossen hatte. Seit mehreren Wochen wird der AS Monaco ein Interesse an einer zweijährigen Leihe nachgesagt, mit Niko Kovac steht im Fürstentum ein in München bestens bekanntes Gesicht an der Seitenlinie.
Denn am Ende soll das mit Nübel und den Bayern schließlich keine Chronologie der Missverständnisse bleiben, sondern zur Erfolgsgeschichte werden. "Alex und die Bayern haben das gleiche Ziel: Er soll mittelfristig die Nummer eins werden. Der Weg dahin ist die Krux", verriet Backs dann noch – und zeigte sich optimistisch: "Da wir alle das gleiche Ziel haben, werden wir eine Lösung finden, die Alexander gerecht wird."
David Kreisl
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